● SERGEANT BERRY | FOLGE 03 | ... UND DAS SANFTE BIEST (D|1974)
mit Klausjürgen Wussow, Hannes Messemer, Gerd Frickhöffer, Andrea Rau, Klaus Dahlen
Gäste: Eva Pflug, Simone Rethel, Alfredo Mayo, Sean Weyer, u.a
eine Produktion der Allianz Film | im Auftrag des ZDF
Regie: Harald Philipp
Carol, die siebzehnjährige Enkelin eines Senators a.D., ist verschwunden. Sobald sie das achtzehnte Lebensjahr erreicht hat, soll sie in den Genuss eines Millionen-Vermögens kommen. Ihr Großvater ist allerdings sehr besorgt, dass sie einem Nichtskönner in die Hände fallen könnte, der nur auf ihr Geld aus ist, was sich tatsächlich auch bewahrheitet. Sergeant Berry wird beauftragt, eine sehr wahrscheinliche Hochzeit zu verhindern. In einem malerischen Hotel stellt er sich der naiven Carol somit als Mann des Adels vor, und versucht fortan, positiv auf sie einzuwirken. Der Erfolg bleibt nicht lange aus...
Die dritte Folge der "Sergeant Berry"-Reihe ist aus mancherlei Hinsicht nur schwer bekömmlich. Dass er einen Fall zu lösen hat, der direkt von der Kreuzung des Sunset Boulevard in ein pittoreskes Hotel führt, soll daher als Kuriosität nur kurz erwähnt sein. Da die Serie sich von Anfang an über ein überdimensional großes Augenzwinkern definiert hat, können die Dinge doch nachvollzogen werden, die eigentlich nicht nachzuvollziehen wären. Sergeant Berry begibt sich samt Urlaubsmontur ganz selbstverständlich auf die Suche nach der jungen Erbin und findet sie schließlich in den Armen eines blonden Jünglings. Mit etwas antiquiert wirkendem Charme, einer guten Portion Hausfrauen-Psychologie und angeblichem Adelstitel, wickelt er die kleine Lady schnellstens um den kleinen Finger, und bringt sie zum Nachdenken, wenngleich man dies gleich zu Beginn eigentlich kategorisch ausgeschlossen hatte. Ob dieses Umdenken nun an Berrys aufgesetztem Wiener Akzent liegt, wird ein ewiges Geheimnis bleiben. Wären in diesen Szenen zwischen Klausjürgen Wussow und Simone Rethel nicht die wunderschönen Schauplätze zu sehen, die hier wohlgemerkt für ein außerordentlich schönes und leichtes Flair sorgen können, so würde man als Zuschauer vermutlich fast den Verstand verlieren, denn die beiden Interpreten bilden ein überaus unglaubwürdiges Gespann, das leider nicht besonders gut ankommen mag. Vielleicht würde man den Plot gar nicht so empfindlich hinterfragen, wenn es Harald Philipp gelingen würde, das anvisierte Augenzwinkern zu transportieren, doch als Grundvoraussetzung dafür müssten die Gags einigermaßen zünden und die Hauptpersonen außerdem als Sympathieträger identifiziert werden.
Simone Rethel ist in Folge 3 dazu verurteilt, freche und lockere Sprüche herunterspulen, sich außerdem mit oppositionellem Gehabe in den Mittelpunkt drängen, um vom Publikum als sanftes Luder identifiziert werden zu können. So ertappt man sich bei der Frage, ob es nicht für alle Beteiligten besser gewesen wäre, wenn sie tatsächlich mit dem erstbesten Freier auf nimmer Wiedersehen durchgebrannt wäre, um allen die unmittelbar bevorstehende Prozedur zu ersparen. Dabei ist es wieder einmal erstaunlich genug, dass kaum Identifikationspotential bei den agierenden Personen zu finden ist. Carol bleibt als nervtötende Hauptfigur in Erinnerung. Ob sie schließlich an ihr Erbe kommt, welches mit einer perfiden Klausel im Testament versehen ist, lässt einen leider relativ gleichgültig zurück, da man ahnt, dass diese junge Dame nicht zu kurieren ist. Unter den Gästen befindet sich ebenfalls eine braungebrannte und dem Empfinden nach gut gelaunte Eva Pflug, die schon einmal gut zum sommerlichen Ambiente passt. Sie darf ein paar wenige verbale Spitzen von sich geben, agiert im Endeffekt jedoch untertourig. Die Schauplätze sind wie erwähnt wirklich sehr ansprechend, es gibt einige Aufnahmen im Hotel und am Strand, Peter Thomas' Musik-Thema ist dabei leicht abgewandelt und wirkt versöhnlich auf diese Angelegenheit ein, die Dialoge sind hauptsächlich misslungen und das Finale entpuppt sich leider als Gurke. So bewegt man sich genüsslich im ausgefallenen Konzept der Serie weiter, auch wenn Berrys Fall dieses Mal komplett anders war, was aber leider nicht viel herausreißen kann. Bislang blieben die großen Würde unter Regisseur Philipp leider noch aus und es bleibt zu hoffen, dass es zu Qualitätssteigerungen kommt.