LADY DRACULA - Franz Josef Gottlieb

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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LADY DRACULA - Franz Josef Gottlieb

Beitrag von Prisma »



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● LADY DRACULA (D|1975)
mit Evelyne Kraft, Brad Harris, Theo Lingen, Eddi Arent, Christine Buchegger, Walter Giller, Klaus Höhne,
Marion Kracht, Ulrich Beiger, Georg Lehn, Zdenka Procházková sowie Roberto Blanco und Stephen Boyd
eine IFV Produktion | TV13 Filmproduktion | im Kora Verleih
ein Film von Franz Josef Gottlieb

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»Vampire sind wir ja alle!«


1876. Graf Dracula (Stephen Boyd) entführt die junge Comtesse Barbara (Marion Kracht) auf sein Schloss. Für sie kommt zwar jede Hilfe zu spät, aber der Graf wird von den aufgebrachten Bewohnern mit einem Holzpfahl ins Jenseits befördert. Barbaras Sarg wird versiegelt und 100 Jahre später bei Bauarbeiten freigelegt, bis sie zum ersten Mal an frisches Blut gelangt und sich von einem Mädchen in eine erwachsene Frau verwandelt. Ab diesem Zeitpunkt ist niemand mehr vor der schönen Vampirin sicher, denn ihr Blutdurst ist kaum zu stillen. Die blutleeren Leichen erregen jedoch das Interesse der Polizei rund um Kommissar Harris (Brad Harris) und seinen Assistenten Eddi (Eddi Arent), doch Barbara weiß dem Kommissar den Kopf zu verdrehen...

Franz Josef Gottliebs "Lady Dracula" erlangte seinen zweifelhaften Ruhm als Abschreibungsfilm und Kassengift, aber genauso als eine Art spezieller Kultfilm, und kann der Genre-Klassifikation Horror-Komödie zugeschrieben werden. Bereits im Jahr 1975 für die Constantin Film produziert, wurde der Film nach Ansicht an den Produzenten zurückgegeben und musste bis 1978 auf einen kleineren Verleih warten, der das Vehikel schließlich in die Kinos brachte, ohne jedoch irgendwelchen Erfolg zu erzielen. Deutsche Filme dieser Art sind oft aus mehreren Gründen nicht uninteressant, da es sich nicht selten um völlig kuriose Produktionen handelt, deren Existenz man sich oft kaum noch herleiten kann. Die Zeit war eigentlich passé, um auf einer eventuellen Dracula-Welle zu reiten, allerdings hatte der derbe teutonische Humor immer noch Kino-Hochkonjunktur, sodass sich mehrere solcher Existenzen irgendwie erklären lassen. Mit dem Österreicher Franz Josef Gottlieb ist immerhin ein Regisseur am Werk, der sich einen Namen in vielfältigen Genres machen konnte und auch für grobschlächtige Komödien bekannt war, wenngleich man hier sicherlich dessen Spätherbst bewundern kann, bevor es wieder erfolgreich weitergehen sollte. Gelacht werden darf ja bekanntlich immer, allerdings wird es hier schwierig werden, da der Verlauf sich hauptsächlich ollen Versatzstücken bedient, die ihr Verfallsdatum längst überschritten hatten. Ein Blick auf den Cast weist auf unterstützende und beinahe ausgewiesene Komiker des deutschen Films hin, die mit Eddi Arent, Theo Lingen oder Walter Giller sogar eine offenkundige Prominenz darstellen, es jedoch schwer haben, das unter anderem von Brad Harris fabrizierte Drehbuch positiv zu beeinflussen. Das Spektakel beginnt im Jahr 1876, sodass sich Gast-Dracula Stephen Boyd gleich als Blutsauger empfehlen kann. Wie übrigens bei Theo Lingen auch, markiert "Lady Dracula" leider schon den letzten Film Boyds, der etwa zwei Jahre später einem schweren Herzinfarkt erlag. Zumindest in den Hauptrollen verfügt die Geschichte über eine interessante international bekannte Besetzung, von der man hofft, dass sie das Ruder in einem teils aufdringlichen und bemühten Verlauf ein wenig herumreißen kann.

Doch zunächst ist Regisseur Gottlieb um Erklärungen bemüht, warum man es überhaupt mit einer Lady zu tun hat, die von der umwerfenden Evelyne Kraft dargestellt und zum Leben erweckt wird, was man durchaus als Geschenk und Musterbeispiel des Sex-Appeal ansehen darf. So hilft die schöne Schweizerin über viele dämliche und einfach langweilige Phasen hinweg, bis sich die Obskuritäten und Unglaublichkeiten die Klinke in die Hand geben. Für den Film ist es unterm Strich entscheidend, auf welchem Fuß man dieses ausgelassene Grusel-Spektakel mit breitem Augenzwinkern erwischt, und so kann das Dargebotene unter Umständen sogar sympathisch rüberkommen, aber letztlich nie wirklich gut, was auch die schwache Dialogarbeit und das oft schlechte Timing dokumentieren. Darstellerisch gesehen kommt es zu einer ungewöhnlich reichhaltigen Prominenz, der man nicht immer ansehen kann, ob es sich denn letztlich um einen Spaß oder eine Tortur handelt. Als Ermittler-Duo sieht man den immer brauchbaren aber hier wenig agilen Brad Harris und Eddi Arent - wozu sich kaum noch Worte finden lassen, außer dass es entgegen aller Erwartungen passabel zusammen passt, weil die beiden so unterschiedlich wirken und agieren und am Ende des Tages eben nichts zusammen passt. Auch lassen sich etliche bekannte Gesichter in kleinen Auftritten ausfindig machen, wie beispielsweise Heinz Reincke, Herbert Fux, Ulrich Beiger oder Jochen Brockmann, die erst gar nicht in der Besetzungsliste genannt werden. Folgt man dem Verlauf einigermaßen aufmerksam, so tun sich weder Abgründe noch Offenbarungen auf, außer vielleicht der Gewissheit, dass man es schon mit etwas wirklich Obskurem zu tun hat, bei dem wohl von vorne herein klar war, einfach floppen zu müssen. Ein paar schöne Sets, ungewöhnliche Kameraperspektiven und die angenehme Musik von Horst Jankowski lassen eine gewisse Dynamik aufkommen aber es ergeben sich keine spannenden oder gruselige Phasen, was leider auch für die eindeutig anvisierten lustigen Anteile gilt. "Lady Dracula" bleibt somit vor allem wegen der sich verausgabenden Besetzung und dem Mut zur Verzweiflung sehenswert, aber auch hier gilt, dass des einen Freud des anderen Leid ist. Die ihre Opfer aussaugende Evelyne Kraft kann das Publikum hingegen nachhaltig verzaubern.

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Sid Vicious
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Re: LADY DRACULA - Franz Josef Gottlieb

Beitrag von Sid Vicious »

Der stand in meiner Stammvideotheke in der ganz harten Ecke, dort wo Untote, Dirty Harry und sonstige dereinst indizierte Kollegen ihr zuhause hatten. LADY DRACULA war zu der Zeit nicht wirklich meine Tasse Tee, heute würde ich den Film bestimmt ein Partypotential bescheinigen. Die Besetzungsliste klingt vorzüglich, könnte der Cast von AUßER RAND UND BAND AUF DER LÜMMELBANK sein.
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Prisma
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Re: LADY DRACULA - Franz Josef Gottlieb

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Mi., 16.11.2022 12:10
heute würde ich den Film bestimmt ein Partypotential bescheinigen

Ach, bestimmt. Dieses Potenzial wird der Geschichte eigentlich ziemlich oft bescheinigt, wobei ich mich kaum erinnern kann, dass der Film als wirklich gut eingeschätzt wurde. Ich finde ihn auch nicht gut, aber zumindest interessant. Der Film genießt quasi einen Obskuritäten-Schutz, unter dem primär anerkannt wird, dass er in dieser unbändigen Art und Weise überhaupt existiert und Gottlieb hier und da Kaninchen aus dem Hut zaubert, auf die man keineswegs gefasst war.

Sid Vicious hat geschrieben:
Mi., 16.11.2022 12:10
Die Besetzungsliste klingt vorzüglich, könnte der Cast von AUßER RAND UND BAND AUF DER LÜMMELBANK sein.

:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Manchmal hört man quasi so ein fernes Echo à la "wie konnte ein Schauspieler dieses Formats nur in so einer Kiste landen?" Ist aber gerade in Anbetracht der wohl schwierigen Mitte 70er Jahre ziemlich abgedroschen, denn man findet nahezu in jeder Filmografie solche Ausreißmanöver, von denen man viele einfach gesehen haben sollte. Hier fängt es gleich mit Stephen Boyd an, und man glaubt, dass da nichts Überraschenderes mehr kommt. Dann aber tauchen noch Walter Giller, Roberto Blanco, Eddi Arent und andere auf, und es wirkt teilweise schon ein bisschen bizarr. Ansonsten hat man das aber auch in den Lümmel-Filmen oder einschlägig bekannten Lustspielen gesehen, für die Gottlieb mitunter auch verantwortlich war. Er spielt seine Erfahrung hier einfach rücksichtslos aus. :D

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Sid Vicious
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Re: LADY DRACULA - Franz Josef Gottlieb

Beitrag von Sid Vicious »

Das Interesse für bundesdeutsche Schlagerfilme und sonstigen bundesdeutschen (extra zweimal, um den Mist aus der DDR auszugrenzen) Unfug aus den 1970ern (!) ist bei mir eh deutlich angestiegen. Ich habe mittlerweile nämlich alle Krüger/Gottschalk-Filme von Subkultur geschaut... und fand sie schrecklich! SUNSHINE REGGAE AUF IBIZA (konnte mir nicht einen Lacher abgewinnen) unerträglich. Da lernt man den herrlichen Pannehumor aus den Lümmel- und den Schlagerfilmen der 1970er gar ein wenig zu schätzen.
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Prisma
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Re: LADY DRACULA - Franz Josef Gottlieb

Beitrag von Prisma »



Die Schlager- oder Lümmelfilme schaue ich mir mitunter auch noch mal gerne an, vorausgesetzt es wird nicht allzu viel herumgeträllert, das lasse ich dann meistens vorlaufen. Rudolf Schündler, Balduin Baas oder Ruth Stephan unterhalten wenn es hoch kommt immer noch ganz gut, wie ich finde. Die Filme mit Mike Krüger und Thomas Gottschalk fand ich als Kind lustig, hab mich auch immer gefreut, wenn die liefen, aber heute ist da nichts mehr zu machen. Ich habe es daher so gemacht und mit den Lieblingsfilm von damals angeschaut: "Piratensender Powerplay". Heute ein absoluter Flop. "Lady Dracula" ist da in vielerlei Hinsicht vielleicht nicht besser organisiert, aber der Humor vergleichsweise schon als dezent zu beschreiben.

ugo-piazza
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Re: LADY DRACULA - Franz Josef Gottlieb

Beitrag von ugo-piazza »

Hach, die "Lady Dracula", die keine Knoblauchsauce zum Steak nimmt. Aber von Evelyn Kraft würde ich mich ja glatt freiwillig beißen lassen. :mrgreen:



Brad Harris wirkte bei seinem gemeinsamen Auftritt mit Tony Kendall und Gianfranco Parolini zu Gelsenkirchen nicht völlig erfreut, als der Trailer lief. Kann ich gar nicht verstehen. Schließlich hat er doch selbst das Drehbuch verfasst. :D
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Prisma
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Re: LADY DRACULA - Franz Josef Gottlieb

Beitrag von Prisma »

ugo-piazza hat geschrieben:
So., 20.11.2022 17:46
Brad Harris wirkte bei seinem gemeinsamen Auftritt mit Tony Kendall und Gianfranco Parolini zu Gelsenkirchen nicht völlig erfreut, als der Trailer lief. Kann ich gar nicht verstehen. Schließlich hat er doch selbst das Drehbuch verfasst. :D

Dürfte wahrscheinlich tatsächlich weniger an seiner Performance als am Drehbuch gelegen haben. :mrgreen:
Ja, und der Trailer ist natürlich auch nix zum Weggucken... Super! :D

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