DIE MÄDCHEN AUS DEM WELTRAUM

Der Tummelplatz für alle Serienjunkies und Binge-Watcher!
Von DALLAS bis DENVER, vom TATORT in die LINDENSTRASSE über BREAKING BAD bis hin zu GAME OF THRONES.
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Prisma
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DIE MÄDCHEN AUS DEM WELTRAUM

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DIE MÄDCHEN AUS DEM WELTRAUM


● STAR MAIDENS / DIE MÄDCHEN AUS DEM WELTRAUM (GB|D|1976)
in den Hauptrollen | Dawn Addams | Christiane Krüger | Judy Geeson | Lisa Harrow | Pierre Brice | Gareth Thomas | Christian Quadflieg | u.a.
eine Produktion der Jost Graf Hardenberg & Co. | Portman Productions Ltd. | ein Programm der Werbung im Rundfunk
Regie | James Gatward | Wolfgang Storch | Freddie Francis | Hans Heinrich



»Die Spielregel ist einfach. Die Gebieterin ist unbesiegbar!«

Universum Film hat geschrieben:
Auf dem Planeten Medora, der nach einer kosmischen Katastrophe und einer langen Wanderschaft unser Sonnensystem erreicht, herrschen seit Jahrhunderten eigene Regeln: Während die Frauen das Sagen haben, sind die Männer für den Haushalt und das Wohlergehen der Damenwelt zuständig. In letzter Zeit lehnt sich jedoch das "schwache Geschlecht" immer mehr gegen die dominanten Herrscherinnen auf. Den beiden Medora-Männern Akam (Pierre Brice) und Schemm (Gareth Thomas) gelingt sogar die Flucht auf die rettende Erde. Entsetzt über den Widerstand, nehmen die beiden Weltraum-Damen Ossrawa (Christiane Krüger) und Brisba (Judy Geeson) die Verfolgung auf. Damit die Herrscherinnen schneller wieder zu ihren Männern kommen, entführen sie die beiden Erdlinge Dr. Richard Smith (Christian Quadflieg) und Dr. Liz Barry (Lisa Harrow), um diese der Erdbehörde im Austausch für die Flüchtlinge anzubieten...

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● FOLGE 01 | FLUCHT INS PARADIES / ESCAPE TO PARADISE (D|GB|1977)
mit Christiane Krüger, Judy Geeson, Pierre Brice, Lisa Harrow, Derek Farr, Christian Quadflieg, Penelope Horner, Gareth Thomas u.a.
eine Produktion der Jost Graf Hardenberg & Co. | Portman Productions Ltd. | ein Programm der Werbung im Rundfunk
Regie: James Gatward



Der Planet Medora kommt nach seiner Irrfahrt durchs All endlich in einem anderen Sonnensystem an, in dem auch die Erde zu finden ist. Jedoch stellte sich die Erde als große Enttäuschung für die Medorianerinnen heraus, da sie in ihrer wissenschaftlichen Entwicklung weit zurück geblieben sei, mit schlechten Wetterbedingungen und Seuchen zu kämpfen habe. Außerdem zeigen die Erdbewohner eine für die Fremdlinge unvorstellbare Barbarei. Die Erde wurde für die gesamte Raumschiff-Flotte zum Sperrgebiet erklärt und der rückständige Planet wird lediglich unter Beobachtung gehalten. Auf der Medora herrschen die Frauen und alle Männer sind »Abhängige«. Zwei dieser unterjochten Sklaven haben eines Tages genug von dem Frauen-Regiment und flüchten mit einem entführten Raumschiff ins Paradies Erde...

In dieser ersten Folge dieser originellen Weltraum-Serie bekommt das Publikum zunächst die Rahmenbedingungen und das Konzept des Planeten Medora erklärt und wird bei dieser Gelegenheit gleich mit dessen Bewohnern vertraut gemacht. Seit Ewigkeiten herrschen die Frauen über das schwache Geschlecht Mann, welches ausschließlich im Dienst steht, den Herrscherinnen das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Dabei handelt es sich nicht nur um Verpflichtungen rund um den Haushalt und darüber hinaus auf ständigem Abruf zu stehen, sondern Mann steht auch in Sachen Liebesdiensten in der Pflicht, wann immer es gewünscht ist. Das männliche Objekt hat nichts zu sagen in dieser Welt und fristet ein klassisches Schattendasein. Um einen rundum gelungenen einstieg zu erhalten, bekommt man viele Kulissen zu sehen, die zwar extravagant erscheinen, aber genau wie bei vergleichbaren Weltraum-Serien etwas in die Jahre gekommen wirken. Die Trick-Technik ist spartanisch, sodass etwa Raumschiffe, Effekte und Basis eher nach dem Sortiment eines Spielzeug-Geschäftes aussehen wollen, wenngleich es irgendwie auch charmant wirkt. Aber derartige Kleinigkeiten können den Spaß an dieser Geschichte ohnehin nicht verhindern. Die Musik von Berry Lipman ist klassisch gestaltet und avanciert zum regelrechten Ohrwurm, außerdem wird von Anfang an ein gutes Tempo vorgelegt. Mit einer handelsüblichen Spieldauer von beinahe 30 Minuten bleibt naturgemäß wenig Zeit, wirklich alles Mögliche in einer Pilotfolge unterzubringen, doch unter der Regie von James Gatward ist dieses Vorhaben relativ gut geglückt, wobei die spektakuläre deutsch-britische Besetzung sehr gute Schützenhilfe leistet.

Christiane Krüger als Ossrawa, die Hauptlenkerin für Sicherheit, muss dafür sorgen, die entflohenen Abhängigen wieder einzufangen. Ihre Vorgehensweise ist geprägt von Pragmatismus und sie kennt keine Emotionen Nur mit ihrem Befehlston ist sie durchaus vertraut. Ihre Ansichten werden mehrmals in ihren Gesprächen deutlich: »Ich hasse ja gar nicht die Männer. Ich habe nur kein Verständnis für Frauen, die sich in sie verlieben.« Als das Raumschiff der Entflohenen droht, in der Erdatmosphäre zu verglühen, verkündet sie ganz sachlich: »Was war an denen schon dran, waren doch bloß Männer.« Eine sehr bezeichnende Rolle für die schöne Hamburgerin, die Derartiges immer sehr gut auf den Punkt bringen konnte, und die unnachgiebige, starke Frauenrollen sehr gut, vor allem aber glaubhaft interpretieren konnte. Als Kontrast sieht man die attraktive Judy Geeson, die als eitle und liebeshungrige Brisba mit Pierre Brice ihren besten Untergebenen verliert, da er sich mit der Flucht zur Erde zu "emanzipieren" versucht. Diese Reise gestaltet sich unter Mithilfe von Gareth Thomas natürlich als äußerst holprig, da die Männer von technischen Belangen dort keine Ahnung haben. Aber sie träumen von unterwürfigen Frauen, die Männern gehorchen, und nehmen die Gefahr auf sich. Wie gesagt, in dieser Einführungsepisode geschieht noch nicht alles, was noch zu erwarten ist, und die Charaktere werden kurz durchleuchtet, um die Zustände und Maßnahmen auf Medora zu veranschaulichen, außerdem werden die Reaktionen auf der Erde in schönen Bildern eingefangen. So kann "Flucht ins Paradies" definitiv Lust auf den weiteren Verlauf machen. Fazit: Die Männer konspirieren, die Frauen laufen aufgescheucht umher, das hat es auf der rückständigen Erde sicherlich hier und da auch schon gegeben.

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● FOLGE 02 | MEDORA RUFT ERDE / NEMESIS (D|GB|1977)
mit Christiane Krüger, Judy Geeson, Pierre Brice, Gareth Thomas, Lisa Harrow, Jenny Morgan, Derek Farr, Christian Quadflieg u.a.
eine Produktion der Jost Graf Hardenberg & Co. | Portman Productions Ltd. | ein Programm der Werbung im Rundfunk
Regie: Wolfgang Storch



Akam und Schemm sind trotz ihres zerschellten Raumschiffes unbeschadet auf der Erde angekommen und begeben sich auf Entdeckungsreise. Erstaunt darüber, wie schrecklich primitiv ihre Umgebung erscheint, machen sie sich auf die Suche nach etwas Essbarem. Das Gras, das auf dem Speiseplan einer Herde von Kühen steht, mag ihnen nicht richtig schmecken und sie bedienen sich lieber saftiger Äpfel auf einem Bauernhof, ergreifen aber schnellstens wieder die Flucht, da sie von zwei Frauen entdeckt werden. So begeben sie sich schließlich auf die Suche nach Asyl. In der Zwischenzeit suchen der Professor und sein Team nach Hinweisen. Ossrawa und Brisba landen ebenfalls auf der Erde und sehen sich in der Pflicht, die Aktion selbst in die Hand zu nehmen, da sowohl Polizeiapparat als auch Forschungsteam von Männern geleitet werden. Die spektakuläre Verfolgungsjagd ist eröffnet...

Diese zweite Folge der originell ausstaffierten Weltraumserie legt in Episode 2 kräftig an Tempo zu und hebt bei dieser Gelegenheit die schöne Seite unseres rückständigen Planeten mit zahlreichen Landschaftsaufnahmen hervor. Unter Wolfgang Storchs Regie ist somit weniger Weltraum und Interieur von Raumschiffen zu sehen, sodass die Dosierung hier wesentlich besser gelungen ist, als bei Folgen, die entweder komplett auf der fernen Medora oder nur auf der Erde stattfinden. Über die angewandten Effekte und Tricks lässt sich wohlwollend sagen, dass sie schon etwas ausgereifter wirken, außerdem sorgt die schmissige Musik für ausgezeichnete Unterhaltung in jedem Moment. Sehr Interessant wird hier das erste und wenn man so will unfreiwillige Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Welten dargestellt, insbesondere vor dem Hintergrund einer Herrschaft oder Unterjochung der jeweiligen Geschlechter, was sehr amüsant herausgearbeitet wird und in mancher Pointe mit scharfzüngigen Dialogen gipfelt. Hierbei handelt es sich neben der Weltraumthematik natürlich um einen sehr effektiven Dauerbrenner, da der Kampf der Geschlechter ständig unter Dampf gehalten wird und es in diesem frühen Stadium noch nicht ersichtlich ist, ob die Gesetze der Medorianerinnen auch auf der Erde Bestand haben könnten, immerhin sind die aparten Damen bewaffnet, wenn auch nicht in der Überzahl. So kommt es in der zweiten Folge kaum zu ersten Annäherungen, da die anscheinend unüberwindbaren Konflikte zu wahren Kulturschocks hochstilisiert werden.

Christiane Krüger und Judy Geeson halten in dieser Folge an ihrem restriktiven Kurs fest. Ossrawa, die Hauptlenkerin für Sicherheit, ist empört über die Meuterei ihrer Untergebenen und will im Notfall auch Gewalt anwenden. Gebieterin Brisba hingegen ist erleichtert, dass ihr bestes Pferd im Stall noch am leben ist, da sie möglicherweise ein klein wenig verliebt ist. So entsteht bereits im Raumschiff ein nettes Tauziehen der beiden Damen, denn Sachlichkeit trifft auf Temperament. Auf der Erde angekommen, sind sich beide jedoch wieder einig und möchten nur mit einer Frau verhandeln, und zwar mit Lisa Harrow, der Assistentin des Professors. Herrliche Dialoge entstehen, wenn die beiden Medorianerinnen ihr jeweiliges Gegenüber abkanzeln und brüskieren, egal ob es sich um den Polizeichef oder den Leiter der Raumbehörde handelt. Christiane Krügers erster Kommentar lautet so beispielsweise nur »du schweigst!«. Als sich Brisba einschaltet, merkt sie schnippisch an, dass es sich wohl um eine Rebellion handelt. Nur der Professor kann die Damen schließlich mit galanten Kommentaren und kompromissbereitem Verhalten beruhigen. Pierre Brice und Gareth Thomas sind pausenlos auf der Flucht und bilden ein sehr nettes Gespann, welches die Polizei auf so manche falsche Spur locken kann. Als jedoch Brisba endgültig genug von der Unfähigkeit der Verantwortlichen hat, packt sie ihren "Mannsucher" aus, von dem sie sagt, dass jede Frau einen haben müsse. Unterm Strich handelt es sich um eine sehr amüsante Folge, die selbstverständlich Lust auf weitere Fortsetzungen macht.

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● FOLGE 03 | DIE ALPTRAUM-KANONE / NIGHTMARE CANNON (D|GB|1977)
mit Lisa Harrow, Christian Quadflieg, Pierre Brice, Gareth Thomas, Derek Farr, Christiane Krüger, Judy Geeson, Alfie Bass u.a.
eine Produktion der Jost Graf Hardenberg & Co. | Portman Productions Ltd. | ein Programm der Werbung im Rundfunk
Regie: Wolfgang Storch



Akam und Schemm machen sich auf die Suche nach Asyl und landen in einem alten englischen Schloss, das sie auch sogleich erkunden. Zur gleichen Zeit begeben sich Dr. Richard Smith und Dr. Liz Barry in das Innere der Raumfähre, um dort an wissenschaftliche Erkenntnisse zu gelangen. Smith fotografiert die Armaturen, aktiviert mit seinem Blitzlicht jedoch die Photonenabwehr und erblindet. Dies stellt sich als richtige Gelegenheit für die Medorianerinnen heraus, Forderungen zu stellen. Sie bieten einen Handel an auf den man sich auch Zähne knirschend einlässt. Im Gegenzug wird der junge Doktor von ihrem Ärzte-Roboter behandelt und geheilt. Im Schloss spielt sich inzwischen Unglaubliches ab. Ossrawa und Brisba versuchen die Entflohenen mit Luftspiegelungen, Trugbildern und Halluzinationen gefügig zu machen...

Bei laufenden Serien, die es wie "Die Mädchen aus dem Weltraum" insgesamt nur auf wenige Folgen bringen sollten, stellt sich häufig viel unmittelbarer ein ganz bestimmtes Profil heraus, da es die typischen Charakteristika zu einer höheren Dichte bringen. Was das Tempo angeht, knüpft diese Folge nahtlos an die beiden Vorgänger an, bedient sich jedoch ein paar leichter wirkenden Gruselelementen für das Setting in dem alten Schloss. Zunächst könnte man vermuten, dass derartige Elemente in einer Science-Fiction-Serie nichts zu suchen hätten, allerdings sind diese Sequenzen gut und sozusagen geistreich in die laufende Szenerie integriert worden, was zu bekannten Eindrücken führt, die die bisherige Serie ausmachen. Auch der Umfang der Rollen zeigt sich hier verändert und man lernt insbesondere die Erdenbewohner ein bisschen näher kennen, die einem alleine schon dramaturgisch näher ans Herz gelegt werden. Wo Christiane Krüger und Judy Geeson in den Folgen zuvor noch das beinahe uneingeschränkte Regiment führten, rücken nun Lisa Harrow, Christian Quadflieg und Derek Farr als Erdlinge immer mehr in den Fokus, werben dabei ausgiebig für die Verständigung und Toleranz, sodass es glücklicherweise nicht eintönig wird. Auch die teils bizarren Ideen geben sich in Manier der Vorgänger-Episoden die Klinke in die Hand, es bleibt spannend und hochinteressant, da alle Eindrücke auch weiterhin mit einem großen Augenzwinkern präsentiert werden. Die obligatorischen 25 Minuten dieser dritten Episode sind jedenfalls wieder einmal bemerkenswert ausgelastet worden und es kommt in (fast) keiner Sekunde Leerlauf auf.

Pierre Brice und Gareth Thomas treiben sich wie erwähnt in einem alten Gemäuer herum und glauben, dass die dicken Mauern Angriffe ihrer Gebieterinnen und deren Apparaturen abhalten könnten. Interessant wird es im weiteren Verlauf, als bedrohliche Trugbilder erscheinen und man aus jedem Winkel der Festung befehlende Stimmen wahrnehmen kann. Christiane Krüger und Judy Geeson erscheinen überall: auf alten Bildern, in verlassenen Gängen und in sich wie von Geisterhand bewegenden Ritterrüstungen. Die beiden Herren kommen dem Wahnsinn und vor allem der erhofften Unterwürfigkeit bedenklich nahe, doch es ergeben sich Komplikationen, die es vielleicht wirklich nur auf der Erde geben kann. Julie Harris und Christian Quadflieg befinden sich mittlerweile in der Raumfähre und werden nach der erfolgreichen Operation einfach mitgenommen. Grotesk wirkt der medizinische Roboter, der selbst bei misslungener Behandlung (vermuteter Tod des Patienten) sachlich verkündet: »Aber er kann wieder sehen.« So handelt es sich bei dieser Expedition durch das All und weltliche Gefilde um eine spaßige Angelegenheit. Die beiden Amazonen Brisba und Ossrawa fallen natürlich wieder durch ihren derben Befehlston auf, bei dem selbst dem Minister für innere Sicherheit die Worte fehlen werden. Die beiden zelebrieren abschätziges Verhalten gegenüber jedem Mann. Es bleibt eine starke Episode, die sich in den positiven Gesamteindruck einreiht. Aber es werden noch einige Überraschungen auf den sich amüsierenden und wundernden Zuschauer warten, außerdem noch einige hochkarätige Gastauftritte.

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● FOLGE 04 | PROTONEN-STURM / THE PROTON STORM (D|GB|1977)
mit Judy Geeson, Lisa Harrow, Christiane Krüger, Uschi Mellin, Pierre Brice, Christian Quadflieg, Derek Farr, Gareth Thomas u.a.
eine Produktion der Jost Graf Hardenberg & Co. | Portman Productions Ltd. | ein Programm der Werbung im Rundfunk
Regie: Wolfgang Storch



Die Nemaris, das Raumschiff der Medorianerinnen, landet auf dem Mutterplaneten, nachdem die Verhandlungen mit der Erde ergebnislos geblieben sind, da man mit Protonen-Störungen zu kämpfen hatte. Während Dr. Liz Barry auf der Medora alle Privilegien als Frau genießt, wird Dr. Richard Smith zu den üblichen Abhängigen gebracht und er soll wie alle anderen dort Frondienste leisten. Man ist an einem Austausch der Medorianer mit den Wissenschaftlern interessiert, welchem von Seiten der Erde zunächst zugestimmt wird. Nachdem Brisba den Vorhersage-Computer zum Gelingen der Mission befragt hat, steuert sie trotz Gefahr nun wieder die Erde an, und es kommt zu Komplikationen, da sie den Protonen-Sturm, der mittlerweile Orkanstärke hat, ignoriert hat...

Die vierte Folge der gut angelaufenen Weltraum-Serie spielt sich fast ausschließlich an Weltraum-Schauplätzen ab, oder findet im Institut der Weltraumforschung statt, sodass zum ersten Mal eingeräumt werden muss, dass sich etwas Eintönigkeit in dieses intergalaktische Tauziehen eingeschlichen hat. Auch die simple Tatsache, dass trotz angeblicher Überlegenheit nicht die Mittel zu finden sind, die entflohenen Abhängigen wieder einzufangen, wird langsam aber sicher etwas fadenscheinig, da die Variation in Form unterschiedlicher Auflockerungsversuche fehlt. Zum Glück wird das Geschehen durch Ossrawas berüchtigte Scharfzüngigkeit aufgelockert, die sich durch nichts oder niemanden abstellen lässt. Diese von Wolfgang Storch inszenierte Episode beschäftigt sich mit dem Flug von der Erde zur Medora und retour, und lässt es sich bei dieser Gelegenheit nicht nehmen, einige eklatante Schwächen der omnipotent wirkenden Amazonen aufzuzeigen, was die Erdenbürger zugunsten eines möglichen Wiedererkennungswertes beim Publikum in ein besseres Licht rückt und das System der Medora nebenbei als zumindest anfällig vorstellt. In diesen 25 Minuten passiert im Grunde genommen nichts Wesentliches oder überaus Spektakuläres, denn es handelt sich eigentlich nur um ein ungleiches, beziehungsweise obligatorisches Tauziehen zwischen unterschiedlichen Interessenvertretern, welches erneut mit der Flucht von Akam und Schemm enden muss, um den weiteren, mit zahlreichen Komplikationen aufgeladenen Verlauf zu garantieren.

Nett dargestellt wird nochmals der Kontrast zwischen Judy Geeson und Christiane Krüger: Brisba lässt sich von Gefühlen leiten und Ossrawa bleibt hart und unerbittlich, fragt sich außerdem, wo die Überlegenheit ihrer Kollegin geblieben sei. Auf der Medora werden nochmals die Hierarchie-Verhältnisse verdeutlicht. Lisa Harrow wird bedient, als sei sie eine Königin, Christian Quadflieg kommt zu den üblichen Untergebenen und er sieht nicht gerade glücklich aus. Hier entsteht eine sehr amüsante Szene, in der er interessiert dabei zuschaut, wie sich die Männer mit einer Art Cyber-Schachspiel die Freizeit vertreiben, bis Ossrawa ihm sachlich verkündet, dass die Spielregel einfach sei, denn die Gebieterin sei unbesiegbar. Da Brisba ihren Schemm wieder zurück gewinnen möchte, befragt sie einen skurrilen Vorhersage-Computer nach der Wahrscheinlichkeit des Gelingens ihrer Pläne und überlässt ihm die Entscheidung. Trotz Gefahr wegen des Protonen-Sturms, begibt sie sich zur Erde und man sieht nichts mehr von ihrer Dominanz und Herrschsüchtigkeit. Ganz im Gegensatz zu Ossrawa, bei der nun deutlich wird, dass sie sich nicht nur ungern etwas von Männern sagen lässt, sondern generell Autoritätsprobleme zu haben scheint. Diese Folge zieht sich trotz der knappen Dauer der Episode etwas zu sehr hin, und erstmals entsteht der Eindruck einer relativ schwachen Folge. Es wird deutlich, dass die unterschiedlichen Schauplätze aus den Vorgänger-Episoden einen nicht unerheblichen Teil zur Atmosphäre beigetragen haben, auch das Tempo wird hier vernachlässigt. Es bleibt zu hoffen, dass noch geistreichere Einfälle im Orbit herumschwirren.

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● FOLGE 05 | DIE ENTFÜHRUNG / KIDNAP (D|GB|1977)
mit Judy Geeson, Pierre Brice, Gareth Thomas, Uschi Mellin, Derek Farr, Terence Alexander, Stanley Lebor u.a.
eine Produktion der Jost Graf Hardenberg & Co. | Portman Productions Ltd. | ein Programm der Werbung im Rundfunk
Regie: Freddie Francis



Brisba, die Hauptlenkerin für Allgemeines, findet Gefallen an irdischen Gewohnheiten und steigt in einem noblen Hotel ab. Sie ahnt noch nicht, dass gegnerische Wissenschaftler sie wegen ihres wertvollen Wissens entführen wollen. Man will einen neuen Apparat an ihr testen, der Willensübertragung ermöglichen soll. Einer der Herren, Dr. Gregori, spart nicht an Tricks oder Schmeicheleien und lässt seinen Charme spielen. Das Ganze endet mit einem Champagner-Gelage, das die mittlerweile gut gelaunte Brisba besser wegzustecken scheint, als ihr Gastgeber. Außerdem verliert sie nie aus den Augen, dass sie ihren Untergebenen wieder einfangen möchte. In der Zwischenzeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, die manövrierunfähige Nemesis wieder flott machen. Bei dem mittlerweile stattfindenden Experiment, stößt die übermächtige Brisba jedoch an ihre Grenzen und gerät in Lebensgefahr...

Folge Nummer 5 spielt sich hauptsächlich auf Schauplätzen auf der Erde und nur wenigen Ortswechseln innerhalb der schwächelnden Nemesis ab, sodass dem Publikum die latent in der Erinnerung gebliebenen Medora leider vorenthalten wird, die sicherlich für etwas Abwechslung hätte sorgen können. Merkwürdig bei Freddie Francis' "Die Entführung" ist, dass sie von Anfang bis Ende wenig Kohärenz ausstrahlt, da sie keinen direkten Übergang zu ihren Vorgängern, beziehungsweise Transfers zu zukünftigen Episoden bahnen will. Fairerweise muss aber betont werden, dass man hier wieder etwas mehr gelungene Momente geboten bekommt, die über die kurze Spieldauer überzeugen können, weil sie teilweise Amüsant wirken, was nicht zuletzt der besonders entfesselten Darbietung von Judy Geeson zu verdanken ist, die diese Folge beinahe im Alleingang trägt und so gut wie jede Minute prägt. Brisba findet genau wie ihr entflohener Diener Akam großes Gefallen an irdischen, wenn nicht sogar weltlichen Verhaltensweisen, auch deren Beziehung bewegt sich langsam aber sicher in Richtung Augenhöhe, obwohl die angetrunkene Blondine nach wie vor bestimmend wirkt. Akam zeigt sich zunehmend besorgt um seine in Gefahr gekommene Gebieterin, was ihr wiederum stark imponiert und sie ihn deswegen entkommen lässt. Hierbei handelt es sich ja schon um ein längst etabliertes Leitmotiv der vorigen Episoden und rechtfertigt sozusagen den weiteren Verlauf. Das Spiel kann also auf wieder höherem Niveau weitergehen, sodass der treue Zuschauer immer neue Komplikationen geboten bekommt, die insbesondere auf der Medora spektakulärer werden.

Im Fokus stehen wie beschrieben Brisba und Akam, die eine offensichtliche Zuneigung für einander transportieren können. Dabei kommen kleine Eifersüchteleien und diverse Spielchen zum Zuge, die definitiv von dieser Welt stammen. Das große Interesse besteht also nicht mehr darin, einen vollkommenen Medorianer zu bekommen, denn die gute, alte Erde zeigt einfach zu viele Verlockungen auf. Judy Geeson spielt hier befreit und dynamisch auf, möglicherweise weil ihr Christiane Krüger nicht immer dazwischen funken kann. Es bereitet ein großes Vergnügen, ihr bei ihrer ersten Begegnung mit literweise Champagner zuzusehen, und sie lässt sich von ihrem Gastgeber hofieren, der sie mit Komplimenten einwickelt. Eine gesunde Mischung aus Eitelkeit und Stolz lässt die beinahe Abtrünnige wieder einmal sehr überzeugend erscheinen. Bei Pierre Brice wird nun endgültig der Beschützer-Instinkt aktiviert, allerdings denkt er nicht im Traum daran, sich noch ein einziges Mal dem Willen einer Frau zu beugen - vor allem nicht dieser. Die fünfte Episode überrascht mit amüsanten Szenen, auch wenn der Inhalt eigentlich ziemlich mager aussieht. Dennoch entwickelt Freddie Francis wieder temporeiche Passagen und die Dialoge verleiten zum Schmunzeln. Die Schauplätze wirken passend und es kommt diesem Verlauf eigenartigerweise zugute, dass die Medora hier einmal Sendepause hat. Selbstverständlich gibt es nach der erneuten Flucht - die schon eher als ein wohlwollendes Entkommen lassen zu bezeichnen ist - ein medorianisches Fazit von Uschi Mellin verpasst: »Ein Mann kämpft für eine Frau? So was verrücktes gibt es nur auf diesem Planeten!« Ob sie hiermit Recht behalten wird?

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● FOLGE 06 | DIE SYMPATHIEMASCHINE / TEST FOR LOVE (D|GB|1977)
mit Dawn Addams, Christian Quadflieg, Christiane Krüger, Lisa Harrow, Belinda Mayne, Veronica Lang, u.a.
eine Produktion der Jost Graf Hardenberg & Co. | Portman Productions Ltd. | ein Programm der Werbung im Rundfunk
Regie: Freddie Francis



Dr. Liz Barry und Dr. Richard Smith werden auf der Medora zu charakteristischen Arbeiten eingeteilt und voneinander getrennt. Ossrawa bittet in der Zwischenzeit die oberste Lenkerin um Prokura, Dr. Smith von den anderen Abhängigen isolieren zu dürfen, da sie befürchtet, er könne die anderen mit seinen gefährlichen Ideen aufwiegeln. Liz, die sehr zuvorkommend behandelt wird, gewöhnt sich zum Schein ebenfalls einen Kommando-Ton gegenüber Richard an, um nicht aufzufallen. Doch die Gespräche werden abgehört und man ist der Ansicht, sie habe zu viel Zeit auf dumme Gedanken zu kommen. Daher teilt der oberste Rat ihr eine Aufgabe zu, Liz kann die Ausbildung zur Raumschiffpilotin absolvieren. Doch die misstrauische Ossrawa schlägt eine eigene Bewerberin für die Ausbildung und die Zuteilung eines von ihr ausgewählten Abhängigen vor, da sie möchte dass Liz versagt. Liz nimmt ihren Abhängigen nicht in Anspruch und sie scheint ihn auch nicht sonderlich zu mögen. Der sogenannte Sympathometer soll Abhilfe schaffen...

Die sechste Folge der mittlerweile gut in Fahrt gekommenen Serie spielt nun ausschließlich auf dem Planeten Medora und veranschaulicht nochmals das Konzept der dort herrschenden, uneingeschränkten Frauenherrschaft. Mit einbezogen wird erstmals auch die oberste Lenkerin, die alle Entscheidungen zu tragen oder abzusegnen hat. Ihr Wort hat Gewicht und ihre Entschlüsse sind oberstes Gesetz auf diesem Planeten. Regisseur Freddie Francis integriert die Episode wieder wesentlich gekonnter in die vom Prinzip her abwechslungsreiche Reihe, obwohl sie mit ihrem Vorgänger, der eine völlig andere Richtung eingeschlagen hatte, kaum etwas zu tun hat. Es werden viele neue Geräte und futuristisch anmutende Apparaturen vorgestellt, die mitunter für das besondere Flair sorgen, vor allem aber sieht man hier die Eigenschaften der unterschiedlichen Charaktere aufblitzen, von denen noch einige emotionale Ausbrüche zu erwarten sind, um für Zündstoff zu sorgen. Die Gutmütigkeit und Weitsicht der obersten Lenkerin, die Intrigen und Vorbehalte Ossrawas, die Pläne und Erfolge von Richard und Liz - das alles bringt trotz des eintönig wirkenden Settings eine angenehme Abwechslung in diese gut strukturierte Folge, die vor allem wegen einer bedeutenden Erweiterung in der Besetzung für Aufsehen sorgt. Endlich ist es so weit. Nach fünf Folgen der insgesamt sehr guten Unterhaltung bekommt der Zuschauer schließlich das Sahnehäubchen der Besetzung serviert: Die 1930 geborene Dawn Addams als oberste Hauptlenkerin Ela. Die Auftritte der Schauspielerin waren in den letzten Jahren rarer geworden, sodass es sich alleine aus diesem Grund um eine Besonderheit handelt.

Farbenfroh ausgestattet und attraktiv in der Erscheinung, transportiert sie Spielwitz und zeichnet eine sympathische Respektsperson, die elegant und verblüffenderweise so unvergänglich wirkt. Es ist also leicht zu erahnen, warum sie es an die Spitzenposition auf der Medora gebracht hat, denn ihre Weisheit und Empathie strahlt in jeder Szene wie eine Sonne. Dawn Addams wirkt mütterlich, liebevoll aber auch dominant sowie gebieterisch. Christiane Krüger hingegen wirkt unbeholfen neben ihr, das sie gelobt und im selben Moment getadelt wird, doch kann man auch erstmals ein stolzes Lächeln im Gesicht von Ossrawa bemerken, als ihr verkündet wird, dass sie das vollste Vertrauen ihrer Vorgesetzten genießt. Lisa Harrow nimmt man mit ihren Kommandos zunächst etwas ungewohnt wahr, allerdings zeigt sie ihre neuen Stärken recht eindrucksvoll auf. Christian Quadflieg spielt hier innerhalb der Weltraummädchen erstmals richtig überzeugend, da er auch mit einem der größeren Parts betraut wurde, was bislang nicht der Fall war. Merkwürdig erscheint, dass innerhalb der Hierarchieverhältnisse doch viele Damen ihre Überlegenheit verlieren und sich mit niederen Vorgehensweisen und Aktivitäten beschäftigen werden. Zu erwähnen ist noch Belinda Mayne, die einen Herrn Quadflieg mit steinharter Miene und furchteinflößenden Kommentaren zur Räson bringen wird. Trotz wenig Abwechslung im Rahmen der Schauplätze, ist "Die Sympathiemaschine" wieder zu einer der stärkeren Folgen avanciert, die auch wegen der Integration von Dawn Addams einen besonderen Reiz mit sich bringt. Die Titel-Apparatur sorgt im Verlauf wieder für Amüsement, und so darf es schließlich weitergehen.

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● FOLGE 07 | DAS GERICHT / THE TRIAL (D|GB|1977)
mit Dawn Addams, Christian Quadflieg, Christiane Krüger, Lisa Harrow, Roland Astor, Ann Maj-Brit, Claire Russell, u.a.
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Regie: Wolfgang Storch



Die Unfreien, die Zwangsarbeit an der kargen Medora-Oberfläche leisten müssen, schmieden nach dem gelungenen Entkommen von Akam und Schemm ebenfalls Fluchtpläne. Dieser Fluchtversuch verschärft die Sicherheitsmaßnahmen im Kontrollgebiet, unter denen alle Männer zu leiden haben. Die misstrauische Ossrawa möchte den unbeugsamen Richard unter ihre persönliche Kontrolle bringen und ihn als Abhängigen in ihrem Sinn bearbeiten. Der promovierte Astro-Physiker macht sich in unbehelligten Momenten allerdings schon mit den Gerätschaften und Prinzipien des Sicherheitsapparates vertraut, und versucht, den Code zu knacken. Ossrawa lässt ihn festnehmen und man stellt ihn vor das oberste Gericht, welches ausschließlich aus Computern besteht. Das Urteil lautet Verrat, sodass er auf die Medora-Oberfläche verbannt wird und von den anderen Männern schnell als Spitzel abgestempelt wird...

In der siebten Folge spielen sich alle Geschehnisse wieder ausschließlich auf der Medora ab, deren trostlose Oberfläche einen Großteil der Spielzeit einnimmt und für ein nahezu pessimistisches Flair sorgt. Alles wirkt eintönig, monoton, aufgrund der widrigen Bedingungen sogar bedrohlich, zumal eine steinige und unwegsame Landschaft zu beobachten ist, über die ein eiskalter, heulender Wind zieht. Jede Bewegung wird überwacht und das System ist gegen Aufruhr abgesichert. Die zur Zwangsarbeit verurteilten Männer werden sich Privilegien erarbeiten müssen, um ein sorgloseres Dasein führen zu können. Die Arbeiten, die nichts anderem als Frondiensten gleichen, unterscheiden sich sehr stark vom vermeintlich luxuriöseren Abhängigen-Dasein, sodass es beinahe so wirkt, als sei es eines der größten Privilegien, persönlich im Dienst der Frauen zu stehen, und als deren Eigentum zu gelten. So sieht die Karriereleiter aus. Auch technische Spielereien bekommt man unter der Regie von Wolfgang Storch wieder zu Genüge geboten, außerdem ein paar gut gemeinte Tricks, die für heutige Begriffe vielleicht etwas überholt wirken, aber mitunter zum Charme der Serie beitragen. Christiane Krüger behält auch hier wieder ihren hartem Kurs bei. Es scheint, als habe sie es sich zur vornehmsten Aufgabe gemacht, Männer als kontrollbedürftig zu entlarven. Ihre Reaktionen bezüglich des ungewohnten Autonomiedrangs von Richard erweisen sich wieder einmal als unerbittlich, und überhaupt sucht sie allerseits nach Bestätigung bei ihrem Vorgehen. Nur von der obersten Lenkerin scheint sie übermäßigen Respekt zu haben und deren Entscheidungen werden akzeptiert.

Christian Quadflieg bekommt es hier tatsächlich mit einer Begegnung der dritten Art zu tun, denn er wird wegen Ungehorsam vor das oberste Gericht gestellt und in einen dunklen Raum gebracht. Als das Licht angeht, geht im gleichzeitig ein Licht auf, und dem Zuschauer werden mitunter die groteskesten Szenen der gesamten Serie geboten. Bei Gericht, bestehend aus Vorsitzender, Anklägerin, Verteidigerin und Beisitzerin, handelt es sich lediglich um Computer. Als es ihm schließlich zu bunt wird, wirft er ihnen kurzerhand vor, dass er bereits bessere, effektivere und modernere Computer-Modelle entwickelt habe, was den Schuldspruch nur beschleunigt. Er wird zum Unfreien degradiert. Von den anderen zunächst als Spitzel verachtet, dann als Retter erkannt, gelingt einigen der Männer die Flucht in eines der rettenden Raumschiffe, mit dem man das Paradies Erde ansteuern möchte. Ossrawas Befehle bleiben wirkungslos, auch die Übertragung des eindimensionalen Willens scheitert, sodass sich die oberste Lenkerin einschalten muss, deren Kraft und Stärke unbegrenzt wirkt. Dawn Addams prägt auch diese Folge durch ihre Aura und zeigt einmal mehr, warum sie es an die Spitze des Amazonen-Planeten geschafft hat. Insgesamt wird ein angenehm-flottes Tempo vorgelegt, auch die ausgefallenen Ideen scheinen kein Ende zu kennen. Überhaupt ist hervorzuheben, dass kaum Eintönigkeit innerhalb der begrenzten Zeit und der Gebundenheit an das Thema entsteht. Schlussendlich handelt es sich um eine gelungene Episode von Wolfgang Storch, die wieder einmal passgenau unterhält und eindrücklich aufzeigt, dass man langsam aber sicher auf einen Showdown zusteuert.

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● FOLGE 08 | EIN IDEALES PAAR / THE PERFECT COUPLE (D|GB|1977)
mit Judy Geeson, Pierre Brice, Derek Farr, Gareth Thomas, Marianne Nebel, Jenny Till und Dorothea Kaiser
eine Produktion der Jost Graf Hardenberg & Co. | Portman Productions Ltd. | ein Programm der Werbung im Rundfunk
Regie: Hans Heinrich



Brisba berichtet vor einer Gruppe Frauenrechtlerinnen über das Leben auf der Medora, was für die erstaunten Damen wie Musik in ihren Ohren klingt. Als die Strafmaßnahmen veranschaulicht werden, wird eine der Emanzen hellhörig und kommt auf eine entscheidende Idee. Mit ihrer Clique diskutiert sie, wie sie für Aufsehen sorgen können, um wieder öffentliches Interesse zu erlangen und nebenbei möchte man für Gleichberechtigung kämpfen. Inzwischen wächst der Druck auf Professor Evans, den Austausch der Medorianer mit seinen Kollegen perfekt zu machen. Man möchte Brisba so schnell wie möglich wieder loswerden, da man ein großes Unruhepotenzial in ihr sieht. Akam will unbedingt auf der Erde bleiben und setzt alles daran, Brisba diesen Gedanken schmackhaft zu machen. Er zeigt ihr das irdische Leben und sie soll Gefallen daran finden. Zu allem Überfluss fallen den Frauenrechtlerinnen die Waffen der Besucher in die Hände, um die Herrschaft über die Männer auf der Erde zu übernehmen...

Wenn man innerhalb dieser Serie eine Episode sucht, die wesentlich mehr als andere auf die Tube drückt, ist man mit "Ein ideales Paar" optimal bedient. Zwar wird hier jedes noch so abgedroschene Klischee aufgegriffen und ausgiebig ausgeschlachtet, unter der Regie von Hans Heinrich allerdings auch recht originell verpackt. Die Gruppe der Frauenrechtlerinnen wird hemmungslos überzeichnet, beinahe übergriffig und zum Äußersten bereit dargestellt. Mit grotesken Parolen und außerordentlichen Mitteln wollen sie das Regiment mit fremden Kräften übernehmen, bis man nur noch zu einem eindeutigen Ergebnis kommen kann: falls man die direkte Wahl in Aussicht gestellt bekäme, würde man wahrscheinlich lieber von nun an bis in Ewigkeit Frondienste auf der Medora leisten, als in ihre gierigen Krallen zu gelangen. Wenn man diese bereits achte Episode ebenfalls mit einem Augenzwinkern annehmen kann, dürfte die turbulente und streckenweise sehr witzige Folge richtig Spaß machen. Die Beziehung von Akam und Brisba wird erstmals wie die eines alten Ehepaares dargestellt. Er bedient, macht sauber, hofiert sie und versucht ihr das irdische Dasein mit allen erdenklichen Mitteln schmackhaft zu machen. Natürlich kommt es auch zu den üblichen, vollkommen kleinbürgerlich wirkenden Streitigkeiten und beide werden mit Eifersucht und Spießbürgertum konfrontiert. Wenn die Schauplätze zwischen Erde und der Medora wechseln, tun dies auch die Hauptdarsteller. Judy Geeson stellt sich sofort in den Mittelpunkt und wirbt mit Medora-Methoden vor den jubelnden Frauenrechtlerinnen.

Dabei wirkt sie selbstsicher und genießt die volle Aufmerksamkeit. Es machen sich allerdings erneut Zweifel bemerkbar, da sich Akam immer mehr in Richtung Augenhöhe zu entwickeln droht. Pierre Brice wirkt beinahe grotesk in seiner Rolle als renitenter Leibeigener, der sich gegen des Zwang wehrt, indem er sich ihm ergibt. Er schwingt den Staubsauger, ist mit einer Schürze bekleidet, obendrein entwickelt er sich zu einer Art eifersüchtigen Ehemann. Dennoch wird dem Zuschauer immer mehr klar, dass ein gewisses System immer weiter zu bröckeln beginnt. Dorothea Kaiser (die womöglich selbst eine gewisse Alice S. in Angst und Schrecken versetzen würde, und zahlreiche Auftritte in deutschen TV-Produktionen und Serien vorzuweisen hatte) gibt der Anführerin der Frauenrechtlerinnen ein irrwitziges Gesicht. Sie findet die außerordentlichen Methoden von Brisba faszinierend und möchte diese zur Anführerin ihrer Truppe machen. Doch hat Brisba ihre Grundsätze bereits vergessen? Die Verlockungen auf der Erde erweisen sich als sehr reizvoll, sie geht aus, kann offenbar von gutem Wein nicht genug bekommen und auch die feudale Umgebung scheint es ihr angetan zu haben, wenn da nicht ein kleiner Haken wäre: Akam funktioniert nicht so, wie sie es erwartet oder wie sie es von ihm gewöhnt ist. Ob dafür wohl die unbekannten Schwingungen auf der Erde verantwortlich sind? Insgesamt punktet diese Folge unter neuer Regie durch das dynamische Zusammenspiel der Hauptakteure, und auch die vollkommen übertriebene Geschichte setzt wieder angenehme und temporeiche Akzente. So verrückt geht es dann vielleicht doch nur auf der Erde zu.

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Prisma
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● FOLGE 09 | GEFÄHRLICHER REGEN / WHAT HAVE THEY DONE TO THE RAIN? (D|GB|1977)
mit Dawn Addams, Christiane Krüger, Christian Quadflieg, Lisa Harrow, Anna Carteret u.a.
eine Produktion der Jost Graf Hardenberg & Co. | Portman Productions Ltd. | ein Programm der Werbung im Rundfunk
Regie: Freddie Francis



Dr. Richard Smith, der zur Zwangsarbeit auf die Medora-Oberfläche verbannt wurde, macht eine gefährliche und Besorgnis erregende Entdeckung. Durch massive Regenfälle beginnt sich der Planet durch chemische Prozesse aufzulösen. Es droht eine Katastrophe größten Ausmaßes deren Wahrscheinlichkeit vom Vorhersage-Computer nicht wie üblich berechnet werden kann. Dr. Liz Barry trägt ihre Erkenntnisse und Berechnungen dem großen Rat vor, ihre Warnungen werden jedoch nicht anerkannt und Ernst genommen, da man ihre Qualifikation grundlegend anzweifelt. Der Planet schmilzt unaufhörlich weiter, es sind bereits erste Opfer zu beklagen. Die Situation gerät außer Kontrolle, sodass nur noch das primitive Wissen der Erdenbürger die Katastrophe verhindern kann...

Erneut bieten die mittlerweile lieb gewonnenen "Mädchen aus dem Weltraum" ein neues und diesmal sehr kritisches Thema an: Den rücksichtslosen Umgang mit Ressourcen und die damit verbundene Zerstörung der Umwelt durch Industrialisierung. Da ein neues Kraftwerk im Inneren des Planeten alle Nebenprodukte und Giftstoffe ungefiltert in die Atmosphäre leitet, ist das Eis der Oberfläche durch den chemischen Regen geschmolzen. Eine verheerende Naturkatastrophe bahnt sich an. Diese neunte Episode offenbart einen sehr bestimmenden Spannungsbogen, da man ziemlich lange auf des Rätsels Lösung warten muss, außerdem lange bezweifeln darf, ob es überhaupt zu einem positiven Twist kommen wird, da der Widerstand der Medorianerinnen demonstrativ und ungebrochen ist. Außerdem lässt es sich Regisseur Freddie Francis nicht nehmen, einige sehr bedrohliche Bilder zu zeigen, die für Atmosphäre sorgen. Zusätzlich bekommt man permanent eine Art Weltraum-Tagesschau eingespielt, in der die verheerenden Ereignisse auf den neusten Stand gebracht werden. Wieder wesentlich prominenter wirken auch die Inhalte Geschlechter-Kampf und damit einhergehende Spannungen, sowie die langsam greifende Überzeugungsarbeit; alles zielt schließlich auf eine bevorstehende Annäherung hinaus. Dawn Addams trägt diese Folge alleine durch ihre bemerkenswerte Präsenz. Sie thront förmlich zwischen den unter Hochdruck arbeitenden Medorianerinnen und behält sich als oberste Lenkerin die Entscheidungsgewalt vor. Sie versucht Haltung zu bewahren und ihre Nervosität zu verbergen, soweit es irgendwie geht.

Hin und wieder zeigen sich ihre doch recht radikalen Ansichten, und ihre Entscheidungen sind oftmals geprägt von purer Ignoranz. Ossrawa ist zuständig für kompromisslose Engstirnigkeit, in dieser Folge wird sie sich sogar erstmals über den Befehl der obersten Lenkerin hinwegsetzen, was eine resolute Christiane Krüger sehr ausdrucksstark zu transportieren weiß, und beweist, dass sie ihre Führungsambitionen nicht länger unterdrücken will. Die Hierarchie-Verhältnisse sind am wackeln, aus reibungsloser Zusammenarbeit wird ein umständliches Gegeneinander. Christian Quadflieg liefert in Folge 9 schließlich die erwartete Selbstinszenierung und macht es sich zur Aufgabe, das Weltbild wieder an den rechten Platz zu rücken, was Partnerin Lisa Harrow nur zu verstärken weiß. Beinahe ehrfürchtig agierend, legt sie sich für ihren missverstandenen Kollegen ins Zeug. »Was für ein Leben das auf der Erde sein muss, wenn alle Männer so sind wie er?« fragt sich Ossrawa beispielsweise, und man sieht ihr die heimlichen Zweifel an ihrem unantastbaren Parade-System mittlerweile ganz deutlich an, wenn sie auch immer wieder laut bellen und leugnen wird. Als schließlich die rettende Idee der irdischen Wissenschaftler die Medora vor dem Untergang bewahren kann, fällt jede der Damen wieder in ihre alten Strukturen zurück, sprich: ihre Komfortzone. Dabei zieht Dawn Addams nüchtern folgendes Fazit: »Er hat es zufällig erraten!« Insgesamt handelt es sich bei "Gefährlicher Regen" um keine uninteressante Folge, allerdings muss sich der Spaß-Faktor den allgegenwärtig kritischen Untertönen dieses Mal erheblich unterordnen, kann aber gleichzeitig zum Nachdenken animieren.

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Prisma
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● FOLGE 10 | DER SCHLAFENDE PLANET / THE END OF TIME (D|GB|1977)
mit Dawn Addams, Derek Farr, Imogen Clare, Christiane Krüger, Lisa Harrow, Christian Quadflieg, Ciarran Madden u.a.
eine Produktion der Jost Graf Hardenberg & Co. | Portman Productions Ltd. | ein Programm der Werbung im Rundfunk
Regie: Wolfgang Storch



Professor Evans trifft auf der Medora ein, um wichtige Verhandlungen zu führen. Doch dort geht etwas Unheimliches vor sich. Es herrscht eine beunruhigende Stille und die Metropole scheint wie ausgestorben. Das Ende der Zeit ist gekommen. Alle männlichen Bewohner scheinen in eine Art Koma gefallen zu sein, das Licht der obersten Lenkerin Ela ist erloschen und es geht ein unglaubliches Gerücht herum: Mord! Mit ihrem Tod steht die Zeit so lange still, bis eine neue Herrscherin gefunden ist. Richard und Liz geraten unter Verdacht, da man ihnen die Tat anhängen will. Ein Streit über den Titel der obersten Lenkerin bricht aus. Bei der zwischenzeitlichen Untersuchung der toten obersten Lenkerin durch den Ärzte-Roboter kommt schließlich etwas Unfassbares ans Tageslicht: trotz nicht vorhandener Lebensfunktionen ist Ela noch am träumen...

Die zehnte Folge mit dem idyllisch klingenden Titel "Der schlafende Planet" überrascht mit einer überaus gespenstischen, ja beinahe apokalyptischen Atmosphäre. Es ist ruhig und leer, man sieht den Gebieterinnen an, dass sie erstmalig mit ihrem Latein am Ende sind. Stille Hysterie macht sich breit. Plötzlich wird das Thema Mord in den Raum geworfen und die Episode transportiert insgesamt einen sehr rätselhaften Tenor. Einige Frauen machen sich selbstständig und wollen die vermeintlichen Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, sie werden an die Oberfläche des Planeten gebracht, da man aktive Gewalt im Inneren der Medora verabscheut. Die Schauplätze unterstützen diesen prekären Gesamteindruck zusätzlich und das Fehlen von Musik erschafft eine unbehagliche Stimmung, quasi Eindrücke im freien Fall. Man hört permanent nur eine Art Wind als Vorboten des Endes der Zeit. So bleibt es von Anfang bis Ende sehr spannend, denn auch der Zuschauer erahnt, dass ein Machtwechsel für die Medora fatale Folgen haben würde, die mit totaler Ungewissheit verbunden wäre. Das Aufzeigen von Intrigen, Ratlosigkeit und internen Machtkämpfen macht die Damen etwas greifbarer, vielleicht menschlicher, und sie erscheinen daher nicht mehr Lichtjahre von der Erde entfernt zu sein. Im Grunde genommen hat sich Derartiges immer angedeutet, da man sich eigentlich nur ein einem Diktatfrieden befunden hat, in dem naturgemäß viele unterschiedliche Interessen ausfindig zu machen sind. Wieder einmal steht Star-Gast Dawn Addams vollkommen im Mittelpunkt dieser Folge, obwohl sie hauptsächlich nur dazuliegen hat und die Brisanz der Folge markiert.

Sie verkörpert das blühende Leben und die moralische Instanz auf diesem Planeten. Auch sie ist sehr gespenstisch inszeniert und trägt hier erheblich zum ungewohnten Gesamteindruck bei. Auch wenn der irdische Zuschauer im gesamten Serien-Verlauf wohl eher mit den Protagonisten von der Erde mitgefiebert hat, rückt man nun schlagartig auf die Seite der Medorianerinnen, da die Uhr der sympathischen obersten Lenkerin am ablaufen ist, und nur berechnende und eiskalte Nachfolgerinnen in den Startlöchern stehen. Christiane Krüger rückte man nicht noch mehr in ein zweifelhaftes Licht, denn ihrer Ossrawa sieht man die Betroffenheit, Besorgnis und die Wertschätzung gegenüber der mütterlichen Anführerin Ela sehr deutlich an. Trotzdem definiert sie sich als potentielle Nachfolgerin und man weiß mittlerweile sehr genau, dass Ossrawa sehr ungemütlich werden kann, wenn sie etwas durchsetzen will. Allen Beteiligten sind die Hände gebunden, da man es erneut mit einem unbekannten, folglich völlig unberechenbaren Faktor zu tun bekommt, der offensichtlich von der Erde eingeschleppt wurde und nicht so leicht zu beseitigen ist. Professor Evans, Richard und Liz versuchen die rettende Lösung mit Hochdruck zu finden und stoßen auf rücksichtslose Widerstände, werden sich jedoch erfolgreich durchsetzen können. In Folge 10 lauert in allen Kulissen auf einmal Lebensgefahr. Trotz angedeuteter Tragik und spürbaren Brisanz der Geschichte, gab es trotzdem einige Auflockerungsversuche in Form von passend wirkendem Humor. Eine hochinteressante und zugleich spannende Folge, die neugierig auf den bevorstehenden Flug zur Erde macht.

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Prisma
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● FOLGE 11 | DAS VERSTECK / HIDEOUT (D|GB|1977)
mit Corny Collins, Gareth Thomas, Pierre Brice, Judy Geeson, Graham Crowden, Adrian Shergold u.a.
eine Produktion der Jost Graf Hardenberg & Co. | Portman Productions Ltd. | ein Programm der Werbung im Rundfunk
Regie: Freddie Francis



Akam und Schemm befürchten die Auslieferung durch die irdischen Behörden und befinden sich immer noch auf der Flucht, doch langsam gehen ihnen die guten Verstecke aus. Durch einen Fernseh-Aufruf werden sie von einem Passanten erkannt, der sie auf Schritt und Tritt verfolgt und die beiden schließlich anzeigt. Während Brisba, die Hauptlenkerin für Allgemeines, langsam aber sicher die Geduld verliert, wird Akam bei einer Polizeiaktion dingfest gemacht, Schemm kann jedoch in ein nahe gelegenes Wohnhaus flüchten. Dort wird er von einer attraktiven Frau namens Rose versteckt gehalten, die gerade von ihrem Verlobten sitzen gelassen wurde. Sie kümmert sich rührend um den Fremden und wenig später kommt es zu gemeinsamen Unternehmungen. Es scheint sich eine Romanze zu entwickeln. Doch die unbeschwerte Zweisamkeit wird plötzlich von einem Erpresser getrübt...

Obwohl man durchaus sagen kann, dass diese Erdfolge recht angenehm inszeniert wurde, scheint sich insgesamt gesehen dennoch etwas Leerlauf eingeschlichen zu haben. Die Story rund um Episode 11 erscheint in ihrer angedeuteten Romanze schon etwas einfallslos, wird aber mit einem sehr interessanten Gastauftritt gestreckt. Trotz des aufkommenden Tempos und vieler schöner Ortswechsel, bekommt man hier eigentlich nichts Neues mehr geboten. Brisba ist kurz davor, endgültig zu explodieren, und macht in aggressiver und ungeduldiger Art und Weise Dampf bei den im Grunde genommen völlig hilflosen Behörden. Akams Widerstand wird durch die Zuneigung für seine Gebieterin langsam unglaubwürdig und wirkt ebenfalls zu unnötig in die Länge gezogen, zumal man weiß, wo der Hase lang läuft. Das Paar Rose und Schemm kann leider kaum funktionieren, es setzten sich einfach zu viele irdische Plänkeleien durch. Der Vorgänger war in allen Belangen wesentlich fesselnder ausgefallen, obwohl die Unterhaltung gegeben ist. Die Stargast-Ankündigung des englischen Vorspanns lässt in "Das Versteck" durchaus aufhorchen. Nicht nur die Neugierde, Corny Collins nach nur noch sporadischen Einsätzen im Film wieder sehen zu können, sondern auch ihr angenehmes Spiel lassen diese Folge letztlich versöhnlich verlaufen. Die deutsche Fassung nennt im Vorspann keine Darsteller und somit war mir bei der Erstansicht nicht klar, wer denn die Rolle der Rose auszufüllen hatte. Es war relativ klar, dass es sich um eine gute, alte Bekannte handeln dürfte, doch Collins' bekannteste Auftritte stammen aus anderen Jahrzehnten.

Die Deutsche, die eigentlich Gisela Szymanski heißt, spielt die gute Seele des Szenarios, die trotz persönlicher Schicksalsschläge den Mut nicht verloren hat und neben all den Furien sehr sympathisch und liebenswert wirkt. Da ihre Auftritte mit den anfangenden 70er-Jahren immer weniger wurden, ist es alleine aus diesem Grund schon interessant, die hier in der Gast-Episodenhauptrolle zu sehen, denn ihre Leichtfüßigkeit ist immer noch merklich vorhanden. Gareth Thomas (vielleicht nicht gerade das darstellerische Sahnehäubchen der Serie) tut, was er kann, das Paar kann im Endeffekt aber kaum einen überzeugenden Eindruck hinterlassen. Rose hingegen verkörpert den Prototyp der Frau, so wie ihn sich die Flüchtlinge von der Medora vorgestellt haben, dennoch treffen zwei unterschiedliche Welten aufeinander. So fallen die ausgemalten Luftschlösser der Erde wieder schnell zusammen und ketten die beiden Männer immer weiter an ihre Gebieterinnen, obwohl sie flüchtig sind. Um die globale Einfallslosigkeit zu überbrücken, legte man Judy Geeson wieder einen deutlicheren und scharfzüngigen Kommandoton in den Mund, was für die einzigen humorvollen Szenen dieser insgesamt recht inkonsequent ausgearbeiteten Folge sorgen wird. Um den Zuschauer bei der Stange zu halten, ist womöglich wieder ein Flug zur Medora notwendig, um ein Thema präsentieren zu können, dass nicht so sehr von dieser Welt ist und etwas unkonventioneller wirkt. Außerhalb dieses Kontextes bleibt mit "Das Versteck" unterm Strich jedoch eine interessante Schauspieler-Episode zurück, was im Rahmen der Serie aber auch kaum etwas Neues darstellt.

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Prisma
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● FOLGE 12 | DIE EINSAMEN ROBOTER / CREATURES OF THE MIND (D|GB|1977)
mit Lisa Harrow, Christiane Krüger, Christian Quadflieg, Ina Skriver
eine Produktion der Jost Graf Hardenberg & Co. | Portman Productions Ltd. | ein Programm der Werbung im Rundfunk
Regie: James Gatward



Auf der Medora geschehen rätselhafte Dinge. Eine Offizierin flüchtet in panischer Angst aus dem Depot für historische Aufzeichnungen, welches sie unbefugt betreten hatte. Sie fühlt sich verfolgt und hört beängstigende Stimmen. Ossrawa stellt deren Kompetenz in Frage, doch die verängstigte Frau hat einen Schock erlitten, wirkt apathisch und spricht kein Wort mehr. Liz und Richard werden mit der Aufarbeitung dieses vernachlässigten Sektors beauftragt, wo Prototypen und wissenschaftliche Aufzeichnungen lagern. Dabei erhoffen sie sich neue Erkenntnisse, oder an die Möglichkeit einer baldigen Flucht zu kommen. Auch die beiden irdischen Wissenschaftler hören die merkwürdigen Stimmen, die alles Gesprochene flehend und bettelnd wiederholen. Noch ahnt Liz nicht, dass sie sich in tödliche Gefahr begeben wird...

Die vorletzte Folge der interessanten Weltall-Serie bedient sich erneut einiger Gruselelemente, der Verlauf überrascht daher mit einer unbehaglichen und düsteren Atmosphäre, die sich immer weiter aufbäumt, um die Protagonisten vor ein gefährliches Abenteuer zu stellen. Auf dem hochtechnisierten Planeten Medora findet man in den kontrastreichen und mit vollster Absicht abgelegenen Katakomben angestaubten Technik-Schrott, Regisseur James Gatward inszeniert Spinnweben und Schatten in diesem gespenstisch und verlassen wirkenden Sektor, was sehr gut ankommt. Verführerische Stimmen locken Liz in vertrauenswürdiger Art und Weise an, bis plötzlich einige Roboter eines angeblich misslungenen Experimentes vor ihr stehen. Anscheinend ist es diesen Maschinen möglich, zu fühlen, haben ein eigenes Nervensystem und eine Seele, wurden dort aber für unzählige Jahre isoliert und sind in Vergessenheit geraten. Da die Tür verschlossen ist, können Ossrawa und Richard Liz nicht ohne Weiteres befreien, bis es zu einer bedrohlichen Begegnung kommt. Die Maschinen weisen beinahe die Attribute von Stalker auf und wollen Liz darüber hinaus ihren eigenen Willen aufzwingen. Die Titel-Maschinen wirken innerhalb der Inszenierung beängstigend, das Szenario überaus beängstigend, sodass eine ordentliche Portion Spannung aufkommen kann, die diese vorletzte Episode in besonderem Maß prägt. Erstmals bekommt Lisa Harrow die Möglichkeit geboten, sich darstellerisch hervorzuheben und die hier nicht gerade üppig vorhandene Konkurrenz in den chatten zu stellen.

Gekonnt stellt sie die erforderlichen Emotionen dar, ihre Angstzustände wirken authentisch, vor allem, weil die Regie Wert auf das unmittelbare Schildern ihrer Mimik legt. Das Publikum bekommt die Möglichkeit, mit ihr Mitzufiebern, was auch spielend aufgeht. Auch Ossrawa, die Hauptlenkerin für Sicherheit, lässt sich aufweichen und zeigt, dass ihr die Arbeit der Erdlinge doch irgendwie imponieren konnte, wohlgemerkt sehr zum eigenen Missfallen. Die oftmals angedeutete Annäherung findet nun konsequent statt und man arbeitet eher miteinander, als gegeneinander, was die Erfolgsprognose deutlich hochschraubt. Beide Seiten kommen so schließlich insgeheim zu dem Schluss, dass sich die Kompromissbereitschaft auszahlen kann. Bissige Kommentare und permanente Anweisungen verstummen, man spürt förmlich den Sinneswandel auf dem fremden Planeten. Atmosphärisch sehr dicht, verzichtet man hauptsächlich auf Humor und größere Auswüchse in der Geschichte dieser Folge, doch es wird nicht eintönig, da Spannungsmomente und Gruselkomponenten in jeder Ecke der weitläufigen Katakomben lauern könnten. Der kritische Unterton geht dieses Mal in Richtung der generell verschwindenden Emotionen und des rücksichtslosen Ausrangierens von Fehlern oder Schwächen, die Verantwortlichen irgendwann gefährlich werden könnten. "Die einsamen Roboter" stellt sich erneut als wesentlich stärkere Episode heraus, die dieses Mal mit wenigen, aber gut aufgelegten Darstellern auszukommen hat, und arbeitet auf ein spektakuläres Finale hier und der bevorstehenden letzten Folge hin.

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● FOLGE 13 | BEGEGNUNG ZWISCHEN DEN STERNEN / THE ENEMY (D|GB|1977)
mit Christian Quadflieg, Pierre Brice, Gareth Thomas, Derek Farr, Christiane Krüger, Judy Geeson, Lisa Harrow und Dawn Addams
eine Produktion der Jost Graf Hardenberg & Co. | Portman Productions Ltd. | ein Programm der Werbung im Rundfunk
Regie: Freddie Francis



Nach langen Verhandlungen zwischen den Behörden der Erde und den Verantwortlichen der Medora wird der Austausch von Geiseln und Flüchtigen vorbereitet. Man will sich zwischen den Planeten treffen, doch es kommt zu Turbulenzen, da der Kontakt immer wieder gestört wird. Sowohl auf der Medora als auch auf der Erde kommen nicht zu identifizierende Funksprüche an, und auf beiden Seiten bestätigt sich der Verdacht, dass es sich um ein fremdes Raumschiff handeln muss. Die Hauptlenkerinnen für Sicherheit und Allgemeines sind in großer Sorge, doch die Aktion muss unbedingt so schnell wie möglich durchgeführt werden, da es der große Rat angeordnet hat. In der Zwischenzeit bekommt Schemm beim Anhören der Funksprüche eine Art Anfall und prophezeit, dass man die Medora retten müsse. Während der gefährlichen Austauschaktion bewahrheiten sich die Befürchtungen: Der Erzfeind aus dem früheren Sonnensystem hat die Medora aufgespürt und möchte sie endgültig vernichten...

Die letzte und dreizehnte Folge der Weltraumserie bedient sich einer einfachen Methode. Um die Annäherung zwischen den Welten, die bislang immer nur angedeutet wurde, perfekt zu machen, greift man auf eine fremde Gefahr zurück, die gemeinschaftlich ausgeschaltet werden muss. Schon früh konstruiert Freddie Francis eine sehr bedrohliche Atmosphäre, die visuell und akustisch gut funktioniert, letztlich tragen aber die Darsteller einen Großteil dazu bei, die nötige Spannung zu transportieren; man kann die Gefahr in ihren Gesichtern buchstäblich ablesen. Das Interieur des feindlichen Raumschiffes wirkt sehr verspielt, unzählige Knöpfe und Signale blinken, es scheint, als sei die fremde Macht nicht nur wegen ihrer Angriffslustigkeit, sondern der Medora auch wegen des hoch technisierten Standards weit überlegen. Was dort abläuft, wird sogar manchmal unfreiwillig komisch, da die Computer nicht nur alles analysieren und abhören, sie erteilen sich mit energischen Stimmen auch gegenseitig Befehle. Der Schrecken bekommt zwar kein bestimmtes Gesicht, aber die Darstellung zeigt sich auf hohem Niveau. Eine Person geht im feindlichen Raumschiff umher und führt die Befehle aus. In einen schwarzen Mantel gehüllt, sieht der Zuschauer nie das Gesicht. Das Wesen trägt schwarze Handschuhe und besitzt nur drei Finger, weiß sich in seiner Silhouette ansonsten aber kaum von einem Menschen zu unterscheiden. Darstellerisch gesehen bekommt der aufmerksame Zuschauer in "Begegnung zwischen den Sternen" wieder alles geboten, wie man es aus dem Gesamtgeschehen heraus gewöhnt war.

Besonders Judy Geeson und Christiane Krüger stechen nochmals in ihrer Körpersprache hervor und zeichnen ihre Charaktere überaus glaubhaft bis zum Schluss. Allerdings ist nun auch endgültig erkennbar, dass es sich bei den überstarken Frauen auch nur um Menschen handelt, die bei dem bevorstehenden Angriff beinahe die Fassung verlieren und sich nicht zu helfen wissen, da Angriff und die damit verbundene Planung nicht in ihrer Natur liegen. Wie gut, dass schließlich Christian Quadflieg und Pierre Brice zur Hilfe eilen werden, um das Kommando zu übernehmen. Lange mussten sie warten, dürfen nun aber die Befehle erteilen. Ob die Operation unter diesen Voraussetzungen unter einem guten Stern steht, muss sich erst herausstellen, aber übrig bleiben schon einmal faszinierte und beeindruckte Frauen die sich, mit ihren eigenen Befehlen und der Art mit dem schwachen Geschlecht umzugehen, sicherlich mäßigen werden. Dawn Addams als oberste Lenkerin hat in der letzten Folge nur noch wenige Einstellungen, begeistert aber wieder einmal mit ihrem anmutigen, besonnenen Wesen und ihrer beeindruckenden Ausstrahlung. Tempo, Spannung und Gefahr, aber auch Sinneswandel, Kooperation und Lernen bilden diesen schönen Abschluss der Weltraummädchen und nach der Beendigung der Folge wird man den Eindruck nicht los, dass vielleicht noch Fortsetzungen geplant waren. Schade, dass dies nicht der Fall war, denn die Serie hat insgesamt wirklich großen Spaß gemacht. Das Fazit dürfte wohl folgendes sein: Woanders ist es vermutlich auch nicht leichter oder wesentlich besser als auf der guten alten Erde.

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