Milano trema: la polizia vuole giustizia (IT)
Polices parallèles (F)
Rue de la violence (F)
Polices parallèles en action (F)
Milán, tiembla, la policía pide justicia (ES)
The Violent Professionals
IT 1973
R: Sergio Martino
D: Luc Merenda, Richard Conte, Martine Brochard, Silvano Tranquilli, Bruno Corazzari, Lia Tanzi, Luciano Rossi, Antonio Casale, Sergio Serafini, Claudio Ruffini, Bruno Boschetti, Riccardo Petrazzi u.a.
Italienische Erstaufführung: 22.08.1973
Synchronkartei (Info)
Italo-Cinema.de
Score: Guido & Maurizio De Angelis
OFDb
"Say thank you and goodbye"
Infolge der immer heftiger werdenden Verbrechen sieht Kommissar Giorgio Caneparo (Luc Merenda) die liberale Haltung seiner Polizeibehörde gegenüber den kriminellen Banden fortwährend immer kritischer. Als dann auch noch sein Vorgesetzter, Kommissar DelBuono (Chris Avram), am hellichten Tag auf offener Straße von einem angeheuerten Killer eiskalt ermordet wird, knallen bei Caneparo sämtliche Sicherungen durch. Er quittiert unmittelbar den Polizeidienst, um fortan auf eigene Faust gegen die verbrecherischen Banden Mailands vorzugehen. Nachdem sich Caneparo erfolgreich in den Ring einer Gangsterbande einschleusen konnte, trifft er kurz darauf auf den bedeutenden Geschäftsmann Padulo (Richard Conte), der ihm wiederum ein äußerst lukratives Angebot unterbreitet: Giorgio soll zukünftig im Rahmen geplanter Banküberfälle als Fluchtfahrer agieren.
Doch je tiefer der hitzköpfige Ermittler in den mailändischen Verbrechersumpf eintaucht, desto stärker mehren sich die Zweifel, dass es sich bei seinen neuen Freunden um eine handelsübliche Verbrecherbande handelt. Vielmehr scheint es so zu sein, dass es sich bei der kriminellen Brut um einen Haufen Anarchisten handelt, die das demokratische System ins Chaos stürzen wollen. Und als wäre das alles noch nicht genug, bekommt er von der drogensüchtigen V-Frau Maria X (Martine Brochard) den Hinweis, dass die eigentlichen Strippenzieher hinter den großangelegten kriminellen Machenschaften womöglich aus seinen eigenen Reihen stammen. Nach und nach wird Caneparo bewusst, in was für ein brandgefährliches Haifischbecken er geraten ist...
MILANO TREMA: LA POLIZIA VUOLE GIUSTIZIA stellt nicht nur Sergio Martinos gelungenes Regiedebüt im italienischen Polizeifilmgenre dar, sondern entpuppte sich auch als ein Erfolgsgarant an den Kinokassen, indem er diesen fast 1.162.500.000 italienische Lire einspielte. Gemeinsam mit Stefano Vanzina DAS SYNDIKAT, Umberto Lenzis MILANO ROVENTE, Roberto Infascellis DER UNERBITTLICHE VOLLSTRECKER, Enzo G. Castellaris TOTE ZEUGEN SINGEN NICHT und Marino Girolamis VERDAMMTE HEILIGE STADT (GEWALT RAST DURCH DIE STADT) zählt MILANO TREMA zu den ersten Produktionen, mit denen das italienische Polizeifilmgenre 'offiziell' eröffnet wurde. Obwohl das Drehbuch von Ernesto Gastaldi mit einigen Logiklöchern aufwartet, kann Sergio Martinos Hochglanzproduktion als vollends gelungen bezeichnet werden. Zudem enthält der Film sämtliche Ingredienzien, die einen guten Poliziesco auszeichnen. MILANO TREMA glänzt gleich mit einer fulminanten Eröffnungsszene, in der ein hochgesicherter Gefangenentransport außer Kontrolle gerät. Nachdem zwei altbekannten Übeltätern (Luciano Rossi und Antonio Casale) die Flucht aus einem streng bewachten Zug gelang, kapern diese nicht nur kurzerhand ein herannahendes Auto, sondern schicken auch dessen Besitzer gemeinsam mit seiner Tochter auf dem direkten Weg in die ewigen Jagdgründe. Dies hat wiederum zur Folge, dass Kommissar Caneparo bei ihrer Ergreifung gnadenlos Selbstjustiz walten lässt, anstatt die feigen Mörder einem rechtsstaatlichen Prozess beizuführen.
Weiterhin bietet der Film beeindruckende Verfolgungsjagden, bei denen zwei explizite Szene besonders ins Auge stachen: Zum einen wird die berühmt berüchtigte Szene aus den Lenzi-Filmen gezeigt, in der ein weißer BMW durch einen Berg brennender Kisten brettert. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass diese Szene ursprünglich von Umberto Lenzi gedreht wurde, denn soweit ich mich erinnere, wurde diese nur in Lenzis Polizeifilmproduktionen recycelt, die zeitlich nach MILANO TREMA entstanden. Leider kann ich mich auch nicht mehr daran erinnern, ob diese Szene bereits in Lenzis erstem Polizeifilm MILANO ROVENTE vorkam. Die zweite prägnante Szene zeigt den spektakulär in Szene gesetzten Car-Crash, bei dem eine schwarze Citroën- Limousine innig einen hilflosen Baum umwickelt. Martino verwendete die besagte Szene erneut in der Eröffnungssequenz seines zwei Jahre darauf entstandenen Polizeifilms DIE KILLER-MAFIA. Obwohl Lenzis Polizeifilme grundsätzlich etwas rotziger ausfallen, besitzt der von Luciano Martino und Carlo Ponti produzierte MILANO TREMA ebenfalls das Potenzial, ganz weit oben in der Polizeifilm-Liga mitzuspielen. Giancarlo Ferrandos Cinematografie erweist sich obendrein als ein visueller Genuss par excellence.
Obendrein wartet der Film mit einem unglaublichen Staraufgebot auf, von denen Sonnyboy Luc Merenda einen unerbittlichen Ermittler mimt, dem die kriminellen Machenschaften in seiner Heimatstadt Mailand mächtig aufs Gemüt schlagen. Daher beweist er sich nicht nur als ein schonungsloser Schädelbasisbrecher, der obendrein mit unliebsamen Mördern kurzen Prozess macht, sondern legt auch noch eine knallharte Hau-drauf-Mentalität an den Tag, die die meisten Schurken auf einen Schlag hin verstummen lässt. Als Merendas Gegenspieler brilliert Richard Conte in der Rolle des zwielichtigen Geschäftsmanns Padulo, wohingegen Martine Brochard überzeugend eine drogenabhängige V-Frau verkörpert. Hinzu kommt mit Silvano Tranquilli, Carlo Alighiero und Chris Avram eine erstklassig besetzte Polizeiriege, der wiederum mit Bruno Corazzari, Luciano Rossi, Antonio Casale, Sergio Serafini, Claudio Ruffini, Bruno Boschetti und Riccardo Petrazzi eine markant besetzte Schurkentruppe gegenüber steht. Angerundet wird das Spektakel mit einer hörenswerten Filmmusik von den de Angelis Brüdern.
Zwar wurde MILANO TREMA hierzulande weder auf einem Kaufmedium veröffentlicht, noch meines Wissens im TV ausgestrahlt, aber wie in der letzten Woche zufällig entdeckt, wurde dem Film im Jahr 1992 eine deutsche Synchronfassung durch die Hermes Synchron GmbH spendiert. Jetzt wäre es natürlich ein absolutes Highlight, wenn dieser erstklassige Poliziottesco erstmals in der deutschen Synchronfassung veröffentlicht werden würde. Könnte mir gut vorstellen, dass diese den Film zu einer noch kernigeren Angelegenheit wandelt, als es in der italienischen Sprachfassung sowieso schon der Fall ist.
Fazit: Was ist bloß mit der bis dato unaufgeführten deutschen Synchronfassung passiert? Wo mag sie wohl abgeblieben sein...?
Open Credits & Score:
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Car-Action:
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Filmplakate:
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Trailer: