Jürgen Rolands St. Pauli-Report (D)
Jürgen Rolands Unterwelt-Report (D)
Tämä on Reeperbahn (FIN)
Informe St. Pauli (ES)
D 1971
R: Jürgen Roland
D: Jürgen Roland, Helen Vita, Günther Jerschke, Rudolf Schündler, Horst Hesslein, Rena Bergen, Hans Putz, Edgar Hoppe, Uschi Karnat, Eva Gelb, Uwe Carstens, Rene Durand u.a.
Deutsche Erstaufführung: 26.11.1971
Filmportal
Score: Siegfried Franz
Die Reeperbahn-Filme (PDF)
OFDb
"GROßE FREIHEIT NR. 7, AUF DER REEPERBAHN NACHTS UM HALB EINS, so kennen Sie St. Pauli aus den Tausenden von Filmmetern. In diesen Hunderten von Filmbüchsen ruhen die Stars die Ihnen als Arzt, als Kommissar, als Paffer, ja sogar als Engel von St. Pauli begegnet sind. Aber es gibt auch ein anderes St. Pauli, dass am Tag. Zum Beispiel nüchtern und ungeschminkt, nackt und ordinär manchmal; oft auch mit Herz und Gefühl, so seltsam es auch klingen mag."
Wie bereits aus dem Filmtitel hervorgeht, dreht es sich bei JÜRGEN ROLANDS ST. PAULI-REPORT um einen Pseudo-Report-Film, der ungeschönt in verfilmten Kurzepisoden sowohl die zahlreichen Facetten als auch die lebensabsturzbedrohenden Fallstricke des Hamburger Rotlichtmilieus aufzuzeigen versucht. Ob es Jürgen Roland gelang, sein beachtenswerten Unterfangen auch erfolgreich in die Tat umzusetzen, muss letztendlich ein jeder sich für sich selbst entscheiden, zumindest haben mir die reißerischen St.Pauli-Verfilmungen aus den 60er Jahren ein wenig besser gemundet.
Im Vergleich zu den bereits anrüchigen Olsen-Verfilmungen stellt sich JÜRGEN ROLANDS ST. PAULI-REPORT nicht nur als einiges frivoler heraus, sondern präsentiert auch einen weitaus ordinäreren Sprachjargon. Die dynamische Fotografie des Kamermanns Wolfgang Treu hingegen steht den verfilmten Vorläufern in so gut wie nichts nach. Jürgen Roland, der selbt den ganzen Verlauf über als Pseudo-Reporter im Film agiert, präsentiert in mehreren Kurzepisoden den vielfältigen Alltag auf der sündigen Meile, die allesamt zwischen Sex und Crime angesiedelt sind. Nachdem der Film feierlich mit einer Hochzeit eröffnet wird, bei der sich das Hochzeitspaar gleich nach der kirchlichen Trauung auf dem direkten Weg in ein Porno-Theater begibt, um dort auf der Bühne munter mitzuwirken, befasst sich die nächste Kurzepisode mit einem total vermasselten Raubüberfall auf einen Geldtransport, bei dem es neben einigen Morden auch zum Verstoß gegen das höchste Gesetz kommt, das in seiner ungeschrieben Art auf dem gesamten Kiez eine verbindliche Gültigkeit besitzt und da lautet: 'Breche nie Dein schweigen!'. Weiter geht mit einem Lausebengel, der unerwartet ins bereits hochhergehende Liebespiel seiner Mutter hineinplatzt, das diese zur großen Verwunderung ihres Sohnes nicht mit seinem Vater tätigt, bevor sich Jürgen Roland der Frage widmet, wo die angeblich 4000 Sexarbeiterinnen herkommen, die im Hamburger Rotlichtmilieu ihre täglich Brötchen verdienen, un wie es ihnen bei ihrer täglichen Arbeit ergeht. Dann wäre da auch noch der gerichtsbekannte Onkel Troll (Rudolf Schündler), ein schmieriger Stelzbock, der in seiner Stube bis zu 24 junge Mädchen beherbergt, die weitesgehend der nahegelegenen Fürsorgestelle entlaufen sind. Zwar hielten sich zum Zeitpunkt der Dreharbeiten nur zwei jungen Damen in seinen heiligen Hallen auf, die dafür aber muso häufiger seine beiden allzeitbereiten Tatsche-Händchen an sämtlichen Körperstellen verspüren. Ansonsten wird über einen Knacki berichtet, der eigens für die Geburt seines Sohnes die Mauern der altehrwürdigen Strafanstalt verlässt, den gutgläubigen Freier Oskar, der sich von schonungslosen Prostituierten ausnehmen lässt und die rückkehr eines Zuhälters, der nach einem längeren Knastaufenthalt seine Freundin in den Armen eines konkurrierenden Luden vorfindet, der zu allem Überfluss auch noch eine 'Dario-Argento-Gedächtnisfrisur' trägt. Zum Ende hin wird es dann noch einmal tragisch, denn auf der Davidswache sieht ein vorgeführter Verkehrssünder plötzlich rot...
"Vom bedingt Heiteren zum bedingt Tragischen. Hier in St. Pauli sind die Elemente für Tragödien und Komödien dicht beieinander. Liebe und Gelächter, Hass und Verbrechen wohnen oft in einer Straße, in einem Häuserblock, unter einem Dach"
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