SOKO 5113

Der Tummelplatz für alle Serienjunkies und Binge-Watcher!
Von DALLAS bis DENVER, vom TATORT in die LINDENSTRASSE über BREAKING BAD bis hin zu GAME OF THRONES.
Antworten
Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3764
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

SOKO 5113

Beitrag von Prisma »



SOKO 5113


Soko.jpg
Soko.jpg (104.01 KiB) 3330 mal betrachtet

● SOKO 5113 (D|1978-2015)
in den Hauptrollen: Michel Guillaume, Wilfried Klaus, Hartmut Schreier, Bianca Hein, Florian Odendahl, Gerd Silberbauer,
Joscha Kiefer, Werner Kreindl, Christine Döring, Bernd Herzsprung, Christofer von Beau, Olivia Pascal, Heinz Baumann, u.v.a.
hergestellt durch die Elan Film | UFA Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
eine Serie von | Kai Borsche | Bodo Schwarz | Ulrich Stark | Zbynek Cerven | Thomas Nikel | Michael Wenning | Carl Lang | u.a.



Bereits im Jahr 1976 startete die Produktion der Kriminalserie "SOKO 5113", die ab Anfang 1978 beim ZDF erstmals ausgestrahlt wurde. Derartige Serien mit kriminalistischem Inhalt waren seit jeher ziemlich beliebt bei den Zuschauern, daher liefen derartige Formate auch ununterbrochen, beziehungsweise sukzessive bei unterschiedlichen Sendern. Die vier Zahlen im Titel nehmen Bezug auf die Durchwahl des Chefs, der beim Anlaufen der Serie von Werner Kreindl für 124 Folgen lang verkörpert wurde. Die "SOKO 5113" spielt wie beispielsweise "Derrick" oder "Der Alte" ebenfalls im Großraum München und hat erwartungsgemäß sehr tatkräftige Unterstützung durch die Stammbesetzung. Die Zahlenfolge "5113" wurde nach gut 37 Jahren, im Jahr 2016 geändert und trägt mittlerweile die jeweiligen Städte im Titel, in denen die Ermittlungen stattfinden. In bis zum jetzigen Zeitpunkt 41 Staffeln wurde die Besetzung immer wieder variiert, oder erweitert, außerdem kann die Serie mit beliebten Gastdarstellern des deutschen Fernsehens auftrumpfen. Die einzelnen Fälle sind abgesehen von Doppel- oder Mehrfachfolgen meistens in sich abgeschlossen und befassen sich, wie in einer Kriminalserie üblich, mit den vielen Gesichtern des Verbrechens.

Die Sonderkommission "5113" ist eine von zahlreichen deutschen Krimiserien, deren Anfänge ich persönlich noch intensiver mitverfolgt habe, allerdings als die Reihe Mitte der 90er Jahre häufiger wiederholt wurde. Das war zeitweise wie so eine Art Ritual nach der Schule, genau wie zum Beispiel bei "Mord ist ihr Hobby", je nachdem was gerade an Krimi-Stoff gelaufen ist. Das Konzept weiß damals wie heute mehr oder weniger zu überzeugen und die Fälle behandeln überwiegend interessante Geschichten, die vor allem nachvollziehbar erscheinen. Natürlich taugt die beste Serie nichts ohne die passenden Gesichter im Kreis des Ermittlerteams, die über die Jahre hinweg viele unterschiedlichste Akzente setzen konnten. Die Serie wurde von mir als Krimi-Fan von Hause aus damals viel regelmäßiger verfolgt und die neueren Episoden eher sporadisch bis gar nicht mehr, daher kann ich zum jetzigen Qualitätsstandard auch nicht mehr viel sagen. Die Serien-Vorstellung soll nochmals eine Art Wiedereinstieg bedeuten, denn wenn ich von anderen Formaten ausgehe, die in bestimmten Phasen immer wieder mit Vergnügen angeschaut werden, dürfte es auch hier aller Wahrscheinlichkeit nicht anders sein. Mittlerweile sind übrigens mehrere Staffeln von "SOKO 5113" auf DVD veröffentlicht worden.

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3764
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: SOKO 5113

Beitrag von Prisma »



SOKO80.1.jpg
SOKO80.2.jpg
SOKO80.3.jpg

● FOLGE 80 | SOKO 5113 | AUTOS À LA CARTE (D|1988)
mit Werner Kreindl, Heinz Baumann, Wilfried Klaus, Bernd Herzsprung, Olivia Pascal, Ingeborg Schöner
Gäste: Christiane Krüger, Hans Schulze, Kyra Mladeck, Herbert Bötticher, Anita Höfer, Vittorio Scarabelli, Claudio Caramaschi, u.a.
eine Produktion der Elan Film | im Auftrag des ZDF
Regie: Kai Borsche




Die Autohändlerin Inge Kayser (Christiane Krüger) wird verhaftet, die im Auftrag der italienischen Mafia deutsche Luxuskarossen stiehlt und nach Italien verschiebt. Zu den Hintergründen schweigt sie sich aus, bis die Sonderkommission ihr einen Deal anbietet, bei dem ihre kleine Tochter Laura eine bedeutende Rolle spielt. Ihr wird zugesichert dass sie das Sorgerecht nicht verlieren wird, wenn sie der Polizei behilflich ist, dem Auftraggeber und Mafia-Boss Don Carlo (Mario Cerza) das Handwerk zu legen. Zum Schein fädelt sie ein Geschäft ein, bei dem Kriminalhauptkommissar Göttmann (Werner Kreindl) als Mittelsmann auftritt und dem Auftraggeber vierzig fabrikneue Wagen der Oberklasse-Limousine BMW 750iL anbietet. Für Frau Kayser handelt es sich um ein äußerst gefährliches doppeltes Spiel, da sie von einem Mitarbeiter der Autoschieber-Bande observiert wird. Wird die SOKO Don Carlo dingfest machen können..?

Bei "Autos à la carte" handelt es sich um die 80. Folge der Kriminal-Serie "SOKO 5113", die hier bereits in der neunten Staffel am laufen war. Der Kriminalfall um Autoschiebung, mafiöses Tagesgeschäft und kaltblütigen Mord überzeugt zur Abwechslung durch südländisches Flair und dem dort angesiedelten Verbrechen, denn die länderübergreifende Ermittlungsarbeit gestaltet sich recht spektakulär, zumal sie in Italien einen ganz gelungenen Showdown erfährt. Die Geschichte um die Autoschieber-Bande und die Aktivitäten der Mafia wirkt dem Empfinden nach quasi zeitlos und würde sich auch aktuell noch sehr gut umsetzen lassen, lediglich das Design und die Preise der Luxuskarossen scheinen sich in Jahrzehnten bedeutend geändert zu haben, das der Ensembles übrigens auch. Der Einstieg geschieht schnell, die Sonderkommission macht die deutsche Zwischenhändlerin der italienischen Auto-Mafia dingfest und zu aller Überraschung bekommt man bei allen widrigen Umständen eine recht sympathische Person vorgestellt, die sich in dieser unbequemen Situation nur Sorgen um ihre kleine Tochter machen wird. Gute Voraussetzungen für die Polizei, über die Emotionen der Mutter einen Deal zu besiegeln und plötzlich befindet man sich auch schon in Italien. Kai Borsche verliert mit seinem Inszenierungsstil wirklich keine unnötige Zeit, was dieser Episode ein rasantes Profil verleiht. Auch die vielen Ortswechsel an Originalschauplätzen sorgen im Rahmen von TV-Verhältnissen für eine ungewöhnliche Opulenz. Sowohl die Ermittlungen und die allgemeine Vorgehensweise, als auch kriminelle Verstrickungen wurden hier authentisch geformt und dafür ist vor allem Göttmann und sein eingespieltes Team verantwortlich.

Werner Kreindl hat in seiner Schauspielkarriere oftmals unter Beweis stellen können, dass er ein Allround-Talent war. Die Schwierigkeit bei der Darstellung eines Serien-Charakters besteht hauptsächlich darin, dass ein Spagat zwischen Wiedererkennungswert und immer neuem Facettenreichtum zu meistern ist, was Werner Kreindl in dieser Serie mühelos unter Beweis stellen konnte. Seine Kollegen sind dem Empfinden nach in zwei Fraktionen aufgeteilt, die aus Heinz Baumann und Wilfried Klaus, sowie Olivia Pascal und Bernd Herzsprung bestehen, was für Ausgewogenheit, aber auch leichten Zündstoff sorgen kann. Als Instanz steht Göttmann über dem Geschehen, da er sozusagen als Drahtzieher zu sehen ist. Sein Inkognito wird durch die Kollegen hervorragend unterstützt, doch man muss sagen, dass dies nur eigentlich geschieht, da es eine undichte Stelle bei der italienischen Polizei gibt, die von Mafia-Boss Don Carlo finanziert wird. Die Gefahr, dass der Plan unterwandert wird, ist somit allgegenwärtig. Insgesamt wird der Zuschauer nicht gerade mit vielen Hintergrund-Informationen versorgt. Die Konzentration liegt daher hauptsächlich auf der Schilderung, wie die Falle zuschnappen soll und wie gefährliche Komplikationen beseitigt werden könnten. "Autos à la carte" ist insgesamt ein recht klassischer Kriminalfall geworden, der die Arbeit der Sonderkommission anschaulich darstellt, auch für humorvolle Untertöne, aber auch tragische Tendenzen wurde etwas Raum geschaffen. Kai Borsche realisierte eine sehr gelungene Folge, die insgesamt Wert darauf legt, nur Etappenerfolge herauszuarbeiten, denn auch wenn dieser Fall gelöst ist, wird die Arbeit für die Ermittler weitergehen, da sich die Kriminalität erfahrungsgemäß schnell wieder sammeln und aufrappeln kann.

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3764
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: SOKO 5113

Beitrag von Prisma »



ChristianeKrügerSOKO80.1.jpg
ChristianeKrügerSOKO80.2.jpg
ChristianeKrügerSOKO80.3.jpg

● CHRISTIANE KRÜGER als INGE KAYSER in
SOKO 5113 | AUTOS À LA CARTE (D|1988)



In Serien und vornehmlich Kriminal-Reihen war Christiane Krüger ein immer wieder auftauchender und gerne gesehener Gast, da sie sich den Voraussetzungen flexibel anpassen konnte. In der Reihe "SOKO 5113" übernahm die Hamburgerin zwischen 1987 und 2013 unterschiedliche Rollen in fünf Episoden. In Kai Borsches "Autos à la carte" spielt Christiane Krüger die im Berufsleben seriös wirkende Zwischenhändlerin der italienischen Auto-Mafia, und für den Zuschauer gibt es zunächst kaum erklärende Informationen über die Hintergründe, sondern nur über den weiteren Verlauf. Die alleinerziehende Mutter einer siebenjährigen Tochter wird trotz dieser Tatsache sehr gut in das Szenario integriert, bei ihrer frühen Festnahme wirkt sie ruhig und gefasst, allerdings nicht abgebrüht, was ihre Gunst beim Krimifreund steigen lässt. Nur als es um ihre kleine Tochter geht, die selbst in dieser anscheinend ausweglosen Situation ihr einziger Gedanke ist, wirkt sie plötzlich angespannt und nervös, was sich noch wie ein roter Faden durch diese international gefärbte Episode ziehen wird. Wieder einmal zeigt sich die Interpretin jeder Situation gewachsen. Bei den Verhandlungen mit ihren Mittelsmännern agiert die Geschäftsfrau trotz innerer Anspannung souverän und nervenstark, und es ist sehr gut nachzuvollziehen, dass Geschäfte im großen Stil gerade mit ihr erfolgreich abgewickelt werden konnten. Ihre Eleganz demonstriert dem Zuschauer förmlich, dass sie das Parkett der besseren Kreise sicher und erfolgreich begehen kann, auch dass sie sich auf das doppelte und überaus gefährliche Spiel auf beiden Seiten einlässt, beweist, dass die elegante Dame es ohnehin gewöhnt ist, sich in einer Männerdomäne zu behaupten, in der sie naturgemäß Risiken einzugehen hat.

Christiane Krüger interpretiert in dieser bereits 80. Episode eine ziemlich obligatorische Rolle im Bereich ihrer Ausflüge in Kriminal-Serien. Nicht immer über jeden Verdacht erhaben und oftmals sogar explizit auf der anderen Seite des Gesetzes stehend, schafft sie es dennoch, eine eigenartige Sympathie zu fabrizieren, da man sie einfach nicht als gewöhnliche Kriminelle identifizieren will und diverse andere Beweggründe im Hintergrund vermutet. Der Zuschauer ist daher überaus nachsichtig mit ihren Charakteren rund um halbseidene oder zwielichtige Damen, so auch mit Inge Kayser, mit der man sogar mitfiebern und sich eindeutig solidarisieren wird, da die eiskalte und rücksichtslose Hand des Verbrechens wesentlich unangenehmere Gesichter bekommen wird. Akzente werden wie üblich im Strukturieren und Skizzieren dieser Episoden-Hauptrolle gesetzt. Gestik und Mimik wirken hierbei nahezu perfekt abgestimmt, denn Inge Kayser gibt nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig von sich preis. Ein Großteil des Spannungsaufbaus geschieht über die immer noch attraktive Figur in diesem Schachspiel, das dem Empfinden nach von vorne herein verloren sein muss, auch wenn sich ein Etappenerfolg einstellen kann. Christiane Krüger steht in dieser Folge trotz der natürlichen Übersichtlichkeit einer derartigen Rolle genügend Raum für das freie Formen zur Verfügung, sodass man mit ihr erneut auf der sicheren Seite steht. Da sie von ihren betrogenen Komplizen im späteren Verlauf noch ziemlich hart angepackt wird, gibt sie der ohnehin brenzligen Atmosphäre zusätzliche Schützenhilfe und wird quasi zum tickenden Sekundenzeiger. Im Endeffekt hat man es bei der achtzigsten "SOKO 5113"-Folge mit einer guten Gast-Hauptrolle zu tun, die der Anforderung entsprechend sehr glaubhaft gelöst ist.



Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3764
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: SOKO 5113

Beitrag von Prisma »



SOKO1.jpg
SOKO2.jpg
SOKO3.jpg

● FOLGE 152 | SOKO 5113 | EIN INTERESSANTER TYP (D|1996)
mit Wilfried Klaus, Hartmut Schreier, Michel Guillaume, Olivia Pascal, Heinz Baumann
Gäste: Mark Keller, Barbara Frey, Axel Scholtz, Alexander Duda, Götz Otto und Sabina Sesselmann
eine Produktion der Elan Film | im Auftrag des ZDF
Regie: Jobst Oetzmann



Der freiberufliche Journalist Kerst (Axel Scholtz) setzt sich von einem öffentlichen Fernsprecher aus mit Kriminaloberkommissar Schickl (Wilfried Klaus) in Verbindung. Gerade in dem Moment, als Kerst brisante Informationen weitergeben will, wird die Telefonzelle von einem Baustellenfahrzeug erfasst. Die Zeugenaussagen ergeben, dass es sich um keinen Unfall handeln kann. Die Spur führt schließlich in einen bekannten Großkonzern, für den Kerst zuletzt tätig war. In diesem Zusammenhang arbeitete er an einem Artikel, der sich mit der Vita der Konzernchefin, Ellen Meersen (Sabina Sesselmann), befasste. Kriminalkommissarin Berger (Olivia Pascal) und ihr Kollege Schickl suchen die Chefetage auf, doch Frau Meersen ist nicht zu sprechen, sodass sie mit ihrem persönlichen Referenten, dem zwielichtig wirkenden Hannes Hallberg (Mark Keller) vorlieb nehmen müssen...

»Ich hätte das mit Geld geregelt...« Unaufgeregt und beinahe teilnahmslos legt Ellen Meersen den bedauerlichen Todesfall mit diesem Satz zu den persönlichen Akten und widmet sich lieber ihrem wesentlich jüngeren Mitarbeiter, der ihr auch nach Geschäftsschluss zur Verfügung zu stehen scheint. Da die Folge "Ein interessanter Typ" im Eiltempo zum Punkt gekommen war, kann das Mosaik ohne weitere Hintergrundinformationen von den Beamten der Sonderkommission zusammengefügt werden. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren und werden sehr anschaulich für den Zuschauer transparent gemacht. Bereits in der Chefetage des anvisierten Konzerns Meersen Enterprises wurden die möglichen Hintergründe im Rahmen von belastendem Material erwähnt, ohne zu direkten Aussagen zu kommen. Konkret wurde die kurz vor ihrem sechzigsten Geburtstag stehende Ellen Meersen allerdings nur in einem Bereich; nämlich, dass sie ganz offenkundig mit den Qualitäten ihres Liebhabers zufrieden ist. Die Person im Hintergrund ist in zweierlei Hinsicht hoch interessant. Zum einen ist es beachtenswert, dass man Sabina Sesselmann nach über 25 Jahren der Schauspiel-Abstinenz wieder einmal zu Gesicht bekommt, die sich als viel beschäftigte Interpretin bereits Mitte der 60er Jahre zur Ruhe gesetzt hatte. Zum anderen will die nebulös angelegte Rolle gefallen, da eine kalte Frau skizziert wird, die unter dem Deckmantel des scheinbaren Desinteresses kaum greifbar erscheint. Für Sabina Sesselmann handelte es sich bei dieser Gast-Rolle bereits um ihren letzten Auftritt vor der Kamera, da die sympathische Schauspielerin bereits im Jahr 1998 verstarb.

Mark Keller, im edlen Anzug und Porsche, als ihr engster Mitarbeiter, regelt die pikante Situation nach seinen eigenen Regeln, sowohl im Büro, als auch im Schlafzimmer. Seiner Chefin steht er beruflich zwar loyal zur Seite, allerdings gilt diese Loyalität nicht für den privaten Bereich, denn bei der erstbesten Gelegenheit schmeißt er sich an die attraktive Kommissarin Lizzy Berger heran, um ihr in eindeutiger Manier den Hof zu machen. Sie nimmt die plumpen Avancen an schließlich an, um in kriminalistischer Hinsicht weiter zu kommen, bis sie schließlich dem ersten Aufeinandertreffen mit Frau Meersen gegenübersteht, was jedoch schnell von der reichen Dame selbst beendet wird, da man sich immerhin noch unter ihrem eigenen Dach befindet. Ellen Meersen scheint die Zweigleisigkeit ihres Gigolos gewöhnt zu sein, und ihr ist es bis zu dem Zeitpunkt gleich, solange es sich nicht in ihrem Haus abspielt. Eine kurze Zurechtweisung klärt die Fronten und alles kann weitergehen wie bisher. Der Zuschauer blickt in dieser Episode etwas irritiert auf die fortlaufende Geschichte, die von privaten Angelegenheiten dominiert zu sein scheint. Fast könnte man den eigentlichen Kriminalfall und den heimtückischen Mord vergessen, wenn er ab einem gewissen Zeitpunkt nicht wieder indirekt aufs Tableau kommen würde. Insgesamt gesehen handelt es sich bei "Ein interessanter Typ" um eine eher durchschnittliche Folge ohne Längen, aber auch ohne Paukenschläge. Gerade in dieser Richtung wären ein paar inszenatorische Finessen des Regisseurs wünschenswert gewesen, denn am Ende klärt sich beinahe alles von selbst. Nichtsdestotrotz war es schön, Sabina Sesselmann noch einmal kurz gesehen zu haben, bevor der Vorhang endgültig gefallen ist.

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3764
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: SOKO 5113

Beitrag von Prisma »



SOKO358.1.jpg
SOKO358.2.jpg
SOKO358.3.jpg

● FOLGE 358 | SOKO 5113 | SPURWECHSEL (D|2006)
mit Wilfried Klaus, Hartmut Schreier, Michel Guillaume, Bianca Hein
Gäste: Christiane Krüger, Moritz Lindbergh, Tanya Neufeldt, Martin Böhnlein, Adrian Can, Andreas Seyferth, u.a.
eine UFA Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Bodo Schwarz




Sonja Amberg (Christiane Krüger) kommt eines Abends von einem misslungenen Vorsingen eines ihrer Schüler nach Hause und findet im Salon ihres Hauses ihren erschlagenen Mann vor. Er wurde von einem Unbekannten ermordet und die Ermittlungen der SOKO ergeben schnell, wer das Mordopfer zuletzt lebend gesehen hat. Die Befragungen gestalten sich insofern als schwierig, da einige Personen durch Geheimniskrämerei und mangelnde Kooperationsbereitschaft auffallen, doch es zeichnen sich eindeutige Motive ab. Kriminalhauptkommissar Schickl (Wilfried Klaus) nimmt unter Anderem die trauernde Witwe ins Visier, doch es bieten sich noch weitere Verdächtige in diesem nebulösen Fall an...

Der Inszenierungsstil der "SOKO 5113"-Folge "Spurwechsel" hat mit den Episoden der frühen Phase nur noch wenig gemein und es lassen sich lediglich noch ein paar gedankliche Brücken bauen, die sich dem Empfinden nach eher wie nostalgische Erinnerungen anfühlen. Selbstverständlich kommt diese Frischzellenkur dem Charakter der Serie sehr zugute und es zeigt sich ein moderner Transfer, der diese im handwerklichen Sinn gut komprimierte Folge sehenswert macht. Ein früher Mord und die schnelle Integration der Tatverdächtigen sorgt für ein angemessenes Tempo, und es sind vor allem die Ermittlungen, beziehungsweise Verhöre, die den Ton angeben. In diesem Zusammenhang fällt der sachliche und vollkommen pragmatische Tenor auf, der von allen Instanzen des Ermittlerteams ausgeht. Der Fall an sich wird gewollt nebulös gehalten und der determinierte Weg zum Ziel besteht aus sorgsam geordneten Etappen, die vor allem durch die straffe Montage mit diversen Einblendungen und parallel geschalteten Verhörszenen für gute Momente sorgen. Der Fall an sich bleibt insgesamt jedoch leider herkömmlich und hält sich mit zu vielen Nebensächlichkeiten auf, die dem Zuschauer als wichtige Indizien aufgetischt werden, wobei das Motiv um den rätselhaften Mord so lange wie möglich im Dunkeln gehalten wird. Hohe Widerstände und die teils absurd klingenden Geschichten der verdächtigen Personen stiften Verwirrung und Ratlosigkeit, zumindest beim Zuschauer, allerdings lässt sich das Team der Sonderkommission davon erst gar nicht beeindrucken und kommt der Lösung zielstrebig näher.

Die interessanteste Komponente in dieser Episode ist sicherlich die Zusammenarbeit der Ermittler, da die einzelnen Personen dem Anschein nach bei ihren Alleingängen nicht so perfekt funktionieren, wie es im Team der Fall ist. Etliche, vom Grund auf unterschiedliche Eigenschaften treffen in "Spurwechsel" aufeinander, aber es wird auch durchaus eingeräumt, dass es zu Fehlern kommen darf, die nur allzu verständlicher Natur sind. Leider muss dennoch betont werden, dass der Kriminalfall samt Ausarbeitung bestimmt keine Sternstunde der Serie darstellt, denn der Verlauf ist unterm Strich zu eintönig und nahezu uninteressant ausgefallen. Die Twists wirken vorhersehbar, außerdem wird die Kohärenz mehr als einmal auf die Probe gestellt. Einfallslos plätschert das Szenario also vor sich hin, sodass man sich an einige Strohhalme in Form der teils prominenten Gäste klammern muss. Eine Episoden-Hauptrolle für Christiane Krüger macht sich erfahrungsgemäß stets gut, und hier ist sie in einer gut strukturierten Rolle zu sehen, die mit den üblichen ihrer Kniffe ausgestattet ist. Im Rahmen von Misstrauen und Vertrauen entsteht mit ihr ein Wechselbad der Gefühle, was natürlich förderlich für die sonst eher spannungsarme Geschichte ist, aber vergleichsweise kein großes Highlight in ihrer Karriere darstellt. Besonders erfreulich erscheint noch der Auftritt der überaus gerne gesehenen Tanya Neufeldt, die sich problemlos in die Riege der schlecht einzuschätzenden Personen einreiht. Am Ende wirkt der Fall schließlich viel zu konstruiert, um überzeugend zu wirken, da auch alles zu reibungslos über die Bühne gezwungen wird. Große Überraschungen bleiben in Bodo Schwarz' Beitrag schließlich aus, sodass sich nur ein "Spurwechsel" zu inszenatorisch dichteren Episoden abzeichnen kann.

Benutzeravatar
Maulwurf
Beiträge: 325
Registriert: Fr., 20.11.2020 05:39

Re: SOKO 5113

Beitrag von Maulwurf »

Prisma hat geschrieben:
Mi., 28.04.2021 20:08
Der Inszenierungsstil der "SOKO 5113"-Folge "Spurwechsel" hat mit den Episoden der frühen Phase nur noch wenig gemein und es lassen sich lediglich noch ein paar gedankliche Brücken bauen, die sich dem Empfinden nach eher wie nostalgische Erinnerungen anfühlen. Selbstverständlich kommt diese Frischzellenkur dem Charakter der Serie sehr zugute und es zeigt sich ein moderner Transfer, der diese im handwerklichen Sinn gut komprimierte Folge sehenswert macht.
In den letzten Wochen habe ich die ersten drei Staffeln gesehen, und war schwerstens begeistert. Hast Du eine Idee, bis wohin man sich die Serie anschauen kann, bevor sie diese "frühe Phase" und damit den Nostalgiefaktor hinter sich lässt? Immerhin habe ich die Serie damals Ende der 70er jeden Montag vor der Glotze verfolgt, da sind auch viele Erinnerungen dabei.
Ich hatte überlegt, bis zu Herles Ausstieg zu schauen, aber selbst das sind einige viele Folgen. Hast Du vielleicht eine bessere Idee?

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3764
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: SOKO 5113

Beitrag von Prisma »

Maulwurf hat geschrieben:
Mi., 28.04.2021 20:38
Hast Du eine Idee, bis wohin man sich die Serie anschauen kann, bevor sie diese "frühe Phase" und damit den Nostalgiefaktor hinter sich lässt?

Das ist für mich wirklich schwer zu beantworten, zumal ich das Anschauen zunächst nicht an der Stammbesetzung der Serie fest gemacht hatte, sondern immer an bestimmten Gästen. Meine ersten Folgen habe ich nur wegen Christiane Krüger geschaut, dann habe ich an der Serie aber auch so gefallen gefunden und dann immer wieder mal Folgen angesehen. Das war hauptsächlich in den 90er Jahren, also bin ich kein SOKO-Zuschauer der ersten Stunde. Ich habe bislang die ersten zwei Staffeln gesehen und fand sie sehr gut. So verbinde ich die Serie immer mit den Gesichtern der Anfänge, aber das hilft auch nicht so recht weiter, da die zeitlichen Intervalle sehr stark variieren. Für mich würde ich das Ende mit Herle oder vielleicht sogar Göttmann setzen und schauen, ob ich dann noch Lust habe mit der Serie weiterzumachen. Das kenne ich beispielsweise von "Der Alte" so. Ich habe auch nach Siegfried Lowitz noch mit vier Staffeln weiter gemacht, bislang drei geschaut und dann die Geduld verloren, da mich die Fälle und die Personen nicht mehr angesprochen haben.

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3764
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: SOKO 5113

Beitrag von Prisma »



Soko248 (1).jpg
Soko248 (2).jpg
Soko248 (3).jpg

● FOLGE 248 | SOKO 5113 | LUDWIG DER LETZTE (D|2001)
mit Wilfried Klaus, Hartmut Schreier, Michel Guillaume, Christine Döring
Gäste: Karin Dor, Christian Hoening, Max Urlacher, Peter E. Funck und Broder B. Hendrix
eine UFA Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Patrick Winczewski



Die Presse stürzt sich auf einen ungewöhnlichen Fall am Starnberger See, denn es scheint, als sei Ludwig II erneut dort ertrunken. Die Ermittlungen führen zur reichen Unternehmerfamilie Stassfurth, denn es stellte sich heraus, dass es sich bei dem Toten um den ältesten Sohn des Hauses handelt. Der exzentrische König-Ludwig-Fanatiker wird von seiner Mutter Berenike (Karin Dor) identifiziert, doch damit scheint die Zusammenarbeit mit der Polizei auch schon beendet zu sein, denn die Dame fällt weiterhin durch Schweigen auf, ebenso wie ihr Sohn Paul (Broder B. Hendrix). Hauptkommissar Schickl (Wilfried Klaus) ahnt, dass die Familie ein dunkles Geheimnis zu verbergen hat, das sich als Schlüssel für den mutmaßlichen Selbstmord herausstellen könnte...

Die "Soko 5113" hatte schon viele eigentümliche Fälle zu lösen, doch hier beginnt das Szenario überraschend bizarr, denn König Ludwig II wird mit einer Kutsche zu dem See gebracht, aus dem man ihn wenig später tot bergen muss. Natürlich ist der vermeintliche König ein Normalbürger, den die Polizei später als Vermissten in König-Ludwig-Vereinen suchen wird, die in Bayern ausgiebig vorhanden sein sollen. Im Leichenschauhaus identifiziert Karin Dor den falschen König, beziehungsweise ihren eigenen Filmsohn mit einem Kuss auf die Stirn, und es stellt sich die Frage, ob diese bereits 248. Episode der beliebten Krimireihe auf eben diesem k.u.k.-Nährboden weitergehen wird, indem man sich ausgiebig einem nie enden wollenden Mythos bedient. Ein Schwenk auf eine Großbaustelle, auf der der Tote durch die Fernsehdurchsage ebenfalls schnell identifiziert ist, deutet auf den vermutlich proletarischen Hintergrund der Tat hin, doch als Zuschauer ist man gespannt, zumal man etwas Unerwartetes angeboten bekommt. Ein von Hauptkommissar Schickl sichergestellter Abschiedsbrief deutet vage in die Freitod-Richtung hin, die allerdings viel zu profan erscheint, was nicht nur das Publikum so zur Kenntnis nimmt, sondern auch die Polizei, da es immerhin ein immenses Erbe von rund 65 Millionen D-Mark zu beklagen gibt. Zumindest für den Toten. Die Episoden-Hauptrolle spielt interessanterweise Karin Dor als Berenike Stassfurth, die reiche Witwe eines Industriellen, und sie wirkt recht hoheitsvoll, aber ebenso unterkühlt und gebieterisch. Beinahe am Ende ihrer erfüllten Karriere angekommen, zeigt sie eine überzeugende Altersrolle, die zahlreiche Rätsel innerhalb eines bizarren Todesfalles aufgibt, bei dem für verdächtig lange Zeit nicht über Mord gesprochen wird. So bäumt sich erwartungsgemäß ein dunkles Familiengeheimnis auf, das gehütet und vor der Öffentlichkeit abgeschirmt wird wie ein Schatz.

Ludwig Stassfurth hielt zum Missfallen seiner Familie einen - wie sein Bruder abschätzig sagt - »Jüngling« aus, und man hatte wohl große Angst davor, dass der unbequeme Lebenswandel des ausgewiesenen Spaßvogels ans gesellschaftliche Tageslicht gelangt. Da die Familie ihn mit einem psychiatrischen Gutachten kaltstellen wollte, bleibt das Gespenst Selbstmord immer über dem Szenario hängen, allerdings bieten sich auch eine Verdächtige an, die es letztlich gewesen sein könnten. Die Episode bietet einen stetigen und isolierten Wechsel zwischen dem Aufrollen von familiären Geheimnissen und dem Vorstellen entsprechender Personen des Umfeldes und der Arbeit der Polizei, die vor allem routiniert aber nicht immer ausgeklügelt wirkt. Erfahrungsgemäß werden es die blank liegenden Nerven richten, sodass man nur aufmerksam abwarten muss, um die Fäden richtig zu ordnen. Karin Dors Rolle wirkt exponiert, der Spielzeit aber letztlich untergeordnet. Die Geschäftsfrau ist nicht nur Unternehmer-Witwe, sondern sie führt das Geschäft selbst, was sich in ihrer Art, mit anderen umzugehen, herauskristallisiert. Zeitweise schwebt sie durch die Räume ihres Hauses und gibt einen bestimmenden Ton an, da sie es offensichtlich gewöhnt ist, Ansagen zu machen, die auch befolgt werden müssen. Unter der Regie von Patrick Winczewski wird der einst große deutsche Star hervorgehoben, wo es nur geht, doch leider kann niemand etwas gegen die vom Kern her geschwächte Geschichte ausrichten, die sich anfangs extravagant angeboten hatte, doch gegen Ende immer mehr an Lack einbüßt. So bleibt "Ludwig der Letzte" als durchschnittliche und leider vorhersehbare Folge mit tollem Besetzungsbonus in Erinnerung, die ihre Stärken bereits am Anfang verspielt hat, ohne daran zu denken, dass es am bitteren Ende auch noch etwas an Fahrt gebraucht hätte. So bleibt der Fall zwar nicht als schlecht, aber auch nicht besonders außergewöhnlich in Erinnerung.

Antworten