DER SCHATTEN DES HERRN MONITOR - Eugen York

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Percy Lister
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DER SCHATTEN DES HERRN MONITOR - Eugen York

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"Der Schatten des Herrn Monitor" (Deutschland 1950)
mit: Carl Raddatz, Paul Dahlke, Marianne Wischmann, Catja Görna, Carl-Heinz Schroth, Joseph Offenbach, Heinz Klingenberg, Just Scheu, Josef Dahmen, Willi Maertens, Carl Voscherau, Renne Bruck, Gustl Busch, Georg Lüders, Alexander Hunzinger, Gert Kollat, Bruno Klockmann, Änne Bruck u.a. | Drehbuch: Just Scheu und Ernst Nebhut | Regie: Eugen York

Der vermögende Thomas Gossip und der Kaufmann Christoph Monitor kennen sich seit zwanzig Jahren, doch ihre Freundschaft wird auf die Probe gestellt, als sich herausstellt, dass Christoph die schöne Petra geheiratet hat - jene Frau, deren Liebe Thomas zu gewinnen hoffte. Nachdem Christoph gesteht, die Briefe seines Freundes an Petra abgefangen zu haben, sinnt dieser auf Rache. In einem Nachtlokal macht er am Roulette-Tisch die Bekanntschaft mit einem Mann, der Christoph Monitor verblüffend ähnlich sieht. Der Seemann Robb soll nun die Polizei auf die Spur des Kaufmanns bringen, indem er in kriminellen Situationen dessen Identität annimmt. Bald darauf geschieht ein Mord....

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Die Real-Film GmbH, welche Walter Koppel und Gyula Trebitsch im Jahr 1947 gegründet hatten, war in den Fünfziger Jahren eine der erfolgreichsten bundesdeutschen Produktionsgesellschaften. In Hamburg-Wandsbek entstanden zahlreiche Filme, wobei sich das Flair der Umgebung besonders für stimmige Kriminalgeschichten eignete. Im Zusammenwirken mit adäquaten Darstellern, deren unterkühlte Ausstrahlung über innere Konflikte hinwegtäuschte, konnte die Spannung kontinuierlich gehalten werden. Hanseatisch direkt werden auch die Absichten der treibenden Kraft in "Der Schatten des Herrn Monitor" schon nach wenigen Augenblicken unmissverständlich serviert und von einer klaren Bildsprache begleitet: an die optische Verfolgung durch das neue Glück seines Freundes schließt der Abstieg von Thomas Gossip in die Niederungen des Glücksspiels an, wo er das Werkzeug für den Rachefeldzug gegen den Mann seiner einstigen Traumfrau findet. Die Verbitterung weicht einem stillen Triumph, den er phasenweise auskostet, während sich die unsichtbare Schlinge immer enger um den Hals des ahnungslosen Herrn Monitor zieht. Gibt es anfangs keine Begründung für eine Wahrscheinlichkeit, dass dieser die Verbrechen tatsächlich begangen haben kann, so spielt Gossip die Zeit in die Hände. Sein alter Freund befindet sich in zunehmenden finanziellen Schwierigkeiten, was einen kriminellen Ausweg nicht mehr gänzlich unmöglich scheinen lässt. Der Zufall arbeitet für den Auftraggeber der Identitäten-Doppelung, wobei das Opfer dieser List zunächst durch seinen gesellschaftlichen Rahmen unbehelligt von jedem Verdacht bleibt. Der Vertrauensvorschuss, den man einem solchen Mann gewährt, schützt ihn vorerst vor weiteren Fragen.

Das Quartett der Hauptfiguren bildet eine unfreiwillige, verhängnisvolle Allianz, in der Gegensätze aufeinanderprallen und nicht nur soziale Unterschiede, sondern auch variierende Abstufungen eines Gewissens zutage treten. Paul Dahlke und Carl Raddatz gehen dem Zuschauer jeweils in doppelter Ausführung entgegen. Während jedoch Raddatz tatsächlich zwei Rollen bekleidet, ist es bei Dahlke nur die Vortäuschung einer positiven Gesinnung gegenüber Christoph und Petra Monitor, während sein Ansinnen von Hass und Zorn durchdrungen ist. Die Skrupel, einen Strudel krimineller Energie zu entfesseln, werden von der Lawine der Verbrechen hinweggespült, wobei es vor allem Robb ist, der immer neue Grenzen überschreitet und vom harmlosen Kleinkriminellen zum Mörder wird. Die Verschiebung der Schuldfrage sorgt neben der Zuspitzung der Verdachtsmomente gegen Christoph Monitor für Spannung und Interesse, wobei die weiblichen Figuren aus ihrer anfänglichen Beobachterposition heraustreten und Entwicklungen beschleunigen und in Gang setzen. Marianne Wischmann sieht sich als Gattin des Unternehmers anfangs in einer angenehmen und sorgenfreien Lage, agiert jedoch mit Engagement und Beharrlichkeit, als sie Diskrepanzen zwischen dem Sein und Schein ihrer kleinen Welt wahrnimmt. Ihr wird es obliegen, das falsche Spiel aufzudecken, da beide männliche Protagonisten handlungsunfähig geworden sind. Catja Görna übt sich in weniger vornehmer Zurückhaltung und riskiert damit, ausgebootet zu werden. Ihr Einfluss ist minimal. Regisseur Eugen York inszeniert einen soliden Kriminalfilm mit zwei überzeugenden Hauptdarstellern, deren innere Dämonen ihren eigenen Untergang befördern.

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