● IM BANNE DES UNHEIMLICHEN / EDGAR WALLACE - IM BANNE DES UNHEIMLICHEN (D|1968)
mit Joachim Fuchsberger, Siw Mattson, Wolfgang Kieling, Claude Farell, Pinkas Braun, Edith Schneider, Peter Mosbacher,
Siegfried Rauch, Otto Stern, Renate Grosser, Hans Krull, Ilse Pagé sowie Lil Lindfors und Hubert von Meyerinck
ein Rialto Film Preben Philipsen | im Constantin Filmverleih
ein Film von Alfred Vohrer
Im Jahr 1968 befand sich die Edgar-Wallace-Reihe in einer von Regisseur Alfred Vohrer dominierten Phase, die bereits ein Jahr zuvor eingeläutet wurde. Nach "Der Hund von Blackwood Castle", dem Jubiläums-Wallace der Rialto-Film, der nebenbei erwähnt weit hinter den geschäftlichen Erwartungen zurückblieb, schickte Vohrer mit "Im Banne des Unheimlichen" wieder einen frischeren Beitrag ins Rennen, der Neuerungen und bewährte Zutaten miteinander vereinen konnte. Beim Publikum wurde dieser Kriminalfilm wieder wohlwollender angenommen, was im Rahmen einer sich anbahnenden Übersättigung verschiedene Gründe gehabt haben kann. Sicherlich spielt die Vielzahl an Darstellern eine nicht unmaßgebliche Rolle, ohne dabei allerdings die üblichen Maxime zu vernachlässigen. Hinzu kommt, dass dieser Fall durchaus extravagante Tendenzen offenbaren kann, und man neben klassischem Krimi zusätzlich Spuren von gepflegtem Thrill, bis hin zu Horror-Elementen wahrnehmen kann. Die Geschichte um Verrat und Rache ist kurzweilig und einfallsreich ausstaffiert worden, dennoch handelt es sich natürlich um ein weiteres Vohrer-Märchen, dessen Wahrscheinlichkeit erst gar nicht hinterfragt werden sollte. Spannung und Tempo werden in diesem bereits einunddreißigsten Wallace-Film ganz groß geschrieben, zusätzlich bekommt der Zuschauer nette Kniffe des Drehbuches angeboten, die Überraschungen und Wendungen bereit halten. Eine lachende Leiche treibt also ihr Unwesen und mordet sich systematisch durch das Umfeld des zwielichtigen Sir Cecil Ramsey, der nur eine von vielen Personen ist, die einen Schlüssel zu diversen Geheimnissen verbergen. Somit hat der erfahrene Routinier Inspektor Higgins alle Hände voll zu tun, um langsam aber sicher etwas Licht in den Londoner Nebel zu bringen. Obwohl die meisten bewährten Teile der Besetzung hier fehlen, entsteht ein sehr guter Gesamteindruck.
Als bekannte Wallace-Veteranen in gleichen Rollen sieht man in diesem Beitrag lediglich noch Joachim Fuchsberger und Ilse Pagé als Sekretärin Miss Finley, die ihrem Chef stets gehörig den Kopf verdrehen konnte. Weitere beteiligte Darsteller wie beispielsweise Pinkas Braun, Hubert von Meyerinck oder Otto Stern hatten die Reihe hier und dort zuvor schon bereichern können, stellen aber höchstens aufgrund der Anlegungen ihrer Rollen einen Wiedererkennungswert her. Die größten Neuerungen stellen schließlich die neuen Gesichter als einmalige Wallace-Gäste dar, vor allem sind hier Siw Mattson, Wolfgang Kieling, Peter Mosbacher und Claude Farell zu nennen. Aber zunächst zu den Hauptrollen. Joachim Fuchsberger sieht man in seinem zwölften und gleichzeitig vorletzten Auftritt in der Serie, seine Erfahrung scheint allgegenwärtig zu sein. Dennoch bekommt man nicht nur den Eindruck von Routine vermittelt, nein, es war ihm stets möglich, sich quasi neu zu erfinden. Auffällig agil und schlagfertig, nimmt er den Fall ganz nach Art des Hauses Fuchsberger in die Hand, und es macht erneut Spaß ihm zu folgen. Nach einer verständlichen amourösen Auszeit wegen Uschi Glas in "Der Mönch mit der Peitsche" darf er nun wieder Augen für die Damen haben und beweist dabei Geschmack. Ob es sich um die aufreizende Ilse Pagé, die bezaubernde Ewa Stroemberg oder die buchstäblich entwaffnende Siw Mattson handelt, Higgins hat die Augen offen und die Luft darf angenehm knistern. Rückblickend ist es als großes Ereignis und gleichsam großes Glück zu bezeichnen, dass Produzent Horst Wendlandt das Risiko einging, die damals vollkommen unbekannte Schwedin Siw Mattson für die weibliche Hauptrolle zu verpflichten, die mit viel Verve, Chic und Charme durch die Geschichte flanieren darf. Sucht man nach einer Definition für Spiellaune oder intuitive Gestaltung, muss man sich nur ihre Peggy Ward anschauen, was einen riesigen Spaß mit sich bringt.
Die Konstellation Fuchsberger und Mattson passt wie angegossen, denn man sieht sowohl Hund und Katze, als auch Harmonie und eine erotische Spannung. In dieser Beziehung hatte sich die Serie definitiv schon längst weiter entwickelt, hier nimmt man sogar einen Feinschliff wahr. Was Arbeit und Ermittlungen angeht, so ergänzt man sich eigentlich weniger, aber das gleiche gilt für den neuen Scotland-Yard-Chef Sir Arthur. Leider muss man betonen, dass Siegfried Schürenberg durch Hubert von Meyerinck ersetzt wurde, was sich schnellstens als einer der größten Kardinalfehler der gesamten Reihe herausstellt. Ein Ballett tanzender Vorgesetzter mit Entscheidungsgewalt über einen riesigen Polizeiapparat und haufenweise klamottigen Witzeleien kommt nicht unbedingt gut an, es sei denn, man ist für derartigen Haudrauf-Humor zugänglich. Insgesamt stellt von Meyerinck nach persönlichem Ermessen allerdings die einzige Fehlbesetzung in diesem Film dar, sodass die restlichen Darsteller mitunter für Furore sorgen können. Wolfgang Kielings einzige Verpflichtung bei Wallace stellt sich nach schnellster Zeit als kleines Kabinettstückchen heraus und man kann ihn dabei beobachten, wie er präzise zwischen Nervosität, Angst, möglicherweise Wahn und Berechnung hin und her pendelt. Garniert mit einigen hysterischen Anwandlungen und wütenden Ausbrüchen, bleibt diese Darbietung in lebhafter Erinnerung. Das gleiche kann man von seiner Gegenspielerin Claude Farell behaupten, die von ihrer Art her mit subtileren Mitteln operieren wird, um Sir Cecil seine gerechte Strafe zuzuführen. Dabei setzt sie alles daran, ihn wahlweise in einer Anstalt unterzubringen und es entsteht ein klassisches Tauziehen mit gepfefferten Dialogspitzen. Pinkas Braun als der Fremde wirkt von Anfang bis Ende undurchsichtig, allerdings hat man bei Edgar Wallace schon interessantere Darbietungen von ihm sehen können.
Das Ensemble wird mit sehr guten Leistungen von beispielsweise Siegfried Rauch, Peter Mosbacher und Synchron-Veteranin Edith Schneider abgerundet, ja, die Besetzung ist hier aufgrund ihrer besonderen Dichte sehr überzeugend. Neben Siw Mattson und Ewa Stroemberg sieht man eine weitere Skandinavierin, die sich hier für die fulminante Gesangsdarbietung verantwortlich zeigt. Unter dem Spezialisten Peter Thomas entstand ein Soundtrack, der in all den Jahren zweifellos einer der hartnäckigsten Ohrwürmer geblieben ist. Die musikalische Begleitung bei den Kriminalfilmen war in der Regel eine ausschließlich instrumentale Angelegenheit, daher ist es umso erfrischender, abwechslungsweise einmal einen gesungenen Beitrag in den Titel-Credits zu hören, der darüber hinaus perfekt zum Geschehen passt. Der turbulente Verlauf wird ganz im Sinne der Geschichte mit zahlreichen Leichen gepflastert und von Alfred Vohrer abwechslungsreich und spannend inszeniert, wenn das Phantom immer wieder zuschlägt. Für den lautlosen Tod ist ein Skorpionring verantwortlich, dessen Schwanz mit einem Gift präpariert ist, das Herzthrombosen verursacht, die praktischerweise so gut wie gar nicht nachgewiesen werden können. Zumindest ist dieser Einfall mal wieder etwas Neues gewesen und bedient eine spürbare Grusel-Komponente. Wie es bei Vohrer üblich war, sieht man hin und wieder recht krude Einfälle, die mal mehr, mal weniger gelungen anmuten, und eine Fülle an Details. Dabei wirkt die Kamera sehr aufmerksam und spielt mit vielen interessanten Einstellungen, die Schauplätze wirken aussagekräftig und es entstehen glücklicherweise zahlreiche Ortswechsel, inklusive eines spannenden Finales mit sehr gutem Whodunit, das praktischerweise direkt in einer Gruft stattfindet. Insgesamt gesehen hat dieser echte Edgar Wallace Einiges zu bieten und ist innerhalb der kurzweiligen Gesetze der Serie ein überdurchschnittlicher Verfechter der Spätphase geworden.