Straßenbekanntschaften auf St. Pauli (D)
Straßenbekanntschaften in St. Pauli (D)
Street Acquaintances of St. Pauli
D 1968
R: Werner Klingler
D: Günther Stoll, Dagmar Lassander, Rainer Brandt, Suse Wohl, Sibille Gilles, Reinhard Kolldehoff, Jürgen Feindt, Gabriele Gutkind, Manuela Bock, Richard Haller, Mathias Grimm, Charles Huttin u.a.
Deutsche Erstaufführung: 29.02.1968
CCC-Film
Filmportal
Score: Wolfgang Hartmayer & Pete And Tina Rainford
OFDb
"Du kannst Dich auf mich verlassen, wir sind hart am Ball."
Infolge ständiger Kontrollbesuche durch die Sittenpolizistin Renate Petersen (Sibille Gilles) schnellt der Unmut bei dem Nachtclub-Besitzer Radebach (Reinhard Kolldehoff) immer weiter in die Höhe, denn Razzien sind halt alles andere als gut fürs Geschäft. Obendrein beschäftigt er zahlreich Mädchen, die das 18. Lebensjahr bei Weitem noch nicht volleendet haben. Und da es nur eine Frage der Zeit zu sein scheint, bis irgendwann im Rahmen der ständigen Razzien etwas schief läuft, kommt der befreundete Fotograf Ingo Werner (Rainer Brandt) auf die glorreiche Idee, von Frau Petersens 18-jährige Tochter Susanne (Suse Wohl) kompromittierendes Bildmaterial anzufertigen, um mit diesem zukünftig die übermptivierte Ermittlerin in ihre Grenzen zu weisen. Gesagt, getan, denn bereits am nächsten Tag setzt Radebach das adrette Fotomodel Gerti (Dagmar Lassander) auf die ahnungslose Susanne an. Nachdem sich Gerti problemlos das Vertrauen der jungen Frau erschleichen konnte, wird Susanne im Handumdrehen in die halbseidene Nachtszene St. Paulis eingeführt, bis es bereits nach kürzester Zeit zu einer heftiger Eskalation in Radebergers Club kommt, bei der letzten Endes der Clubbesitzer von seinem Assistenten Jensen (Jürgen Feindt) tot in seinem Büro vorgefunden wird. Die anschließenden Ermittlungen der Mordkommission ergeben, dass Rademacher das Opfer eines eiskalten Raubmordes wurde, der von unbekannter Hand ausgeführt wurde. Als Frau Petersen am Tatort das Zigaretten-Etui ihrer Tochter entdeckt, schwant ihr Übles, denn Susanne scheint anstatt bei ihrer Großmutter, bei der sie ein paar erholsame Urlaubstage verbringen wollte, wie vom Erdboden verschwunden zu sein.
"Grüß Dich mein Liebling. Setz Dich hin und leg Dir eine Platte auf."
STRAßENBEKANNTSCHAFTEN AUF ST. PAULI zeigt ungeschönt den tiefen Fall einer aufmüpfigen 18-Jährigen, die für die Hartnäckigkeit ihrer Mutter die Rechnung zahlen soll. Eben noch die wohlbehütete Tochter einer alleinerziehenden Ordnungsbeamtin vom Sittendezernat der Hansestadt Hamburg, die sich aber infolge ihres Ungehorsams gegenüber ihrer Mutter von jetzt auf gleich selbst in die tiefsten Niederungen der hanseatischen Gosse manövriert, wo es dann im Handumdrehen eskaliert. Unaufgeforderte Hilfestellung bieten ihr dabei sowohl Rainer Brandt in der Rolle des frauenverachtenden Hobby-Fotografen Ingo Werner als auch die 'heiße Gerti', die von keiner Geringeren als der blutjungen und kurzhaarfrisierten Dagmar Lassander verkörpert wird. Auf der Ermittlerseite geben sich Günther Stoll und Sibille Gilles, die es in der Rolle als Kripojule Renate Petersen mit ihrem Moralapostolat ein wenig übertreibt, die Klinke in die Hand. In seinem letzten Film nahm Regisseur Werner Klingler den Zuschauer mit auf eine Reise in die Abgründe des Hamburger Rotlichtmilieus, wo er diesen dann im tiefsten Morast alleine zurücklässt. Obwohl Klinglers Inszenierung im Vergleich zu anderen Sittenreißern der damaligen Zeit etwas verhalten wirkt, mag ich den Film mittlerweile ganz gern. Was den Film von seiner Konkurrenz wiederum unterscheidet, ist der gekonnt kuriose Kniff, das exploitative Treiben mit einer gewissen Pseudo-Ernsthaftigkeit anzureichern. Als unstreitbar gelungen kann hingegen die coole Filmmusik bezeichnet werden, für die sich sowohl Wolfgang Hartmayer als auch Pete And Tina Rainford vom Maris-Musik-Label verantwortlich zeigten. Laut Wikipedia handelt es sich "bei dem oftmals unter „Musik“ angegebenen Namen „Maris-Musik“ um ein Plattenlabel, keinen Komponisten. Laut Vorspann hat Maris-Musik für diesen Film lediglich folgende Musiktitel zur Benutzung freigegeben: 'Something is changing', 'Time for nothing', 'Happy to-day' und 'Happy-end'."
Fazit: STRAßENBEKANNTSCHAFTEN AUF ST. PAULI alarmierte nicht nur Mütter einer ganzen Generation, sondern versetzte diese auch aus Furcht um das Wohl ihres eigen Fleisch und Blutes in Angst und Schrecken.
Filmmusik (bekannt aus Funk und Werbe-TV):
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