DIE SCHWARZWALDKLINIK

Der Tummelplatz für alle Serienjunkies und Binge-Watcher!
Von DALLAS bis DENVER, vom TATORT in die LINDENSTRASSE über BREAKING BAD bis hin zu GAME OF THRONES.
Antworten
Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3772
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

DIE SCHWARZWALDKLINIK

Beitrag von Prisma »




Bild

● DIE SCHWARZWALDKLINIK (D|1985-1989)
in den Hauptrollen: Klausjürgen Wussow, Gaby Dohm, Sascha Hehn, Karin Hardt, Evelyn Hamann, Christian Kohlund
eine Produktion der Polyphon | Im Auftrag von ZDF | ORF
eine Serie von Alfred Vohrer | Hans-Jürgen Tögel



"Die Schwarzwaldklinik" zählt zu den bislang erfolgreichsten deutschen Serien überhaupt, und konnte sich zur Ausstrahlungszeit Mitte der Achtziger hohe Marktanteile mit etwa 60 % (bei bis zu 28 Millionen Fernsehzuschauern) sichern. Außerdem avancierte die Serie zusätzlich zum Welterfolg und wurde in 38 Länder exportiert. "Die Schwarzwaldklinik" ist tatsächlich in lebhafter Erinnerung geblieben, weil die Serie damals Samstags, beziehungsweise Sonntags zur Prime-Time gesendet wurde, und im familiären Rahmen eine Art TV-Happening dieses Zeitrahmens darstellte. Nahezu keine Folge wurde verpasst und die Unterhaltungssendung steht in meiner Erinnerung, vielleicht auch nicht zuletzt aufgrund der wöchentlichen Intervalle, ziemlich beispiellos da, was Sehverhalten und Kontinuität angeht. Auch heute sehe ich die Serie immer noch, und mitunter auch immer wieder gerne, da sie zahlreiche Erinnerungen mit sich bringt. Zur Hochzeit der "Schwarzwaldklinik" war man mit der Familie ja schließlich selbst im Glottertal um den Carlsbau zu besichtigen, dessen Fassade zumindest als Kulisse für die Klinik diente, genau wie der umliegende Park (die Innenaufnahmen fanden allerdings in einem Hamburger Studio statt), außerdem wurde das Heimatmuseum Hüsli besichtigt, welches in der Serie die Brinkmann'sche Residenz darstellte.

Aus heutiger Sicht, aber vor allem aus der damaligen Sicht eines Kindes, waren diese Touren an Originalschauplätzen etwas ganz Besonderes, man war da, man war quasi dabei, man hatte etwas Spektakuläres zu berichten, auch wenn ich mich an die Enttäuschung erinnere, keinen der Brinkmanns gesehen zu haben. Beim erneuten Anschauen einiger folgen der ersten Staffel fühlte ich mich wieder einmal zurückversetzt, da mir unzählige Drehorte aufgefallen sind, an denen man selbst in einigen Schwarzwald-Urlauben war, wie beispielsweise den Triberger Wasserfällen, am Titisee oder in Freiburg, um nur wenige zu nennen. Auch musste ich schmunzeln, als ich an einen kleinen Kindheitstraum von mir denken musste, denn ich wollte unbedingt selbst irgendwann immer mal einen Audi 100 fahren, den Wagen in der Serie, mit dem Professor Brinkmann seine Touren gemacht hat. Naja, gut zwanzig Jahre später war es ja sogar auch so weit und ich muss schon sagen, dass ich an eines der größten und ruhigsten Autos zurückdenken kann, die ich jemals gefahren bin, wobei ein derartiger Traum bei mir heute definitiv von einem anderen Fabrikat stammt. Die Folgen der 70-teiligen Serie sind heute wie damals schön kurzweilig und überzeugen mit vielen unterschiedlichen Inhalten, die teilweise heute noch aktuell erscheinen und vielen charakteristischen Landschaftsaufnahmen. Außerdem sind Stab und Besetzung immer hervorragend gewesen, ja, und die Titelmelodie garantiert nach wie vor richtige Ohrwurm-Qualitäten. Vielleicht hat der ein oder andere ja auch noch ein paar Erinnerungen zur Serie beizusteuern!




Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3772
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: DIE SCHWARZWALDKLINIK

Beitrag von Prisma »



Schwarzwaldklinik1.1.jpg
Schwarzwaldklinik1.2.jpg
Schwarzwaldklinik1.3.jpg

● FOLGE 1: DIE HEIMKEHR (1985)
in den Hauptrollen: Klausjürgen Wussow, Gaby Dohm, Sascha Hehn, Karin Hardt und Heidelinde Weis
mit Eva Maria Bauer, Karl Walter Diess, Holger Petzold, Alf Marholm, Franz Rudnick, Karin Eckhold, Barbara Wussow, Jochen Schroeder
als Gäste: Christiane Krüger, Maria Körber, Dirk Galuba, Marie-Luise Marjan, Werner Kreindl, Udo Thomer, Hans Paetsch, u.a.
eine Produktion der Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft mbH. | im Auftrag von ZDF | ORF
Regie: Alfred Vohrer

»Wenns juckt und zwickt, dann heilts!«


Der Chirurg Professor Klaus Brinkmann (Klausjürgen Wussow) kehrt an seinen Geburtsort zurück um Chef der Schwarzwaldklinik zu werden. Mit seiner Haushälterin Käti (Karin Hardt) bezieht er sein Elternhaus, in dem momentan nur sein Sohn Udo (Sascha Hehn) wohnt, der ebenfalls Assistenzarzt in der Schwarzwaldklinik ist. Die Stimmung zwischen Vater und Sohn ist ohnehin sehr angespannt, doch als sich der Professor auch noch sehr gut mit Udos abgelegter Freundin Schwester Christa (Gaby Dohm) versteht, ist das Verhältnis noch mehr gereizt. Zum ersten Zwischenfall in der Klinik kommt es durch einen schweren Autounfall, verursacht von einem Betrunkenen namens Hensle (Dirk Galuba), der sich dabei nur ein Bein gebrochen hat, aber der Fahrer des anderen Wagens stirbt an seinen schweren Verletzungen in der Klinik. Professor Brinkmann erkennt den Unfallverursacher, der ihm zuvor mit einem riskanten Überholmanöver in Gefahr gebracht hatte. Was wird der Chefarzt der Schwarzwaldklinik unternehmen..?

Die Pilotfolge der "Schwarzwaldklinik" in Spielfilmlänge hatte seinerzeit eine beachtliche Einschaltquote von 24,53 Millionen Zuschauern. Unter der Regie von Alfred Vohrer geschieht die Einführung sehr mitteilsam und straff, charakterisiert zunächst Professor Brinkmann und seine Haushälterin Käti sehr gut, bis auch schon nach kurzer Zeit der Autounfall passiert, um die Folge thematisch anzubahnen. Alfred Vohrer beweist hier erneut sein Gespür für Spannungsaufbau und die Sache kommt schnellstens in Fahrt, ohne dabei diverse Nebenhandlungen zu vernachlässigen. Um einen Gesamteindruck zu liefern, werden immer mal wieder längere Sequenzen der herrlichen Landschaft gezeigt, die mit der Musik von Hans Hammerschmid, die so gut wie jeder kennen dürfte, untermalt sind. Thematisch sieht man neben der "Heimkehr" viele andere Plot-Fragmente und damit verbunden sind sehr präzise Zeichnungen der Haupt- und Nebencharaktere, sowie der Gastdarsteller. Brinkmanns Sohn Udo wird sofort als eine Art Schwarzwald-Casanova präsentiert, und das angespannte Verhältnis offeriert Wurzeln, die in der Vergangenheit liegen. Auch in der Klinik sieht man episodenhafte Schicksale wie das der schwangeren, betrogenen Frau, oder der jungen Geliebten mit Suizid-Absichten, das Verhalten des Mannes der dafür verantwortlich ist, oder die stille Verzweiflung der Frau, deren Diagnose ein Todesurteil geworden ist. Der Klinik-Betrieb wird mit seiner Komplett-Ausstattung authentisch dargestellt, die beteiligten Personen scheinen allesamt Originale zu sein.

Dass die Rolle des Professor Brinkmann mit Klausjürgen Wussow, und nicht wie ursprünglich geplant mit Armin Mueller-Stahl besetzt wurde, kann man rückblickend als Glücksgriff bezeichnen und Wussow zeigt sich von Anfang an wie geschaffen für diese Rolle. Vor Dienst-Antritt sondiert er bei der erstbesten Gelegenheit sein neues Territorium, da er sich an einem rostigen Nagel verletzt hat und in der Klinik als Patient auftaucht. Sein souveränes Auftreten kombiniert eine sachliche, aber auch menschliche Art im Umgang mit seinen Zeitgenossen, immer wieder kommt auch der Schalk im Nacken zum Vorschein und Professor Brinkmann wirkt sehr sympathisch als Zugpferd für die Serie. Die anderen Hauptrollen werden ähnlich markant aufgebaut, was sich sogar wie ein roter Faden bis in die Gast- und Nebenrollen zieht. Der Klinik-Alltag wird sehr eingängig und nachhaltig dargestellt und bei dem Durchleuchten diverser Patienten, beziehungsweise Schicksale entstehen brauchbare, und sehr eigenständig wirkende Geschichten für die Nebenhandlung, was diesen Pilotfilm sehr kurzweilig wirken lässt. Als beinahe revolutionär kann man die Sequenzen aus dem Operationssaal bezeichnen, die die tägliche Mechanik eines Klinikbetriebes verdeutlichen, überhaupt hat eine sehr professionelle fachliche Beratung stattgefunden, was sich nicht nur in den Bildern, sondern vor allem in den Dialogen und Erklärungen widerspiegelt. Der Grundstein ist also mit "Die Heimkehr" überaus günstig gelegt worden und Alfred Vohrer zeigt erneut sein Können in unterschiedlichsten Bereichen. Auf diesem hohen Niveau kann (und wird) es also weitergehen.

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3772
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: DIE SCHWARZWALDKLINIK

Beitrag von Prisma »



ChristianeKrügerSchwarzwaldklinik1.jpg
ChristianeKrügerSchwarzwaldklinik2.jpg
ChristianeKrügerSchwarzwaldklinik3.jpg

● CHRISTIANE KRÜGER als FRAU GROẞMANN in
DIE SCHWARZWALDKLINIK - DIE HEIMKEHR & HILFE FÜR EINEN MÖRDER (D|1985)



Christiane Krüger kann in vielen Bereichen quasi als Frau der ersten Stunde gefunden werden, so auch in der Anfangsphase der 1985 zum ersten Mal ausgestrahlten Serie "Die Schwarzwaldklinik". Generell lässt sich zu deutschen Serien ja sagen, dass sie es sich stets zur vornehmsten Aufgabe machten, neben spannenden und publikumswirksamen Geschichten auch ein großes Star-Aufgebot der nationalen Ebene zu versammeln, was für einen zusätzlichen Reiz sorgt(e). Christiane Krüger sieht man wie so häufig in der Rolle der Tochter, was hier und anderswo nicht nur ihren sozialen Stand charakterisiert, sondern in den meisten Fällen auch gleichzeitig ihren Beruf darstellt. Unter Alfred Vohrer, mit dem sie mehrmals zusammenarbeitete, entsteht innerhalb einer knapp bemessenen Nebenrolle erneut eine optimale Nutzung ihrer Kapazitäten. Der Pilotfilm behandelt unter anderem einen schweren Autounfall, in dem Professor Brinkmann als Zeuge auftritt und den Verursacher schwer belasten könnte, was dessen Verlobte alias Christiane Krüger, auf den Plan bringt. Frau Großmann taucht also in Brinkmanns Haus auf, um gewisse Dinge klarzustellen und die Lage zu peilen. Mit überheblichen Gesten und einer überaus fordernden Gesprächsführung versucht die mutmaßliche Dame von Welt den Professor unter Druck zu setzen, während sie in einem Nebensatz erwähnt, dass ihr Vater ein einflussreicher Mann sei. Obwohl es zunächst so aussieht, als sei sie mit allen Wassern gewaschen, hat sie die Rechnung ohne den Arzt gemacht. Es entstehen herrliche Sequenzen, als Christiane Krüger mehrmals aufläuft und ihre zunächst demonstrierte Sicherheit verliert. Selbstverständlich hat diese abweisende Strategie von Klausjürgen Wussow ihre Konsequenzen, und die erregte Dame setzt zum Angriff über, den sie praktischerweise in konkrete Drohungen verpackt. Christiane Krüger spielt die hochnäsige und verwöhnte Tochter erneut souverän und man sieht definitiv eine ihrer leichtesten Fingerübungen.

Im Vier-Augen-Gespräch kann man Christiane Krüger dabei beobachten, wie sie sich durch unterschiedlichen emotionale Episoden windet. Zunächst versucht sie mit einer aufgesetzten Höflichkeit zu punkten, im nächsten Augenblick schiebt sie die Schuld kurzerhand auf andere, da sie anmerkt, dass sich ihr Freund durch Brinkmanns betont langsame Fahrweise provoziert gefühlt habe, und es deswegen zur bedauerlichen Komplikation Unfall kam. Der Professor hört sich diese Drohungen im Deckmantel von Rechtfertigungen geduldig an, bis er plötzlich aufspringt und zum Fenster eilt, um seiner Haushälterin zuzurufen, dass die Dame gehen möchte. »Ich weiß nicht, von welcher Bedeutung es für Sie ist, dass mein Vater Chef der Großmann Industriewerke ist«, hört man als letztes Aufbäumen der innerlich bereits vor Wut kochenden und sich brüskiert fühlenden Dame. »Von gar keiner. Guten Tag!«, lautet die knappe aber eindeutige Abfuhr des Chefs der "Schwarzwaldklinik" und Christiane Krüger räumt vorläufig das Feld. Weitere Aufeinandertreffen werden von einer Eiseskälte und Verachtung ihrerseits geprägt sein, die sie mit giftigen Wortspitzen präpariert. Klausjürgen Wussow entwaffnet sie stets mit Gleichgültigkeit, doch wie sollte es hier anders sein, als dass alle Wege zurück in die Klinik führen werden. Christiane Krüger veranschaulicht eine gut strukturierte Rolle, deren Sinneswandel klar voneinander abgegrenzt wirken und glaubwürdig vermittelt werden. Unterm Strich bleibt eine solide Arbeit der Hamburgerin, die auf ihre ganz bestimmte Art und Weise wieder einmal ganz deutliche Akzente setzen kann. In Folge 2 ist sie erneut in einem sehr kurzen Auftritt zu sehen, der eine Verknüpfung zum Einstieg in die Serie darstellt, allerdings wirkt sie hier nur noch wie eine übrig gebliebene Requisite des ersten Teils. Dieser Krüger'sche Auftritt überzeugt insgesamt also vor allem im Pilotfilm durch die Angriffslustigkeit der Interpretin, um sie dann im späteren Verlauf vollkommen geläutert erleben zu können.



Antworten