LOCKENDE STERNE - Hans Müller

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
Antworten
Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3768
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

LOCKENDE STERNE - Hans Müller

Beitrag von Prisma »



LOCKENDE STERNE


● LOCKENDE STERNE (D|1952)
mit Rudolf Prack, Ilse Steppat, Margot Trooger, Paul Dahlke, Nicolas Koline, Käthe Haack, Josef Sieber, Hermann Speelmans, u.a.
ein Nord-Lux Film | im Europa Filmverleih
ein Film von Hans Müller

LS (1).jpg
LS (2).jpg
LS (3).jpg
LS (4).jpg
LS (5).jpg
LS (6).jpg
LS (7).jpg
LS (8).jpg
LS (9).jpg

»Denn die nackte Wahrheit ist gewöhnlich sehr banal!«


Der Lokführer Werner Nordhaus (Rudolf Prack) wird wegen einiger Verstöße von seiner Dienststelle unter Strafe gestellt und vom Fernschnellzugdienst an einen Rangierbahnhof versetzt. Nordhaus, der bislang als überaus zuverlässig galt, ließ es zu Unregelmäßigkeiten kommen, da er Karena Rodde (Ilse Steppat), die Direktorin des Varietés "Palladium" kennengelernt hat, die ihm eine andere Art des Lebens gezeigt hat. Von seinen Tanzkünsten beeindruckt, macht sie ihm das Angebot, ihn in Hamburg zum Artisten ausbilden zu lassen, um sie anschließend bei ihren Vorführungen zu unterstützen. So wirft Werner bei der Bahn hin und will einen Neuanfang starten, sehr zum Unmut seiner Verlobten Herta (Margot Trooger), die ihn jedoch ziehen lässt. Trotz großer Erfolge auf der großen Bühne steuert Werner konsequent auf eine Krise zu...

Bei Hans Müllers Drama "Lockende Sterne" handelt es sich um einen der handelsüblichen Vertreter des Genres, wie sie zur damaligen Zeit populär waren. Ausgestattet mit einer Geschichte, die von Sehnsüchten, Träumen und Moral erzählt, ist es somit kein Wunder, Rudolf Prack in einer seiner Paraderollen zu sehen, was sich vor allem auf die Anlegung und die Darstellung des Charakters mit gutem Kern bezieht. Ein unbescholtener Mann, der mit Leib und Seele Lokführer ist, wird in falsche Bahnen gelenkt, um Schlussendlich auf dem persönlichen Abstellgleis zu landen. Die Produktion wartet aufgrund der Thematik mit zahlreichen hochqualifizierten Eisenbahnszenen, Gesangs- und Vrieté-Einlagen auf, verlässt sich dabei generell auf die entsprechenden Zielgruppen. Im Endeffekt handelt es sich um einen weiteren Film, der komplett auf Rudolf Prack zugeschnitten ist und der sich auch vollkommen auf die Kraft seines beliebten Hauptdarstellers verlässt, was unterm Strich auch aufgehen wird. Insbesondere die zahlreichen Eindrücke auf der Schiene wirken professionell und aufwändig arrangiert, und es ist interessant, dass keine Szenen aus dem Inneren der Waggons angeboten werden, sondern nur aus der Lokomotive. Man beobachtet einen Mann, der Tag für Tag Dienst nach Vorschrift schiebt und auch sein Privatleben wirkt, als liefe es auf Schienen. Sein designierter Schwiegervater ist Oberamtmann, seine Verlobte eine brave Frau, wie die Gesellschaft sie vorschreibt und deswegen auch achtet. Werner Nordhaus ist auf dem besten Weg, das beste Alter aus den Augen zu verlieren und bekommt stattdessen suggeriert, was in seinem bisherigen Leben fehlt oder gefehlt hat.

Zu diesem Zweck betritt Ilse Steppat die Bühne wieder einmal in überaus sicherer Manier und jongliert mit ihrer ganz eigenen Art der Verführung, die oft nur schwer in Worte zu fassen ist. Karena ist eine Art Ausgeschlossene der Gesellschaft, immerhin weigert sie sich ganz offensichtlich vehement und darüber hinaus erfolgreich, sich den angestaubten Gesetzen und Normen zu beugen. Für Werner eröffnen sich bei dieser Gelegenheit neue Welten, die verlockend und aufregend wirken. Der Versuch, zunächst beides parallel unter einen Hut zu bringen, scheitert auf ganzer Linie, was eine berufliche Degradierung nach sich zieht. Erwähnenswert ist noch die gefasste Leistung von Margot Trooger, die pauschal jeden Film bereichern kann. Regisseur Hans Müller inszeniert von Anfang bis Ende routiniert und fokussiert, was sich vor allem auf seinen populären Hauptdarsteller bezieht. Rudolf Prack funktioniert als Zugpferd für melodramatische bis rührselige Stoffe auch in dieser nicht uninteressanten Erzählung wie ein Uhrwerk, was sich allerdings nur auf sein hinlänglich bekanntes Image bezieht. Zahlreiche Komplikationen und aus dem Ruder laufende Emotionen liefern den Nährboden für Konfrontation und die Frage nach der Trägheit des Seins. Gemessen am Produktionsjahr, hat man es mit einem Verlauf zu tun, der sich sicher wenn auch wenig angriffslustig offenbart, dabei aber ein Ensemble zu bieten hat, das seine Sache in allen erdenklichen Belangen eindrucksvoll löst. "Lockende Sterne" repräsentiert einerseits das vielleicht etwas seicht angehauchte Problemkino der frühen 50er Jahre, kann auf der anderen Seite allerdings mit Zielstrebigkeit und solidem Handwerk überzeugen.

Antworten