● DER TEUFEL KAM AUS AKASAVA / EL DIABLO QUE VINO DE AKASAWA (D|E|1971)
mit Fred Williams, Susann Korda, Ewa Strömberg, Siegfried Schürenberg, Blandine Ebinger, Walter Rilla, Paul Muller, Howard Vernon und Horst Tappert
eine Produktion der cCc Filmkunst | Fénix Cooperativa Cinematográfica | im Verleih der Cinerama Filmgesellschaft
ein Film von Jess Franco
Nach "Der Fluch der gelben Schlange" aus dem Jahr 1963 schickte der Berliner Produzent Artur Brauner mit "Der Teufel kam aus Akasava" seinen zweiten echten Edgar-Wallace-Beitrag ins Rennen, welcher mit lediglich etwa 300.000 Kino-Besuchern das Schlusslicht der langjährigen Serie darstellt. In Fan-Kreisen wird Jess Francos Beitrag überwiegend auf dem gleichen Rang verwiesen, was auf die teils holprige Inszenierung und die große Diskrepanz zu Vertretern der Mutterserie zurückzuführen ist. In der Regel gibt die erzkonservative Wallace-Fraktion diesem nicht uninteressanten Film also keine weitere Chance, falls denn überhaupt jemals eine gegeben wurde, weil die typischen Elemente der traditionell hoch gehandelten Klassiker vollkommen fehlen. Es bietet sich daher an, gerade an diesen Film nicht mit groß angelegten Vergleichen heranzugehen, und unter dieser Voraussetzung wird er sogar einige kleinere Offenbarungen liefern können. Eines muss man dieser exotisch wirkenden Geschichte nämlich lassen: Er besitzt einen enormen Unterhaltungswert und man kann nach Herzenslust gegen die Konkurrenz von gestern konspirieren. Leider wird die ambitionierte Geschichte immer wieder durch inszenatorische Patzer und unklare Handlungen verwässert, was einerseits das Franco-Herz höher schlagen lässt, andererseits das Wallace-Empfinden etwas brüskiert. Die Story rund um den sagenumwobenen Stein, der »Stroh zu Gold« machen kann, ist nicht so langweilig, wie oft behauptet, jedoch erweist sich die Bearbeitung mit den verbundenen Seheindrücken oft auch als ziemlich krude. Was Jess Franco insgesamt gesehen einfach nicht besonders gut transportieren kann und konnte, ist das Aufrechterhalten von Spannung auf konstantem Niveau.
Viel zu oft musste man dabei zusehen, dass viel zu früh die Luft aus der jeweiligen Angelegenheit gelassen wurde, so leider auch hier. Für Wallace-Verhältnisse kann man allerdings auch einige Inhalte entdecken, die bis zur Beendigung der Reihe beispiellos geblieben sind. Natürlich muss die vollkommen irre-begeisternde Musik von Manfred Hübler und Siegfried Schwab hier im positivsten Sinn genannt werden, und das wahrscheinlich atemberaubendste Darstellerinnen-Duo der Wallace-Geschichte: Susann Korda alias Soledad Miranda und Ewa Strömberg, die vielleicht nie wieder so exemplarisch schön zu sehen war. "Der Teufel kam aus Akasava" bedient sich im Verlauf tatsächlich einiger Klischees, jongliert und kokettiert aber auch mit genau solchen. Es ist und bleibt ziemlich reizvoll zu sehen, dass die weibliche Hauptrolle im Jahr 1971 keine Kloster-Schülerin mehr zu sein brauchte, nicht bieder aussehen und unbedingt vor lauernden Bösewichten gerettet werden muss. »Selbst ist die Frau« - hat man in der langjährigen Serie zwar vereinzelt wahrnehmen dürfen, doch dies war meistens an eine dramaturgische Klausel angesichts der irgendwann bevorstehenden Auflösung gekettet. Auch darf sich der Protagonist im Produktionsjahr von mehreren Damen gleichzeitig verrückt machen lassen, ohne dabei zwangsläufig auf der falschen Seite des Gesetzes zu stehen. Für diese neue Strategie hatte man durchaus die richtigen Leute an Bord. Die makellos schöne Susann Korda darf neben ihren Ermittlungen noch als Stripperin auftreten, und nur das Publikum darf entscheiden, in welchem Bereich sie sich talentierter zeigt. Fred Williams, mit dem man sich hier gut anfreunden kann, er jedoch erneut als kein blendender Schauspieler auffällt, bekommt den auftretenden Damen daher irgendwie besser als dem kritischen Zuschauer, aber er ist aus diesem bunten Treiben auch irgendwie nicht wegzudenken.
Schwedens Export N°1 Ewa Strömberg, die inlbnerha der Reihe zuvor bei drei Produktionen nur schmückend-attraktives aber eigentlich irrelevantes Beiwerk war, bekommt sogar die größere Bühne, um ihre darstellerischen Kompetenzen unter Beweis zu stellen. Horst Tappert, ebenfalls in seinem vierten Einsatz, ist möglicherweise in einer seiner ansprechendsten Rolle bei Wallace zu bestaunen, und der Rest vom Schützenfest ist ein überzeugendes Konglomerat aus der Rialto- und der obligatorischen Franco-Schmiede. Diese ausgewogene Besetzung wird durch Siegfried Schürenberg, Walter Rilla, Howard Vernon oder Blandine Ebinger abgerundet. Der Aufbau des Films wirkt insgesamt klar, doch die Wahrscheinlichkeit geht bei zunehmenden Schilderungen irgendwie komplett in der Peripherie verloren, womit allerdings schon ganz andere Filme zu kämpfen hatten. Eine Produktion unter dem Banner Edgar Wallace sollte unterm Strich eine solche bleiben, egal ob sie von Nebelschwaden durchzogen ist, in London oder Rom spielt, von Vohrer Reinl, Dallamano oder eben Franco inszeniert wurde, von Fuchsberger oder Williams angeführt wird, oder was es sonst noch so geben könnte. Filme wie dieser haben versöhnliche Blicke verdient, denn nur so kann sich der Spaß an der Sache voll entfalten. "Der Teufel kam aus Akasava" ist und bleibt ein Unikat der unbändigen Sorte, wie immer man das auch definieren möchte, und kann einem die Zeit mindestens genauso angenehm und flott vertreiben, wie Beiträge wesentlich höheren Ansehens. Die inszenatorischen Kapriolen, chaotischen Anflüge und diversen Aussetzer bei der qualitativen Umsetzung können nüchtern betrachtet natürlich für genügend Diskussionsstoff sorgen, was der Film allerdings mit einem gelassenen Augenzwinkern wegstecken wird. Edgar Wallace-Vandalismus der erfrischenden Sorte.