DER DEUTSCHE FILM DER FÜNFZIGER JAHRE - Claudius Seidl

Literarische Klassiker und Neuerscheinungen zum Lieblingsthema
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Sid Vicious
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DER DEUTSCHE FILM DER FÜNFZIGER JAHRE - Claudius Seidl

Beitrag von Sid Vicious »

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Es gibt Bücher, die konsumiert man schneller als andere. Es gibt allerdings auch Bücher, die man förmlich aufrisst, weil sie einen einfach nicht loslassen. Eines dieser Sahnstücke ist Claudius Seidls DAS DEUTSCHE KINO DER 50ER JAHRE. Darin beleuchtet der Autor das damalige Zeitgeschehen und demonstriert, welchen Einfluss es auf das bundesdeutsche Kino und sein Publikum hatte. Ein Publikum, das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mittels ihrer Flucht in die Lichtspielhäuser vom Alltag und den zurückliegenden Schrecken abgelenkt werden wollte, stattdessen schöne Landschaften sehen, einfache Lösungen für klitzekleine Problemchen erfahren und dabei zuschauen wollte, wie liebesbedürftige Herzen zueinander fanden. Heimat deine Lieder, Tourismusfilm und ganz viel Wirtschaftswunder. Ein vornehmlich braves Jahrzehnt, das im Sinne Audenauers keine Experimente, sondern einfach nur Zuspruch wollte. Und wer konnte diesen Zuspruch schon besser vermitteln als das Mädel aus dem Schwarzwald, der Förster vom Silberwald sowie heldenhafte Ärzte und Priester? Doch neben Zuspruch gab es auch Problemfilme, es gab Revuefilme, es gab Abenteuerfilme, die den Kinoschauer in ferne Länder, weit entfernt von den grünen Wäldern und Heiden, reisen ließ. Ungeachtet der Heilen Welt und ihren bundesdeutschen Befürwortern entwickelte sich vornehmlich in der zweiten Hälfte der 1950er ein Anteil vor Skeptikern, die im heimischen Kino ihre Identifikationsfiguren suchten, aber nicht wirklich finden konnten (die Krise des bundesdeutschen Kinos ließ eh nicht mehr lang auf sich warten). Romy, als sie älter wurde, und Horst, der m. E. als Freddy Borchert einen ganz tollen, rebellischen Auftakt startete, hatten durchaus das Zeug für diesen Status, was die bundesdeutschen Filmproduzenten wie Illustrierten jedoch nicht erkannten oder ggf. auch nicht erkennen wollten.

Na ja, was ich zumindest erkannt habe: DAS DEUTSCHE KINO DER 50ER JAHRE ist ein bestens strukturiertes Buch, das zu einer Zeitreise einlädt, welche die Zeit verfliegen lässt.
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