Highway Racer (D)
Hetzjagd auf dem Highway (D)
Poliziotto sprint (IT)
SOS jaguar, opération casse gueule (F)
Highway Racer (Policía brigada especial) (ES)
Convoy Busters
IT 1977
R: Stelvio Massi
D: Maurizio Merli, Giancarlo Sbragia, Angelo Infanti, Lilli Carati, Glauco Onorato, Orazio Orlando, Tom Felleghy, Massimo Vanni u.a.
Deutsche Erstaufführung: 19.10.1977
Synchronkartei
Score: Stelvio Cipriani
Italo-Cinema.de
OFDb
“Verflucht, der fährt ja wie 'ne Sau!”
Marco Palma (Maurizio Merli) ist ein hitzköpfiger Polizist, der nicht nur von seinen Fahrkünsten als Zivilstreifenfahrer völlig überzeugt ist, sondern sich auch aufgrund seiner Überheblichkeit auf eigene Faust über bestehende Befehle seines Vorgesetzten Maresciallo Tagliaferri (Giancarlo Sbragia) hinwegsetzt und den laufenden Einsatz im Rahmen einer wilden Verfolgungsjagd nach seinen Vorstellungen durchführt. Nur ist sein selbst beschlossenes Vorgehen schlussendlich nicht von Erfolg gekrönt, denn bei einer wilden Verfolgungsjagd durch die Innstadt Roms wickelt er einen brandneuen Polizei-Alfa infolge eines fatalen Fahrfehlers samt Dienstkollegen um einen Baum, infolgedessen die Täter ungehindert entfliehen können. Völlig empört über die erdreistete Kompetenzüberschreitung seines tagtraumtänzelnden Zöglings empfiehlt Tagliaferri diesem eindringlich, doch erst einmal ein paar Fahrstunden zu nehmen, damit er seine doch recht bescheidenen Fahrkünste etwas aufbessern kann. Doch der völlig von sich selbst überzeugte Palma denkt überhaupt nicht daran, dem Vorschlag seines Vorgesetzten zu folgen. Im angesäuerten Ton teilt er Tagliaferri daraufhin mit, dass er sich keinerlei Schuld bewusst ist, denn der einzige Grund für das Misslingen der Verfolgungsjagd sei doch schließlich dem fehlende Hubraum des Dienst-Alfas geschuldet gewesen und keinesfalls seinen profimäßigen Rennfahrkünsten. Völlig uneinsichtig lässt er daraufhin hinter dem Rücken seines Vorgesetzten einen weiteren Dienst-Alfa umfrisieren, mit dem er im Anschluss bei einer erneuten Verfolgungsjagd nach flüchtigen Bankräubern zum wiederholten Mal sein Glück versucht. Aber leider geht auch diese Intervention mächtig in die Hose, denn sie endet nicht nur erneut im totalen Chaos, sondern führt auch zum Tod seines mitfahrenden Dienstkollegen.
Nachdem Palma vorübergehend vom Dienst suspendiert wurde, beendet er als erstes in einem Anfall pubertärer Hysterie seine Beziehung zu der hübschen Autohändlerin Francesca (Lilli Carati) und versinkt daraufhin völlig in Selbstmitleid. Doch aufgrund des schwerkriminellen Treibens eines brandfrischen Verbrechersyndikats aus Frankreich, die unter der Führung eines gewissen Jean-Paul Dossena (Angelo Infanti) eine Bank nach der anderen überfällt, bei denen sie jedes mal äußerst ausgeklügelte und stets mit Erfolg gekrönte Fluchtvarianten an den Tag legt, entsinnt sich Chef Tagliaferri schlussendlich wieder seines verstoßenen Zöglings, auf den er aufgrund seiner Verrentung als aktiver Fahrer letztlich doch angewiesen ist. Und genau aus diesem Grund unterbreitet er Palma schließlich das unglaubliche Angebot, ihn undercover unter falscher Identität in die Bande einzuschleusen, damit er Dossena und seiner Organisation das Handwerk legt. Eine Voraussetzung sei jedoch, dass Palma zuvor unter seiner Federführung ein paar Fahrstunden absolviert, wozu er ihm auch seinen brandneuen Dienstwagen präsentiert: ein Ferrari 250 GTE. Wird es dem überglücklichen Kommissar gelingen, den Ferrari fahrtechnisch in den Griff zu bekommen und Dossena im Anschluss zu überführen?
“Ich will verrückt leben bevor ich mir die Radischen von unten anschaue... Das Leben ist wie 'ne Schildkrötensuppe in Dosen: Du löffelst und löffelst und zum Schluss findest Du ein paar fette Bröckchen...”
Dieser turbulente Poliziesco von Genreveteran Stelvio Massi entpuppt sich als ein vorzüglich inszeniertes Action-Spektakel mit Anleihen zum amerikanischen Car Chase Movie und wartet dementsprechend auch mit halsbrecherischen Verfolgungsjagden und jeder Menge Blechschrott auf. Was mich oftmals an den Regiearbeiten Massis ein wenig stört, ist der fehlende Flow des Haupthandlungsstrangs, da dieser meist von den oftmals unausgegorenen Nebenhandlungssträngen ausgebremst wird. Bei HIGHWAY RACER hingegen flowt der Haupthandlungsstrang mit durchgetretenem Gaspedal von Beginn an und mündet ungebremst in einem fulminanten Finale. Ein Highlight des Films stellt die exzellent inszenierte Car-Action von Stunt-Coordinator Rémy Julienne dar: Schnörkellos, direkt und ohne jegliche Sperenzien genau auf den Punkt gebracht! Des Weiteren entpuppt sich dieses von US-amerikanischen Car Chase Movies inspirierte Polizeifilm-Vehikel weder als ein astreiner Polizeifilm, noch als eine pure Action-Komödie.
Ein völlig barlippiger Maurizio Merli spielt dieses Mal den überheblichen und unbelehrbaren Hitzkopf Palma, der gerne mal seine recht bescheidenen Fähigkeiten als Fahrer der Zivilstreife überschätzt und sich zudem in seiner maßlosen Überheblichkeit gerne über die Befehle seines Vorgesetzten hinwegsetzt. Dieser wird hier überragend von Giancarlo Sbragia verkörpert, der Palma nicht nur die volle Verantwortung am verpatzten Einsatz zuschreibt, sondern ihm auch ein unzureichendes Fahrtalent attestiert. Doch der nazistische Palma sieht die Gründe seines Scheiterns keinesfalls in den ihm zugeschriebenen Vorwürfen, sondern in der Bereitstellung unzureichender Mittel von Seiten seiner Behörde: Nach seiner Ansicht sei einzig und alleine der viel zu geringe Hubraum des ihm zur Verfügung gestellten Alfa Giulia 1600 der Grund für sein Versagen gewesen und verharrt dabei völlig unbeirrt in der Überzeugung, “mit einem Alfa Guilia 2000 wäre ihm das nicht passiert!” - denn Palma möchte unter allen Umständen ein Rennfahrer der Polizei werden... Als er dann endlich seinen neuen Dienstwagen-Ferrari präsentiert bekommt, grinst Palma nicht nur wie ein Honigkuchenpferd, sondern freut sich über das hochmotorisierte Geschenk auch noch wie ein kleines Kind. Eine weitere grandiose Szene ist der Moment, als Merli im Anfall einer pubertären Trotzreaktion die Beziehung zu der reizenden Lilli Carati völlig überstürzt beendet und danach in Selbstmitleid der Marke "Die Welt kann mich und meine Fahrtalente nicht verstehen" versinkt. An dieser Stelle kommt mir dann jedes Mal unweigerlich die Zeichentrickserie GRISU - DER KLEINE DRACHE in den Sinn, wobei ich aber anstatt "ich will Feuerwehrmann werden” andauernd "ich will Rennfahrer werden” vernahm. Frau Carati kann einem hinsichtlich ihrer suboptimalen Partnerwahl genauso Leid tun, wie Palmas jeweiligen Dienstpartner, die unfreiwillig ihren Dienst an seiner Seite schieben müssen. Zwar wirkt Merli in seiner oberlippenbartbefreiten Rolle als dauerquengelnder, sprücheklopfender und sich selbst überschätzender Funkstreifenfahrer zunächst etwas befremdlich, kann letztendlich aber in dieser dennoch überzeugen, denn er legt in der für ihn eher untypischen Kommissarenrolle eine äußerst unterhaltsame Performance an den Tag.
Zudem fand ich es auch sehr interessant zu sehen, dass bereits 1977 an zahlreichen Verkehrsknotenpunkten der italienischen Hauptstadt ein flächendeckender Kameraeinsatz eingeführt wurde. Während des Filmverlaufs kam mir außerdem auch immer wieder mal Luc Bessons TAXI in den Sinn, für den dieser Massi Streifen gegebenfalls als Inspirationsquelle gedient haben könnte. Eine weitere denkwürdige Szene ist die Amokfahrt über die 'spanische Treppe' der Santa Trinità dei Monti, die wohl schon damals unter Denkmalschutz stand. In Australien wurde diese Sause übrigens unter dem Titel CONVOY BUSTERS geführt, was wiederum zu einer Verwechselungsgefahr mit dem gleichnamigen Nachfolger führt.
Leider wurde sowohl die deutsche VHS-Fassung, als auch die deutsche Kinofassung im Vergleich zur italienischen Originalfassung um einige Minuten an Dialogszenen erleichtert, wobei sich aber die leicht überzeichnete als auch aufgekratzt wirkende Synchronisation als ein sehr unterhaltsamer Gaudi herausstellt, der keinesfalls mit flotten Sprüchen geizt. Die italienische Sprachfassung wirkt hingegen viel gesetzter und versprüht somit auch eine etwas andere Atmosphäre.
Die Filmmusik stammt übrigens von keinem Geringeren als Stelvio Cipriani und ist seit 2019 auch auf Vinyl und CD erhältlich. Obendrein ließ es sich das deutsche Synchronstudio nicht nehmen, ein wenig am ursprünglichen Einsatz der Filmmusik herumzubasteln: Stelvio Ciprianis legendäre Porn-Beat-Version von Iron Butterflys 'In a Gadda da Vida' ersetzt beispielsweise in der deutschen Synchronfassung nicht nur das eigentliche Titelstück, sondern erklingt auch noch zusätzlich im Rahmen des ersten Rennens zwischen Maurizio Merli und Angelo Infanti.
Fazit: Ein turbulentes Car-Chase-Spektakel mit einem barlippigen Maurizio Merli in bestform. Auf dass die Reifen quietschen mögen...
(Überarbeiteter Beitrag aus dem alten Forum: 07.09.2014)
Im Februar 2020 veröffentliche CAMERA OBSCURA von Massis HIGHWAY RACER eine erstklassige BD, die weiterhin zu meinen Highlights des noch laufenden Jahres zählt. Das als Bonus enthaltene Featurette: Faster Than A Bullet fand ich -gerade was das ursprünglich intendierte Ende angeht- sehr aufschlussreich. Weiterhin wird in dem Featurette ein gemeinsames Foto mit Armando Spadafora und Maurizio Merli gezeigt, das im Rahmen der Dreharbeiten zu HIGHWAY RACER entstand. Für den von Merli verkörperten Marco Palma stand Spadafora übrigens Pate, da dieser damals tatsächlich in einem Ferrari 250 GT/E seinen halsbrecherischen Polizeidienst vollzog.
BD-Screenshots von Camera Obscura:
► Text zeigen
Score: