MORD IN RIO - Horst Hächler

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
Antworten
Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3833
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

MORD IN RIO - Horst Hächler

Beitrag von Prisma »




Bild


● MORD IN RIO (D|1963)
mit Erika Remberg, Hellmut Lange, Eva Wilma, Gustavo Rojo, Reinhard Kolldehoff, Pedro Paulo Hatheyer und Stanislaw Gravisluk
eine Theumer Produktion | im Nora Filmverleih
ein Film von Horst Hächler

Mord in Rio (1).jpg
Mord in Rio (2).jpg
Mord in Rio (3).jpg
Mord in Rio (4).jpg
Mord in Rio (5).jpg
Mord in Rio (6).jpg
Mord in Rio (7).jpg
Mord in Rio (8).jpg
Mord in Rio (9).jpg

»Du solltest dir ein anderes Laster anlegen!«


Leila (Eva Wilma) betreibt mit ihrem Liebhaber Dumont (Gustavo Rojo) nicht nur eine Varieté-Bar, sondern auch Diamantenschmuggel in großem Stil. Mit unwissentlicher Hilfe einer Exportfirma für Kaffee werden die Steine in andere Länder verschifft, doch Barbara Leen (Erika Remberg), die Chefin des Betriebs, ahnt nichts davon, bis sie einen heißen Tipp bekommt, der sich eher nach einer Warnung anhört. Gemeinsam mit ihrem Freund, dem amerikanischen Journalisten Peter Jordan (Hellmut Lange), will sie die Machenschaften der im Hintergrund agierenden Gangster aufdecken, doch schon bald kommt es zum ersten Mord...

Retrospektive Gedanken an Horst Hächler rücken ihn vielleicht weniger in den Radius des bekannten Regisseurs, Drehbuchautors, Produzenten und Schauspielers - Felder, die er außer der Produktion nur unzureichend bediente - sondern man bringt ihn eher damit in Verbindung, dass es sich bei ihm um den ersten Ehemann der Schauspielerin Maria Schell gehandelt hat. Der 1926 in Hamburg geborene Hächler wurde für seine erste Regie-Arbeit nachweislich von seiner damaligen Frau gepuscht, sodass man ketzerisch sagen könnte, dass die maßgebliche Vertragsklausel Horst Hächler hieß. Seine beiden Filme "Liebe" und "Raubfischer in Hellas" mit dem Zugpferd Maria Schell in den Hauptrollen wurden große Flops und blieben buchstäblich durch eine unzulängliche Regie in Erinnerung. Anschließend - allerdings erst vier Jahre später - sollte die nächste Arbeit "Mord in Rio" heißen, ein Abenteuer-Krimi vor teils imposanter Kulisse an Original-Schauplätzen in Rio de Janeiro. Kameramann Kurt Hasse gibt dem vordergründigen und durchschaubaren Spektakel wenigstens eine beeindruckende schwarzweiße Seele, denn der Verlauf lebt von seiner originellen und unter günstigen Voraussetzungen sorgsam erfassten Bildgestaltung, sodass ein besonders überzeugendes Panorama entsteht, in welchem ein paar bekannte Interpreten versuchen, sich zu profilieren. Die Regie arbeitet unterm Strich und bei normaler Erwartungshaltung noch zufriedenstellend, da zahlreiche Versatzstücke aus ebenbürtigen Produktionen ausreichen, um für ein Flair der temporären Spannung zu sorgen. Die Geschichte an sich bleibt leider vorhersehbar und lebt von handelsüblichen Klischees, deren Unverblümtheit manchmal mehr als erstaunlich wirkt. Gewürzt mit etwas Pseudo-Erotik, lässt sich eine Ahnung von Sex & Crime etablieren, zumal eine obligatorische, verrucht anmutende Bar als idealer Umschlagplatz für Gaunereien und Aktivitäten jeglicher Art präsentiert wird.

"Mord in Rio" verfügt über keine Verdächtigen, also auch über keinen Whodunit, sodass man die Kriminellen vom ersten Augenblick auf einem Silbertablett serviert bekommt. Regisseur Hächlers mangelhaftes Gespür für Atmosphäre oder Timing wird leider immer wieder deutlich sichtbar, was die wenigen spannungsgeladenen Momente einfach verschluckt. Angeführt wird das Ganze von ein paar Interpreten, die sich im deutschen und europäischen Kino einen Namen machen konnten. In der weiblichen Hauptrolle ist die Österreicherin Erika Remberg als gutgläubige Komplizin wider Willen zu sehen, die zumindest ihre Anforderung zufriedenstellend lösen kann. Von der Dramaturgie nicht nur einmal im Stich gelassen, versucht sie das Beste aus ihrer leider undankbaren Rolle herauszuholen. Ihre brasilianische Kollegin Eva Wilma bekommt die Möglichkeit, ganz andere Register zu ziehen und bleibt in aufregender Erinnerung, da sie viele gute Szenen ihr Eigen nennen kann. Mit Hellmut Lange, der die Machenschaften anstelle der Polizei aufklären möchte, blickt man auf einen Schauspieler, der jede noch so unernste Anforderung ernst und überzeugend lösen konnte. Seine Kollegen Reinhard Kolldehoff und Gustavo Rojo runden den Flick sachdienlich ab, auch wenn es grundlegend an inszenatorischer Schärfe fehlt, wofür möglicherweise eine löchrige Dramaturgie oder mangelnde Schauspielführung verantwortlich sein könnte. Unspektakulär bis zum Ende geschleppt und in Basisbereichen lediglich stumpfsinnig abgespult, wirkt Horst Hächlers dritte Regie-Arbeit bestenfalls durchschnittlich, wenn auch partiell interessant für Genre-Fans oder Anhänger der bekannten Schauspieler. Der große Wurf ist schließlich nicht gelungen, da sich auch keine Mühe en detail ausfindig machen lässt, außerdem verfügt der Film weder über eine erkennbare Vision noch die Ambition, sich von ähnlichen Vertretern abheben zu wollen, was am Ende geradezu fatal ins Gewicht fällt.

Benutzeravatar
Richie Pistilli
Beiträge: 3626
Registriert: Sa., 31.10.2020 17:25
Wohnort: Provinzmetropole an Rhein und Mosel
Kontaktdaten:

Re: MORD IN RIO - Horst Hächler

Beitrag von Richie Pistilli »

mord in Rio.jpg


Mord in Rio (D)
Noites Quentes de Copacabana
Les Flingueurs de Rio
De Doders van Rio

D 1963



img2024-04-17-18h14m43s61.png


Deutsche Erstaufführung: 06.12.1963

Synchronkartei

Filmportal

Filmverriss von Mc Kenzie

Score: Lothar Nakat

OFDb





1.png
2.png
3.png
4.png

5.0.png
5.png
6.png
8.png



Diamantenschmuggel in Rio. Den betreibt eine attraktive Besitzerin einer Varieté-Bar (Eva Wilma) mit ihrem Liebhaber (Gustavo Rojo) und der unwissentlichen Hilfe einer Kaffee-Exportfirma. Unzuverlässige Mitwisser werden eiskalt aus dem Weg geräumt. Erst Kommissar Zufall entlarvt das kriminelle Treiben. Der Chefin der Exportfirma (Erika Remberg) und ihrem Freund, einem amerikanischen Journalisten (Hellmut Lange), gelingt es die Machenschaften aufzulösen. Bis dahin gibt es aber noch eine Reihe von Toten... [Quelle: Filmjuwelen]



Während der Film zunächst äußerst vielversprechend beginnt, flacht er im weiteren Handlungsverlauf mächtig ab. Die Gründe hierfür liegen nicht nur an dem viel zu dünn geratenen Drehbuch, das locker auf die Hälfte eines Bierdeckels gepasst hätte, sondern auch an der bescheidenen Regie, für die sich Horst Hächler verantwortlich zeigte. Hinzu gesellen sich eine achtlose Kameraführung, deren Höhepunkte belanglose Schwenks darstellen, eine asynchron geratener Playbackauftritt sowie teils unprofessionell agierende Darsteller, die stets mit starrer Mine ein hölzern wirkendes Schauspiel zum Besten geben. Das beste Beispiel hierfür dürfte die Darbietung des mimiklosen Kommissars darstellen. Zudem bietet der Film einen zweigeteilten Handlungsverlauf, denn während die erste halbe Stunde vornehmlich von dem Wirken des Clowns Paoli bestimmt wird, steht die restliche Laufzeit im Zeichen Hellmut Langes, der in der Rolle des Reporters Peter Jordan die Kid-Diamond-Bande das Handwerk legen möchte. Einzig die exotische Kulisse von Rio, in der die meisten Außenszenen gedreht wurden, stellen einen der wenige Lichtblicke dieser ansonsten recht unsorgfältig umgesetzten Filmarbeit. Obwohl ich mit Primas Ausführungen im Großen und Ganzen d'accord gehe, denn der Film ist wahrlich alles andere als gut gemacht, kann ich nicht von der Hand weisen, dass ich mir -warum auch immer- dieses kinematografisches Trauerspiel dennoch gerne ansehe.


09.0.png
9.png
12.0.png
12.png

13.png
14.0.png
14.png
15.png

18.0.png
18.png
19.png
20.png



Filmplakate:
► Text zeigen




Trailer:


Antworten