HEIẞES SPIEL FÜR HARTE MÄNNER - Nino Zanchin

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Prisma
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HEIẞES SPIEL FÜR HARTE MÄNNER - Nino Zanchin

Beitrag von Prisma »




Laurence Harvey   Ann-Margret

HEIES SPIEL FÜR HARTE MÄNNER


● REBUS / EL CRIMEN TAMBIÉN JUEGA / HEIẞES SPIEL FÜR HARTE MÄNNER (I|E|D|1968)
mit Camilla Horn, José Calvo, Ivan Desny, Andrea Bosic, Luis Morris, Jan Hendriks, Milo Quesada und Alberto de Mendoza
eine Produktion der PEA | Tecisa | Euro American Film | Rapid Film | im Constantin Filmverleih
ein Film von Nino Zanchin

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»Wenn du einen Löwen fangen willst, brauchst du nur einer Gazelle zu folgen!«


Der Croupier Jeff Miller (Laurence Harvey) verliert seinen Job, da er wegen seines steigenden Alkoholkonsums der letzten Zeit unangenehm aufgefallen ist. Urplötzlich bietet sich aber eine neue Chance, denn er bekommt eine Stellung in Beirut von einem rätselhaften Unbekannten angeboten. Wie sich schnell herausstellt, hat er es mit einer international agierenden Bande von Falschspielern zu tun, die planen, die Bank des Casinos von Beirut mit einem gezinkten System zu sprengen. Da die Behörden vor Ort über das Vorhaben informiert sind, bewegt Zakir (Alberto de Mendoza), der Polizeichef von Beirut, den hin und her gerissenen Croupier zur Mitarbeit, doch schon bald spitzen sich die Gefahren für Jeff merklich zu...

Für Regisseur Nino Zanchin stellt "Heißes Spiel für harte Männer" die zweite von nur drei Regie-Arbeiten dar und im Gros ist diese Geschichte der Eurospy-Welle zuzuordnen, wenngleich es insgesamt zu einigen Abweichungen und Variationen kommt. Die Thematik rund um einschlägig bekannte Spielhöllen und entsprechende Manipulationen scheint auf den ersten Blick vielleicht weniger neu zu sein, wird hier allerdings in interessanter Fasson präsentiert. Der Einstieg legt ein Tempo vor, das zumindest einen schnellen Ortswechsel nach sich zieht, sich aber nicht wie ein roter Faden durch den Verlauf winden wird. Überraschenderweise verläuft die Geschichte vom Eindruck her eher ruhig und schnörkellos, verzichtet somit auf das ganz große Spektakel zwischen Kugelhagel und Pyrotechnik, worauf man sich erst einmal einlassen muss, falls die eigene Erwartungshaltung eine Art Weckruf startet. Eine Bande von Falschspielern will den großen Coup landen und setzt auf die Unterstützung des Croupiers Jeff, der in seiner jetzigen Verfassung leicht einzusammeln ist, da er sich in einer persönlichen Krise befindet. So ist er ohne Weiteres davon zu überzeugen, es beruflich im Libanon zu versuchen, da es sich dem Vernehmen nach bei ihm um den besten Croupier handelt, den der unbekannte Auftraggeber je gesehen hat. Zuvor wurde er wegen seines momentanen Lebenswandels von Jan Hendriks gefeuert, der hier in einer kleinen Rolle zu sehen ist. Laurence Harvey erweist sich insgesamt als gute Wahl für die Hauptrolle in dieser Produktion, denn er verleiht seiner Figur irrende und menschliche Züge, wirkt dabei lange nicht so omnipotent wie andere Konsorten, die man hinlänglich aufgetischt bekam. Sein Haken: er ist renitent und hat seinen eigenen Sturkopf, was ihn zu einer unsicheren Position in diesem schwer zu durchschauenden Schachspiel macht. Bereits der Flug nach Beirut stellt wichtige Personen des bevorstehenden Spektakels vor, weist sie aber nicht vorschnell einer bestimmten Seite zu, was den Verlauf trotz fehlender Spannung wieder interessant macht, kommt man am Ende doch in den Genuss eines gelungenen Whodunit-Effekts.

Überhaupt bleiben die Personen im Rahmen der Möglichkeiten betont undurchsichtig, was auch für Harveys schöne Partnerin Ann-Margret gilt, die das Szenario mit Verve ausstattet. Gute alte Bekannte wie Ivan Desny, José Calvo, Andrea Bosic, Luis Morris, Milo Quesada oder Alberto de Mendoza halten sich bedeckt, wenngleich sie die eigenen Vorahnungen auch befeuern, aber die Konstruktion hält nicht zuletzt wegen der Anlegungen der Rollen so zuverlässig. Eigentümlich wirkt die Verpflichtung des ehemaligen Stummfilmstars Camilla Horn als aufdringliche amerikanische Touristin, die man in einem solchen Film vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte, was in jenen Jahren aber eher zur Regel werden sollte. Überzeugende Sequenzen entstehen etwa bei der Einweisung in die kriminellen Machenschaften der Organisation, wenn nur eine Stimme aus dem Off zu hören ist, die Jeff strikte Anweisungen mit konkreten Drohungen verbindet. Die aufkommenden Turbulenzen, Bedrohungen und Keilereien werden sehr gut durch die schmissige Musik des argentinischen Komponisten Luis Bacalov begleitet, die selbst Phasen auszustaffieren weiß, in denen Leerlauf droht. Nino Zanchins Film ist bestimmt nicht als großer Wurf zu bezeichnen, aber dennoch wirkt das Gebilde weitgehend überzeugend und vor allem unterhaltsam. In Verbindung mit einer außergewöhnlich exklusiven Besetzung kommen die richtigen Momente auf, in denen die teils provokante Dialogarbeit ihr Übriges tut. Die Auflösung ist originell, der Weg dorthin oft konventionell und das überwiegend schön bebilderte Filmchen kann seinen Dienst am interessierten Kunden tun, weil der hier betriebene Aufwand unterm Strich solide wirkt. Mit einem Meilenstein des Genres hat man es dann allerdings doch nicht zu tun, was im Vorfeld jedoch auch nicht der Anspruch gewesen ist. "Heißes Spiel für harte Männer" ist problemlos konsumierbar, wenn es auch fraglich ist, ob sich das Dargebotene für alle Ewigkeit im eigenen Gedächtnis verankern kann, denn dafür ist die Kost zu leicht und streckenweise sogar unscheinbar. Am unterhaltsamen Ende ist der Film vor allem für Interessenten origineller Besetzungslisten und unorthodoxer Darbietungen interessant.

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Richie Pistilli
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Re: HEIẞES SPIEL FÜR HARTE MÄNNER - Nino Zanchin

Beitrag von Richie Pistilli »

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Heißes Spiel für harte Männer (D)
Rebus (IT)
El crimen también juega (ES)
Appointment in Beirut (UK)


IT / D / ES / ARG 1969


R: Nino Zanchin
D: Laurence Harvey, Ann-Margret, Andrea Bosic, José Calvo, Luis Dávila, Alberto de Mendoza, Ivan Desny, Lisa Halvorsen, Jan Hendriks, Camilla Horn, Luis Morris, Milo Quesada u.a.



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Deutsche Kinopremiere: 17.01.1969

Score: Luis Enríquez Bacalov

Synchronkartei

Filmportal

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"Sherry mit Creme de Cacao"


Im Vergleich zu seinem düsteren sowie schnörkellosen Gangsterfilmdebüt DU STIRBST UM SECHS IN TETUAN entpuppt sich Nino Zanchins zweiter Kriminalfilm zwar etwas entspannter, aber mindestens genauso spannend in Szene gesetzt. HEIßES SPIEL FÜR HARTE MÄNNER erzählt die Geschichte eines Croupiers, der leider etwas zu stark beschwipst durch die Lande zieht und infolgedessen seinen gut bezahlten Job im Londoner Playboy-Club verliert. Normalerweise wäre jetzt guter Rat teuer, doch wie es der Zufall so will, wird Jeff Miller (Laurence Harvey) bereits in der gleichen Nachts von einem Unbekannten (José Calvo) auf einer nebelverhangenen Brücke angesprochen, der ihm kurzerhand ein Jobangebot als Croupier in einem Casino im Libanon unterbreitet. Was folgt, ist eine direkte Zusage, woraufhin sich Jeff auf dem schnellsten Weg nach Beirut begibt. Doch nachdem er seinen neuen Job erfolgreich angetreten und sich mit der singenden Zockerin Laura (Ann-Margret) angefreundet hat, bekommt er es mit einem Falschspielerring zu tun, die sich ein ausgeklügeltes Betrugssystem zum Abzocken der Casinos ausgedacht haben.


Zwar handelt es sich bei den beiden genannten Regiearbeiten keineswegs um Hochglanzproduktionen, aber immerhin um solide inszenierte Gangsterfilmkost, die letztlich gut unterhält. Neben einer bemühten Kamerarbeit und exotischer Drehkulissen sind es die beteiligten Schauspieler*innen, die diesen soliden Kriminalfilm sehenswert machen. In der Hauptrolle überzeugt Laurence Harvey als gescheiterter Croupier, der im Rahmen seines neuen Jobs zwischen die Fronten einer Falschspielerbande und der sicherheitsbehördlichen Casinoaufsicht gerät. Neben der adretten Ann-Margret, die nicht nur eine überzeugenden Darbietung, sondern auch noch zwei Lieder zum Besten gibt, sind es beispielsweise Ivan Desny in der Rolle eines Edel-Schurken, José Calvo als geheimnisvoller Sicherheitsbeauftragter oder Alberto de Mendoza als ermittelnder Polizeiinspektor, die HEIßES SPIEL FÜR HARTE MÄNNER äußerst lohnenswert machen.


Leider läuft die deutsche VHS-/Kino-Fassung lediglich 78/80 Minuten, wohingegen ein aufgepeppter TV-Mitschnitt von Rai Movie eine Laufzeit von 104 Minuten aufweist. In erster Linie wurden bei der deutschen Fassung massenhaft Dialoge verkürzt, wobei es nebenbei auch noch ein paar wenige Komplettszenen der Schere zum Opfer fielen. Was mich stark verwunderte, sind die beiden unterschiedlichen Titelsequenzen: Während der deutsche Titelvorspann zahlreiche Landsmänner als Mitstreiter angibt, werden im italienischen Vorspann nicht nur ausschließlich italienische Mitstreiter angegeben, sondern die Rapid-Film auch noch nach 'Monaco' verlegt.

► Text zeigen

Augenscheinlich handelt es sich bei der deutschen Schnittfassung von Rapid-Film um eine eigenständige Fassung im Rahmen der multinationalen Koproduktionen, die vermutlich infolge der lebendigen Synchro auch inhaltlich noch ein wenig vom Original abweicht. Als Krönung wurde dem Ganzen dann auch noch ein erstklassiger Score von Luis Enríquez Bacalov verliehen, der seit vielen Jahren immer mal wieder zu Hause läuft (insbesondere der Titeltrack).


Fazit: Never trust a milkman!



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Maulwurf
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Re: HEIẞES SPIEL FÜR HARTE MÄNNER - Nino Zanchin

Beitrag von Maulwurf »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mo., 21.06.2021 21:58
[..] sondern die Rapid-Film auch noch nach 'Monaco' verlegt.
Im Italienischkurs wurde mir mal die Geschichte erzählt, wie ein junger Italiener von Stuttgart per Anhalter nach München fahren wollte. Also malte er sich ein Schild und stellte sich an die Autobahn. Tatsächlich hat recht schnell ein Auto gehalten. Wohin er denn will, alles klar, da fahre ich hin, steig ein. Auf der Höhe Genf muss ihm langsam gedämmert haben, dass er sich tatsächlich auf dem Weg nach Monaco befindet anstatt nach München, dessen italienischer Name Monaco lautet, was auch auf seinem Schild gestanden hatte ... :lol:

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Richie Pistilli
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Re: HEIẞES SPIEL FÜR HARTE MÄNNER - Nino Zanchin

Beitrag von Richie Pistilli »

Boah, ist das peinlich :oops: :oops: :oops: 8-)


Monaco ist aber auch ein vieldeutiger Begriff... Glücklicherweise war ich weder als Anhalter, noch als Zugreisender unterwegs, sondern nur im Forum - dort fällt der Rückweg im Falle eines falschen Abbiegens dann doch etwas zeitsparender aus ;)




Und um schnell wieder das Thema zu wechseln, habe ich einen kleinen Bildvergleich zwischen der italienischen TV-Fassung und der deutschen VHS-Fassung vorbereitet :D


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Italienischer Titelvorspann:


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