Sacco und Vanzetti (D)
Sacco e Vanzetti (IT)
Sacco et Vanzetti (F)
Sacco y Vanzetti (ES)
Sacco and Vanzetti
IT/F 1972
R: Giuliano Montaldo
D: Gian Maria Volonté, Riccardo Cucciolla, Cyril Cusack, Rosanna Fratello, Geoffrey Keen, Milo O'Shea, William Prince, Claude Mann, Edward Jewesbury, Armenia Balducci, Valentino Orfeo, Pier Giovanni Anchisi, Sergio Serafini u.a.
Deutsche Erstaufführung: 10.05.1972
Synchronkartei
Filmportal
Wikipedia
Score: Ennio Morricone & Joan Baez
OFDb
"Was für Zeugen hat man uns hier präsentiert? Ein Aufgebot von gescheiterten Existenzen, trostlosen Gestalten aus dem asozialen Milieu, obskure Elemente (...) Kennt ihr die Söhne Italiens, die Blutsbrüderschaft der Einwanderer, mit ihren geheimen Zusammenkünften und heidnischen Bräuchen? Barbaren sind das, Barbaren!
Giuliano Montaldos Film erzählt die tragische Geschichte des Fischverkäufers Bartolomeo Vanzetti (Gian Maria Volontè) und des Fabrikarbeiters Nicola Sacco (Riccardo Cucciolla), die am 9. April 1927 wegen zweifachen Mordes in Tateinheit mit schwerem Raub im Staatsgefängnis von Charlestown auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wurden. Dabei ist aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die beiden nie etwas mit der vorgeworfenen Tat am Hut hatten, sondern lediglich italienische Einwanderer waren, die als Zugehörige der Arbeiterschicht eine kommunistische Haltung an den Tag legten und zugleich dem Anarchismus nahe standen. Und genau darin bestand das eigentliche Problem der Beiden, denn infolge der katastrophalen Wirtschaftslage sowie gesellschaftlicher Unruhen nach dem ersten Weltkrieg gewannen die Linken Kräfte in der USA immer mehr an Einfluss, was wiederum die angeschlagene Regierung dazu veranlasste, einen angsteinflößenden Propagandafeldzug gegen die vermeintliche 'rote Gefahr' zu starten. Was folgte, waren zahlreiche Bombenattentate, die aufgrund der antikapitalistischen Erpresserschreiben den revolutionären Linken zugeschrieben wurden. Im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen gegen die Urheber der Flugblätter gingen der gegen die Einwanderer hoch motiviert vorgehenden Staatsmacht eines schönen Abends die beiden zugewanderten Arbeiter Sacco & Vanzetti ins Netz, die sich kurz darauf wegen eines ungeklärten Raubmordes vor Gericht wiederfanden, der einige Monate zuvor unter den Augen einiger Zeugen über die Bühne ging. Zwar gelangt es ihrem gewieften Verteidiger Fred Moore (Milo O'Shea) die Aussagen der Zeugen größtenteils zu widerlegen, aber je weiter das Prozessgeschehen voranschritt, desto deutlicher wurde die politische Sprengkraft dieses undemokratischen Schauprozesses, bei dem das zu fällende Urteil, die Verurteilung der beiden vermeintlich bolschewistischen Anarchisten aufgrund ihrer politischen Gesinnung, bereits im Vorfeld feststand. Erst Im Jahr 1977 "veröffentlichte der demokratische Gouverneur von Massachusetts Michael Dukakis eine Erklärung, wonach der Prozess gegen das Duo durchdrungen von Vorurteilen gegen Ausländer und Feindlichkeit gegenüber unorthodoxen politischen Ansichten“ und daher nicht gerecht gewesen sei." (Zitatquelle)
"Zunächst bedeutet sie (Anarchie) Freiheit und Achtung vor der Freiheit des Anderen. Abschaffung der Klassengesellschaft. Ein menschenwürdiges Leben für alle. Solange wir dieses Ziel nicht erreicht haben, werden wir weiterkämpfen."
Giuliano Montaldo ist es zweifelsfrei gelungen, eine sowohl bittere als auch mitreißende Verfilmung über den tragischen Fall der beiden italienischen Einwanderer Sacco & Vanzetti auf Zelluloid zu bannen, die 1927 im Land der unendlichen Freiheit einem politisch motivierten Justizmord zum Opfer fielen. Ein unheimlich aufwühlender Film, der mich jedes Mal wieder stinkwütend zurücklässt, denn Montaldos eindrucksvolle Inszenierung geht zwei Stunden lang durchweg unter die Haut. Neben den beeindruckenden Bildern des verdienstvollen Kamermanns Silvano Ippoliti sind es die herausragenden Leistungen der hochkarätigen SchauspielerInnen, die dieses historische Politdrama zu etwas ganz Besonderem machen. An vorderster Front spielen sich Gian Maria Volontè und Riccardo Cucciolla als Sacco & Vanzetti um Kopf und Verstand, was angesichts der skandalösen Gerichtsfarce auch kein Wunder ist. Es ist immer wieder ein Genuss, den beiden Schauspielgenies bei ihren mitreissenden Darbietungen beiwohnen zu dürfen. Sowohl Volontè als auch Cucciolla zählen für mich mit zu besten (und teils auch unterbewerteten) Akteuren, die das europäische Genrekino der damaligen Zeit zu bieten hatte. Hinzu gesellt sich ein teuflisch guter Cyril Cusack, der in der Rolle des rassistischen Staatsanwalts Frederick Katzmann mit einer unrechtstaatliche Schweinerei ein politisches Exempel gegen anders denkende Gruppierungen statuierte. Die Rolle des berufenen Richters Webster Thayer wird zudem von Geoffrey Keen verkörpert. Als ein weiteres Highlight entpuppt sich die grandiose Filmmusik von Ennio Morricone, für die er eigens mit der US-amerikanischen Folk-Sängerin Joan Baez kooperierte, die mit ihrer einzigartigen Stimme bei mir ein jedes Mal wieder eine ordentliche Gänsehaut auslöst.
Fazit: "Freiheit für Nick und Bart - Es lebe die Anarchie!"
Score:
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Cover-Versionen (NoRMAhl, Der schwarze Kanal, Franz Josef Degenhardt, Christy Moore, Gianni Morandi, Tino Rossi, Mireille Mathieu, Nana Mouskouri & Georges Moustaki):
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Filmplakate:
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Pressespiegel:
http://www.spiegel.de/einestages/sacco- ... 46780.html
https://www.spiegel.de/panorama/zeitges ... 97522.html
https://www.deutschlandfunkkultur.de/vo ... i-100.html
https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag-s ... i-100.html
Trailer: