Terza Visione - 11. Festival des italienischen Genrefilms (20.08. - 24.08.2025)

Für alles filmbezogene, das forenübergreifend ist.
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Richie Pistilli
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Terza Visione - 11. Festival des italienischen Genrefilms (20.08. - 24.08.2025)

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Das Festival begibt sich jedes Jahr im Sommer auf eine Reise durch die bunte und vielfältige Welt des italienischen Genrekinos. „Terza Visione“ bedeutet „Dritte Spielzeit“ und ist einer früher in Italien üblichen Bezeichnung für Nachspielkinos entlehnt. Im Fokus steht das populäre italienische Kino der 1950er bis 1980er Jahre, das in seiner Blütezeit einen Großteil der nationalen Filmproduktion ausmachte. Der schiere Umfang dieses filmischen Kosmos brachte unterschiedliche künstlerische Handschriften hervor, die das Programm facettenreich beleuchtet. Am Sonntag erweitert ein „internationaler Tag“ den Blick über Italien hinaus auf das internationale Genrekino, das vor allem in Europa von gegenseitiger Beeinflussung und Inspiration geprägt war. Alle Filme des Programms sind in analogen 35mm-Filmkopien zu sehen, die aus zahlreichen Filmarchiven aus verschiedenen Ländern stammen. Ergänzend sind bei einigen Vorführungen vorab Einführungen, Kurzfilme oder historische Kinotrailer zu sehen.



Terza Visione - 11. Festival des italienischen Genrefilms (20.08. - 24.08.2025)


Wie so oft gilt es vor der Verkostung, Prüfberichte und Zusagen diverser Archive abzuwarten und kurzfristig ausgefallene Titel adäquat zu ersetzen, sodass wir zum jetzigen Zeitpunkt erst eine Handvoll definitiv bestätigter Titel des Terza-Visione-Programms im August bekannt geben können:


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Eine kleine Doppel-Hommage widmen wir in diesem Jahr den Regiearbeiten der vielseitigen Brüder Romano (* 1940) und Sauro Scavolini (1934 – 2022). Während Ersterer sich als junger Mann zunächst dem Avantgarde-Kino zuwandte, fasste Zweiterer zeitgleich schnell als Drehbuchautor im Genrekinogeschäft Fuß und schrieb (häufig für ein anderes Brüderpaar, Luciano und Sergio Martino) Western, Kriminal-, Erotik- und Actionfilme diverser Coleur, darunter auch einige heute berühmte Gialli – jenem Genre lässt sich denn auch im weitesten Sinne sein einziger Kinofilm als Regisseur zuordnen, der den klangvollen Titel AMORE E MORTE NEL GIARDINO DEGLI DEI („Liebe und Tod im Garten der Götter“, 1972) trägt. Was sich dahinter verbirgt, werden wir euch im August genauso zeigen wie einen bislang nur schwer und in unbefriedigenden VHS-Fassungen sichtbaren Ausflug, den der jüngere Scavolini Romano ein Jahr später in das Genre des Gangsterfilms unternahm: SERVO SUO („Sein Diener“, 1973), eine der wenigen italienisch-niederländischen Koproduktionen, erzählt in einer minimalistischen, an französische „Polars“ erinnernden Tonlage die Geschichte eines Lehrers, der wider Willen als Auftragskiller von Sizilien nach Amsterdam geschickt wird.



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Ein durchaus berühmt-berüchtigter Klassiker des italienischen Genrekinos ist mit LA BELVA COL MITRA (1977) im Programm. Der letzte Film des umtriebigen, in vielen Subgenres (insbesondere Abenteuer- und Agentenfilmen) tätigen Handwerkers Sergio Grieco zeigt Helmut Berger in seiner exzessivsten Rolle: Als Gewaltverbrecher Nanni Vitale ist er wahrhaftig DER TOLLWÜTIGE des deutschen Titels. Oder, um es mit Christian Keßler zu sagen: „Helmut Berger ist vollkommen außer sich, der Mann ist der lallende Wahnsinn! Man muss ihm zugutehalten, dass man wirklich Angst vor seiner Figur entwickelt; das Mindeste, was man über seine Leistung in diesem Film sagen kann, ist, dass sie überzeugend ist. […] Tatsächlich wirkt der Film exzessiv hinterhältig […], lässt Grieco in den gewaltverarbeitenden Sequenzen vollkommen die Sau raus, ein Kastenteufel mit Vampirzähnen.“



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Eine zunächst weniger düster anmutende, aber nicht minder brisante Seite des Lebens zwischen Gesetz und Kriminalität beschreibt hingegen Komödien-Spezialist Steno: In LA POLIZIOTTA („Die Polizistin“, 1974) hat die unnachahmliche Mariangela Melato die Nase so gründlich voll von den Patriarchen in ihrem Leben, dass sie beschließt, Gesetzeshüterin zu werden und fortan in Uniform liederliche Männer das Fürchten zu lehren. Dumm nur, dass es stets Männer gibt, die „jenseits des Gesetzes“ stehen…



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Während manche Aushangmaterialien dieses durchaus feministischen Films sich arglistig bemühten, eine „commedia sexy“ vorzutäuschen, werden derlei Erwartungen am tatsächlichen Werk abprallen, vielleicht indes aber vom titelgebenden, heißen Wüstenwind in Aldo Lados AMANTIDE - SCIROCCO (1987) aufgefangen werden, in dem Fiona Gélin auf eine sinnenfreudigere Art und Weise aus- und aufbricht zu neuen, nordafrikanischen Horizonten. Ein in Vergessenheit geratenes Spätwerk des 2023 verstorbenen venezianischen Regisseurs, welches (wie sämtliche fünf hier angekündigten Filme) in Deutschland noch nie zuvor analog im Kino zu sehen war und für das ebenso wie für LA POLIZIOTTA außerdem eigens für die Festivalvorführung erstmals eine vollständige Untertitelung erstellt wird.



Weitere Infos:

https://www.dff.film/kino/festivals/terza-visione/
https://www.facebook.com/terzavisione/



Terza Visione - 10. Festival des italienischen Genrefilms (17.07. - 21.07.2024)

Terza Visione - 9. Festival des italienischen Genrefilms (19.07. - 23.07.2023)

Terza Visione - 8. Festival des italienischen Genrefilms (20.07. - 24.07.2022)

Terza Visione - 7. Festival des italienischen Genrefilms (25.08. - 29.08.2021)

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Richie Pistilli
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Re: Terza Visione - 11. Festival des italienischen Genrefilms (20.08. - 24.08.2025)

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Update 1:


https://www.facebook.com/terzavisione/p ... vZ2unQSWWl


Das Motto ist diesmal in gewisser Weise "back to the roots": Es gibt keinen Stargast (wir waren an einem größeren Namen dran, der dann vielleicht nächstes Jahr klappt), dafür viele Raritäten und Entdeckungen. Wie bei der allerersten Festivalausgabe sind Mario Bava und Dario Argento diesmal nicht dabei, dafür viele wichtige Regisseure, denen wir uns bislang zu wenig gewidmet haben. Lucio Fulci bleibt dagegen gewissermaßen der Säulenheilige von Terza Visione, der bei jeder Festivalausgabe dabei war und es sicherlich auch weiterhin sein wird.
Den in den letzten Jahren etablierten "internationalen Tag" am Sonntag gibt es diesmal nicht, sondern die volle Bandbreite des italienischen Genrekinos in 18 Filmen (natürlich allesamt auf 35mm, sowie Kurzfilme, Trailer und Einführungen)! Und trotzdem sind indirekt zusätzlich vier internationale Filme zu sehen, auf die wir zwecks Anreiseplanung schon einmal konkret hinweisen möchten:

Im Rahmen der großen Werkschau zu Brian De Palma im DFF, die von Anfang Juli bis Anfang September insgesamt 21 Filme ausnahmslos in farbechten 35mm-Kopien in Originalfassungen zeigt (was es in dieser Form und diesem Umfang in Europa vermutlich noch nicht gab und angesichts der teils kniffligen Kopienlage auch eher nicht nochmal geben wird; der erste Teil der Werkschau im Juli ist bereits gestartet und hier zu finden: https://www.dff.film/.../entfesselte-bi ... kschau.../), sind als "Warm-Up“ zu Terza Visione drei hierzulande vermutlich seit Jahrzehnten nicht mehr in guten analogen Filmkopien gezeigte Werke zu sehen, die durch die Besetzung (Jessica Harper aus SUSPIRIA) und Genrekino- bzw. Giallo-Anklänge auch zur Festivaleinstimmung bestens geeignet sind:

Am Dienstag, 19.8., um 18 Uhr ist PHANTOM OF THE PARADISE (Das Phantom im Paradies, 1974) und im Anschluss um 20:30 Uhr OBSESSION (Schwarzer Engel, 1976) zu sehen, und am Mittwoch, 20.8., um 17 Uhr RAISING CAIN (Mein Bruder Kain, 1992) – alle drei in raren, farbenprächtigen 35mm-Kopien!

Als vierten internationalen Zusatzfilm freuen wir uns über eine besondere Preview, die bereits auf anderen Festivals für Furore gesorgt hat: Der Eurospy-Remix REFLET DANS UN DIAMANT MORT (Reflection in a Dead Diamond, 2025), ein glitzernder Rausch der visuellen Attraktionen vom äußerst Italo-affinen Regiedou Hélène Cattet und Bruno Forzani, ist zu sehen im mittlerweile bewährten Samstagmittag-Slot für neuere Zusatzfilme zum Festival.



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Eurospy ist auch ein gutes Stichwort für den offiziellen Eröffnungsfilm der 11. Ausgabe von Terza Visione am Mittwoch, 20.8., um 19:15 Uhr: O.K. CONNERY (Operation "kleiner Bruder", 1967) von Alberto De Martino ist in wunderschöner Technicolor-Kopie in CinemaScope eine vergnügliche Perle dieses Subgenres, das in den 1960ern mit Agenten-Abenteuern vor internationalen Kulissen das Erfolgsrezept der James-Bond-Filme zu kopieren versuchte – hier mit besonderem Besetzungscoup: Man konnte mit Neil Connery den jüngeren Bruder des damaligen Bond-Darstellers Sean Connery für die Hauptrolle gewinnen.



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Im Anschluss um 22 Uhr ist der vorletzte Film von Populärkinoveteran Giorgio Ferroni zu sehen: LA NOTTE DEI DIAVOLI (Die Nacht der Teufel, 1972) adaptiert die „Wurdalak“-Geschichte von Tolstoi auf archaische und gegenwärtige Weise zugleich: Als atmosphärisches Schauerstück, in dem der Westernstar Gianni Garko in der herbstlichen Tristesse einer rückständigen Einöde mit Aberglauben und Ängsten konfrontiert wird.


Damit sollten mindestens fünf gute Gründe für eine möglichst frühzeitige Anreise gegeben sein – aber natürlich gibt es auch ähnlich viele gute Gründe, bis ganz zum Ende des Festivals zu bleiben!



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Am Sonntag, 24.8. geht es mittags los mit dem bereits angekündigten raren, zwischen Sizilien und Amsterdam angesiedelten Gangsterfilm SERVO SUO (Ihr Diener, 1973) von Romano Scavolini, dessen Kurzfilm SOLITUDINE (1966) außerdem vorab zu sehen ist. Nachmittags wartet dann eine besondere Delikatesse, die möglicherweise seit Jahrzehnten nicht mehr in farblich guter 35mm-Kopie zu sehen war (in Bologna begnügte man sich bereits vor 13 Jahren mit einem Digitalisat): Der grelle Abenteuerfilm LA NAVE DELLE DONNE MALEDETTE (Das Schiff der verlorenen Frauen, IT/FR 1953) von Melodram-Maestro Raffaello Matarazzo entfesselt auf einem Schiff mit strafgefangenen Frauen ein wahnwitziges Inferno der Emotionen und Leidenschaften.



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Zur Primetime ist am Sonntag mit dem bereits angekündigten LA POLIZIOTTA (Die Polizistin, 1974) von Komödien-Spezialist Steno ein eigens erstmals vollständig untertiteltes Herzstück dieser Festivalausgabe zu sehen, das (soviel sei schon verraten) auch das diesjährige Festivalplakat schmücken wird. Zum Abschluss öffnet im elegant gefilmten und atmosphärisch dichten okkulten Horrorfilm MANHATTAN BABY (1982) von Lucio Fulci ein Archäologe ein ägyptisches Grab und setzt versehentlich einen bösen Geist frei, der von seiner Tochter in New York Besitz ergreift. Ein weithin unterschätzter Film, der (wie so oft bei Fulcis glorreichen Scope-Malereien) erst auf der großen Leinwand seine volle Wirkung entfaltet.


Was es zwischen Auftakt und Finale noch alles zu sehen gibt, wird in den nächsten Tagen vollständig bekannt gegeben.




Update 2:


https://www.facebook.com/terzavisione/p ... PDCyFFXCrl


Es geht weiter mit den Filmen, die am Donnerstag (21.8.) und am Freitag (22.8.) beim Festival zu sehen sind. Zunächst zu den vier Filmen, die am Donnerstag in dieser Reihenfolge gezeigt werden:



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Söldner- und artverwandte Actionfilme waren in den frühen 1980ern ein präsentes italienisches Subgenre: RUSH (1983) von Tonino Ricci bewegt sich actionreich zwischen RAMBO und MAD MAX, ist dabei entwaffnend naiv und bietet reizvolle Eigentümlichkeiten.



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MONELLA (1998) aka "Frivolous Lola" ist ein spätes Werk des bislang von uns zu wenig gewürdigten Softerotik-Spezialisten Tinto Brass, der in dieser verspielt-sinnlichen Sommerkomödie einen heiteren Reigen der Zuneigungen und Intrigen um eine junge Frau und ihren prüden Verlobten spinnt.



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ANNA (1951) vom lange unterschätzten, vielseitigen Alberto Lattuada zeigt mit einer namhaften Besetzung um Silvana Mangano, Raf Vallone und Vittorio Gassman den Werdegang einer Barsängerin zur Nonne.



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Guido Zurlis hierzulande als „Kanniballade“ beworbene schwarzhumorige Groteske LO STRANGOLATORE DI VIENNA (Der Würger kommt auf leisen Socken, 1971) über einen mordenden Metzgermeister verarbeitet Giallo-Motive und Wien-Zerrbilder zu einem denkwürdigen Kuriosum.



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Mit AMORE E MORTE NEL GIARDINO DEGLI DIE (Liebe und Tod im Garten der Götter, 1972) von Sauro Scavolini, LA BELVA COL MITRA (Der Tollwütige, 1977) von Sergio Grieco und AMANTIDE – SCIROCCO (Scirocco, 1987) von Aldo Lado haben wir drei der (in dieser Reihenfolge) am Freitag laufenden Filme bereits angekündigt. Am Nachmittag kommt noch das wunderbar bunte Weltraum-Abenteuer ...4 ...3 ...2 ...1 ...MORTE (Perry Rhodan - SOS aus dem Weltall) aka "Mission Stardust" von Primo Zeglio hinzu, ein schönes Beispiel für die aufreizende Naivität des italienischen Science-Fiction-Kinos, das mit schmissigem Soundtrack und farbenfrohen Lichtexperimenten durch Miniaturkulissen reist.


Die vier noch fehlenden Filme, die am Festivalsamstag (23.8.) laufen werden, kündigen wir am kommenden Montag zusammen mit einer Zeitplan-Übersicht an. Ab Dienstagnachmittag können dann Einzeltickets gekauft und Dauerkarten reserviert werden.

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Richie Pistilli
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Re: Terza Visione - 11. Festival des italienischen Genrefilms (20.08. - 24.08.2025)

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Update 3:


https://www.facebook.com/terzavisione/p ... txJD8TNQUl



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Die letzten vier bislang noch nicht angekündigten Filme laufen alle am Festival-Samstag (23.8.) nach dem bereits angekündigten Preview-Zusatzfilm REFLET DANS UN DIAMANT MORT (Reflection in a Dead Diamond, 2025) von Hélène Cattet und Bruno Forzani, der als glitzernder Rausch der visuellen Attraktionen tief aus dem ästhetischen Fundus des italo-europäischen Genrekinos im Allgemeinen und des Eurospy-Subgenres im Besonderen schöpft - und damit im Festivalkontext einen idealen Brückenschlag zwischen Filmgeschichte und Gegenwart darstellt.



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Im Anschluss folgt zunächst der nie in den deutschen Kinos gezeigte, wendungsreiche JOHN IL BASTARDO (John der Bastard, 1967) von Armando Crispino, der als von skurrilen Charakteren bevölkerte Adaption des Don-Juan-Mythos die überaus vielgestaltigen erzählerischen Möglichkeiten und atmosphärischen Abzweigungen demonstriert, die im italienischen Western möglich waren.



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Im präzise beobachteten Komödien-Juwel IL DIAVOLO (Amore in Stockholm, 1963) von Gian Luigi Polidoro macht sich Alberto Sordi auf die erwartungsfrohe Reise ins freizügige Schweden, wo er sich amouröse Begegnungen verspricht – doch es kommt alles ganz anders als gedacht.



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Mit LE SETTE SPADE DEL VENDICATORE (Die sieben Schwerter der Rache, 1962) inszenierte Riccardo Freda, der Vater des modernen italienischen Genrefilms, einen beschwingten und einfallsreichen Mantel-und-Degen-Film als Technicolor-Remake seines eigenen schwarzweißen Langfilmdebüts von 1942.



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Zum Tagesabschluss dann Saturday Night Fever all’italiana: Im Discofilm JOHN TRAVOLTO... DA UN INSOLITO DESTINO (Teenager-Liebe, 1979) von Neri Parenti versucht ein ungeschickter, aber ohne Brille fast wie John Travolta aussehender Hotelkoch auf dem Tanzparkett seinen Schwarm („Cicciolina“ Ilona Staller) für sich zu gewinnen.



Nachfolgend eine Übersicht des gesamten Programms inklusive der Zusatzfilme:


Inoffizielles Festival-Warm-Up mit drei Filmen von Brian De Palma:

Di 19.08. um 18:00 Uhr:
PHANTOM OF THE PARADISE
Das Phantom im Paradies
USA 1974. R: Brian De Palma
D: Paul Williams, William Finley, Jessica Harper. 91 Min. 35mm. OF mit span. UT

Di 19.08. um 20:30 Uhr:
OBSESSION
Schwarzer Engel
USA 1976. R: Brian De Palma
D: Cliff Robertson, Geneviève Bujold, John Lithgow. 98 Min. 35mm. OF

Mi 20.08. um 17:00 Uhr
RAISING CAIN
Mein Bruder Kain
USA 1992. R: Brian De Palma
D: John Lithgow, Lolita Davidovich, Steven Bauer. 88 Min. 35mm. OF



Programmübersicht Terza Visione - 11. Festival des italienischen Genrefilms:


Mi 20.08. um 19:15 Uhr:
O.K. CONNERY
Operation "kleiner Bruder"
Italien 1967. R: Alberto De Martino
D: Neil Connery, Daniela Bianchi, Adolfo Celi. 104 Min. 35mm. DF

Mi 20.08. um 22:00 Uhr:
LA NOTTE DEI DIAVOLI
Die Nacht der Teufel
Italien/Spanien 1972. R: Giorgio Ferroni
D: Gianni Garko, Agostina Belli, Roberto Maldera. 89 Min. 35mm. Englische Fassung
Deutschlandpremiere

Do 21.08. um 14:00 Uhr:
RUSH
Italien 1983. R: Tonino Ricci
D: Bruno Minniti, Gordon Mitchell, Laura Trotter. 80 Min. 35mm. DF

Do 21.08. um 16:00 Uhr:
MONELLA
Italien 1998. R: Tinto Brass
D: Anna Ammirati, Patrick Mower, Max Parodi. 105 Min. 35mm. OmeU
Deutsche Kinopremiere

Do 21.08. um 20:00 Uhr:
ANNA
Italien/Frankreich 1951. R: Alberto Lattuada
D: Silvana Mangano, Raf Vallone, Vittorio Gassman. 109 Min. 35mm. DF

Do 21.08. um 22:30 Uhr:
LO STRANGOLATORE DI VIENNA
Der Würger kommt auf leisen Socken
Italien/BRD 1971. R: Guido Zurli
D: Victor Buono, Franca Polesello, Brad Harris. 83 Min. 35mm. DF

Fr 22.08. um 12:45 Uhr:
AMORE E MORTE NEL GIARDINO DEGLI DEI
Liebe und Tod im Garten der Götter
Italien 1972. R: Sauro Scavolini
D: Erika Blanc, Peter Lee Lawrence, Richard Melville. 89 Min. 35mm. OmU
Deutsche Kinopremiere

Fr 22.08. um 16:15 Uhr:
...4 ...3 ...2 ...1 ...MORTE
Perry Rhodan - SOS aus dem Weltall

Italien/BRD/Spanien/Marokko 1967. R: Primo Zeglio
D: Lang Jeffries, Essy Persson, Luis Dávila. 79 Min. 35mm. DF

Fr 22.08. um 20:00 Uhr:
LA BELVA COL MITRA
Der Tollwütige

Italien 1977. R: Sergio Grieco
D: Helmut Berger, Marisa Mell, Richard Harrison. 96 Min. 35mm. OmeU
Deutsche Kinopremiere

Fr 22.08. um 22:30 Uhr:
AMANTIDE - SCIROCCO
Scirocco

Italien/Frankreich 1987. R: Aldo Lado
D: Fiona Gélin, Enzo Decaro, Yves Collignon. 92 Min. 35mm. OmU
Deutsche Kinopremiere

Sa 23.08. um 11:30 Uhr:
REFLET DANS UN DIAMANT MORT
Reflection in a Dead Diamond

Belgien/Frankreich/Italien/Luxemburg 2025. R: Hélène Cattet, Bruno Forzani.
D: Fabio Testi, Yannick Renier, Koen De Bouw, Maria de Medeiros. 87 Min. DCP. OmU
Preview (Terza-Visione-Zusatzfilm, aus Abrechnungsgründen nicht in Dauerkarte inkludiert)

Sa 23.08. um 13:30 Uhr:
JOHN, DER BASTARD
John der Bastard

Italien 1967. R: Armando Crispino
D: John Richardson, Claudio Camaso, Martine Beswick. 104 Min. 35mm. OmeU
Deutschlandpremiere

Sa 23.08. um 16:00 Uhr:
IL DIAVOLO
Amore in Stockholm

Italien 1963. R: Gian Luigi Polidoro
D: Alberto Sordi, Gunilla Elm-Tornkvist, Anne-Charlotte Sjöberg. 103 Min. 35mm. OmU

Sa 23.08. um 20:00 Uhr:
LE SETTE SPADE DEL VENDICATORE
Die sieben Schwerter der Rache

Italien/Frankreich 1962. R: Riccardo Freda
D: Brett Halsey, Béatrice Altariba, Giulio Bosetti. 94 Min. 35mm. OmeU

Sa 23.08. um 22:30 Uhr:
JOHN TRAVOLTO... DA UN INSOLITO DESTINO
Teenager-Liebe

Italien 1979. R: Neri Parenti
D: Giuseppe Spezia, Angelo Infanti, Gloria Piedimonte. 87 Min. 35mm. DF

So 24.08. um 12:45 Uhr:
SERVO SUO
Ihr Diener

Italien/Niederlande 1973. R: Romano Scavolini
D: Chris Avram, Lea Lander, Paola Senatore. 95 Min. 35mm. OmeU
Deutschlandpremiere
Vorfilm: SOLITUDINE (Einsamkeit. R.: Romano Scavolini, 1966, 11 Min. 35mm. OmeU)

So 24.08. um 16:45 Uhr:
LA NAVE DELLE DONNE MALEDETTE
Das Schiff der verlorenen Frauen

Italien/Frankreich 1953. R: Raffaello Matarazzo
D: Kerima, May Britt, Ettore Manni. 87 Min. 35mm. DF

So 24.08. um 20:00 Uhr:
LA POLIZIOTTA
Die Polizistin

Italien 1974. R: Steno
D: Mariangela Melato, Orazio Orlando, Renato Pozzetto. 105 Min. 35mm. OmU
Deutschlandpremiere

So 24.08. um 22:30 Uhr:
MANHATTAN BABY
Italien 1982. R: Lucio Fulci
D: Christopher Connelly, Laura Lenzi, Brigitta Boccoli. 89 Min. 35mm. OmU
Deutsche Kinopremiere

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Richie Pistilli
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Re: Terza Visione - 11. Festival des italienischen Genrefilms (20.08. - 24.08.2025)

Beitrag von Richie Pistilli »

VVK-Start und Dauerkarten reservierbar!

Einige unvorhergesehene technische Widrigkeiten sorgten dann doch für eine Verzögerung, aber seit Mitternacht ist endlich unter folgendem Link die Programmübersicht zur kommenden 11. Festivalausgabe online (ein paar Langtexte werden demnächst noch ergänzt, ebenso die Angaben zu den Einführungen):
https://www.dff.film/kino/kinoprogramm/ ... isione-11/

Ab sofort können Einzeltickets für alle Vorführungen online oder an der Kasse im DFF gekauft (bzw. alternativ dort oder telefonisch unter +49 69 961 220 220 reserviert) werden. Dauerkarten (preislich wie im letzten Jahr mit 108 Euro für Mi-So, 96 Euro für Do-So und 77 Euro für Fr-So) sind erst ab 19.8. vor Ort zum Kauf erhältlich, können und sollten aber bitte vorab online reserviert werden - wie in den letzten Jahren durch ein kostenfreies "Reservierungs-Ticket", das nach einigen Nachjustierungen nun auch funktioniert, hier der Direktlink dazu:
https://booking.cinetixx.de/frontend/in ... 3271622271
Dort bitte auf "Weiter" klicken und dann bei Preiskategorie die gewünschte Dauerkarte auswählen:

Do-So 96 Euro (voreingestellt)
Fr-So 77 Euro
Mi-So 108 Euro

Wer sich direkt Tickets für die beiden Zusatzfilme am 20.8. und 23.8. sichern möchte, findet nachfolgend die Links:

RAISING CAIN am Mi 20.8.:
https://booking.cinetixx.de/frontend/in ... 3268655102

REFLET DANS UN DIAMANT MORT (Reflection in a Dead Diamond) am Sa 23.8.:
https://booking.cinetixx.de/frontend/in ... 3271622300

Beide sind aus Abrechnungsgründen leider nicht in der Dauerkarte inkludiert, gerne kann aber jeweils die ermäßigte Preiskategorie "Mit Dauerkarte Terza Visione" ausgewählt werden.
Die beiden De-Palma-Filme PHANTOM OF THE PARADISE und OBSESSION am Vorabend Dienstag 19.8. sind hier in der Reihenübersicht zu finden:
https://www.dff.film/kino/kinoprogramm/ ... ma-august/

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Re: Terza Visione - 11. Festival des italienischen Genrefilms (20.08. - 24.08.2025)

Beitrag von Richie Pistilli »

Bevor heute Abend in Frankfurt der "offizielle" Startschuss zur 11. Festivalausgabe fällt, gibt es hier noch das Plakat des diesjährigen TERZA VISIONE:


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Bin schon schwer auf die beiden heutigen Filme gespannt. 8-)

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Re: Terza Visione - 11. Festival des italienischen Genrefilms (20.08. - 24.08.2025)

Beitrag von Richie Pistilli »

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Auch in diesem Jahr ist es den Machern des TERZA VISIONE gelungen, ein beeindruckendes Festivalprogramm auf die Beine zu stellen, das fünf Tage lang begeisterte. Obwohl mich die diesjährige Filmauswahl zunächst etwas skeptisch stimmte, entpuppte sich diese letztendlich als durchaus gelungen. Neben den mir bereits bekannten Filmen, auf die ich mich natürlich sehr gefreut habe, konnten mich auch wieder einige Streifen überzeugen, von denen ich es im Vorfeld nicht gedacht hätte. Hinzu gesellten sich zahlreiche Einleitungen, die allesamt eindrucksvoll waren. Daher gilt mein Dank den Machern, Filmvorführern, Live-Untertitlern, Laudatoren und allen anderen Helfern, ohne die ein solches Event nicht möglich wäre.



Zur Eröffnung der diesjährigen Festivalausgabe stand am Mittwoch Abend zunächst Alberto De Martinos OPERATION "KLEINER BRUDER" auf dem Programm, der bei mir einschlug wie eine Bombe. Der Film zählt zweifelsfrei zu den imposantesten Eurospy-Produktionen, die die Italiener in der damaligen Dekade auf die Beine stellten. Glücklicherweise lag meine letzte Sichtung bereits mehr als zehn Jahre zurück, so dass einem gelungenen Wiedersehen nicht im Wege stand. Die Vorführung auf der großen Leinwand entpuppte sich dementsprechend als ein Hochgenuss, der gerne noch etwas länger hätte gehen können. Neben den überzeugenden Darstellern und den bestechenden Drehorte war es die deutsche Synchronfassung, die für ein unvergessliches Filmerlebnis sorgten. Giorgio Ferronis DIE NACHT DER TEUFEL hinterließ im Anschluss ebenfalls einen nachhaltigen Eindruck.


Der zweite Tag wurde mit Tonio Riccis Endzeit-Graupe RUSH eröffnet, bei dessen Ankündigung ich im Vorfeld zunächst die Hände über den Kopf zusammenschlug: Warum musste ausgerechnet diese postapokalyptische Schlaftablette vorgeführt werden, wenn es doch noch so viele andere gelungene Endzeit-Klopper gibt? Meine Erinnerungen an die DVD-Sichtung waren alles andere als positiv, zumal mir lediglich die endlose Kreisfahrt in den Katakomben im Gedächtnis haften blieb. Letztendlich überraschte mich die Filmvorführung auf der großen Leinwand, denn obwohl der Film nicht unbedingt besser wirkte, bereitete er mir im Kino etwas mehr Spaß. Als Nächstes standen für mich zwei Herausforderungen auf dem Programm, denn bereits bei den vorausgegangenen Festivalausgaben kristallisierte sich heraus, dass sowohl der Erotik-Film als auch das Melodram bei mir einen ganz schwierigen Stand hatten. Und so war es leider auch dieses Mal, denn weder MONELLA, noch ANNA konnte ich großartig etwas abgewinnen. Dennoch finde ich es gut, dass die Macher des Festivals auch solche Genres ins breitgefächerte Programm mit aufnehmen, denn beim Großteil des Publikums kamen diese beiden Filme gut an. Nachdem ich die beiden persönlichen Tiefpunkte überstanden hatte, folgte für mich mit Guido Zurlis DER WÜRGER KOMMT AUF LEISEN SOCKEN -ein Film, den ich vor vielen Jahren schon auf Anhieb mochte- ein weiteres Festival-Highlight. Zurlis "Kanniballade" ist ein herrlich schräger Film, der mit seinem Wiener Schmäh so ziemlich einzigartig in der italienischen Filmlandschaft sein dürfte. Ein herrlicher Spaß, mit dem der zweite Festivaltag abgeschlossen wurde.


Am dritten Tag stand als erstes Sauro Scavolinis LIEBE UND TOD IM GARTEN DER GÖTTER auf dem Programm. Obwohl der Film bei den Rezensionen im Netz nicht unbedingt gut wegkommt, hatte mir dieser bereits im Rahmen der DVD-Veröffentlichung auf Anhieb gut gefallen. Auf der großen Leinwand entfaltete das bildstarke Giallo-Drama seine Wirkung erst so richtig, was letzlich einem visuellen Hochgenuss gleichkam. Mit Premio Zeglios PERRY RHODAN - SOS IM WELTALL folgte daraufhin ein trivialer Filmspaß, der mir im richtigen Bildformat eine noch größere Freude bereitete, als es der mittelmäßige TV-Mitschnitt bereits tat. Zur besten Abendstunde enternte als Nächstes Helmut Berger als DER TOLLWÜTIGE die große Leinwand, wo er wie erwartet ein regelrechtes Trümmerfeld hinterließ. Im Gegensatz zum letzten Film des Abends, Aldo Lados SCIROCCO, wirkte Sergio Griecos Machwerk wie ein regelrechter Hurrikane, der den Abschlussfilm wie ein laues Lüftchen wirken ließ. So sehr ich Aldo Lado als Filmemacher schätze, mit seinem Erotik-Film SCIROCCO konnte ich so rein gar nichts anfangen. Ganz anders sah die Sache bei DER TOLLWÜTIGE aus, bei dem Nanni Vitalis Amoklauf sich zu einem kontrollosen Exzess entwickelte, an dessen Ende sich die Filmleichen stapelten. Ein knallharter Polizeifilm, der keine Gefangenen macht.


Der vierte Tag wurde gleich mit einer regelrechten Filmgranate eröffnet, denn im Rahmen einer Sondervorführung, die bereits um 11:30 begann, stand das neue Werk von Hélène Cattet und Bruno Forzani auf dem Programm. Meine vorausgegangene Befürchtung, dass bei der diesjährigen Filmauswahl der persönliche "Wow-Effekt" ausbleiben würde, stellte sich bereits nach wenigen Minuten als völlig unbegründet heraus, denn REFLECTION IN A DEAD DIAMOND entpuppte sich als ein regelrechtes Brett, das mit seiner visuellen Wucht für einen neunzigminütigen "Dauer-Wow-Effekt" sorgte. Während bei den beiden abstrakten Erstlingen AMER und DER TOD WEINT ROTE TRÄNEN die vage Handlung nur erahnt werden konnte, gelang es den beiden Filmemachern mit LEICHEN UNTER BRENNENDER SONNE erstmals so etwas wie eine Handlung zu erkennen lassen. Bei REFLEKTION IN A DEAD DIAMOND wurde das Ganze sogar noch weiter perfektioniert, denn trotz der hypnotischen Bildflut, die mich die gesamte Laufzeit über rettungslos in ihrem Bann hielt, konnte die Handlung dieses Mal sehr gut nachvollzogen werden. Im Film selbst sinniert Fabio Testi eindrucksvoll über seine Vergangenheit als Spion, die ihn zugleich in der Gegewart einzuholen schien. Die Handlung spielt sich somit auf zwei Zeitebenen ab, wobei die gezeigten Rückblicke von ihrer Zeitabfolge nicht chronologisch ablaufen. Eine visuelle Glanzleistung, deren Eindruck immer noch nachwirkt. Freue mich jetzt schon darauf, den Film im Rahmen seiner BD-Veröffentlichung wiederzusehen. Als Nächstes folgte mit Armando Crispinos JOHN, DER BASTARD ein außergewöhnlicher Italo-Western, der im Rahmen des Filmfestivals seine deutsche Kinopremiere feierte. Gian Luigi Polidoros AMORE IN STOCKHOLM entpuppte sich daraufhin als die nächste positive Überraschung des bunten Festivalprogramms, denn Alberto Sordis turbulente Reise nach Stockholm war alles in allem ein riesen großer Spaß. Zur Prime Time stand an diesem Abend ein Mantel-und-Degen-Film von Riccardo Freda auf dem Programm, den ich als solide und unterhaltsam beschreiben würde. Für den gelungenen Abschluss des vierten Tages sorgte danach Neri Parentis TEENAGER-LIEBE, der zwar sehr klamaugig ausfiel, aber auch für viele Lacher sorgte. Alleine beim Anblick des unfassbaren Protagonisten "John Travolto" blieb kein Auge trocken. Hinzu gesellte sich die Dreistigkeit auf der musikalischen Ebene, das Hauptthema von SATURDAY NIGHT FEVER (Stayin Alive von den Bee Gees) fast unverändert zu übernehmen, denn neben einer Taktverschiebung der Bassline wurde lediglich ein "Ha" an eine andere Stelle gerückt.


Der letzte Festivaltag wurde mit einem außergewöhnlichen Mafia-Film eröffnet, der unter der Regie von Romano Scavolini entstand. SERVO SUO hatte mir bereits bei meiner Erstsichtung vor einigen Jahren zugesagt, aber auf der großen Leinwand gefiel mir der Film im richtigen Bildformat besonders gut. Chris Avram spielt darin einen Lehrer, der aufgrund Geldschulden von der Mafia erpresst wird. Letztendlich wandelt er sich zu einem gefühlskalten Killer, der von da an für den örtlichen Mafioso Don Calogero die Drecksarbeit erledigt. Ein ruhig erzählter Mafia-Film, der gerade aufgrund seiner außergewöhnlihen Atmosphäre beeindruckt. Ein weiterer Film, der mich positiv überraschte, war Raffaello Matarazzos DAS SCHIFF DER VERLORENEN FRAUEN, denn anstatt der erwarteten Hysterie, entpuppte sich der Film viel gesetzter, ohne auch nur eine Minute langweilig zu sein. Matarazzos Streifen war sowohl für seine Zeit sehr fortschrittlich als auch mächtig unterhaltsam. Die deutsche Synchronfassung erledigte dann den Rest. Um 20:00 stand mit Stefano Vanzinas LA POLIZIOTTA ein weiteres Festival-Highlight auf dem Programm, mit dem ich im Vorfeld in keinster Weise gerechnet hatte. Der Film entpuppte sich als eine italienische Komödie, deren Humor genau meinem Gusto entsprach. Anstatt dem üblichen Klamauk befasst sich Stenos Film auf humorvolle Art und Weise mit den korrupten Verflechtungen innerhalb der italienischen Behörden. Eine filmische Glanzleistung, die mir richtig gut gefiel. Als Abschlussfilm wurde für die diesjährige Festivalausgabe Lucio Fulcis MANHATTAN BABY auserkoren, der dann auch wie erwartet eine großartige Atmosphäre im Kinosaal versprühte.


Was bleibt, sind zahlreiche unvergessene Filmmomente, mit denen ich im Vorhinein nicht gerechnet hatte. Und genau das macht den Charme des TERZA-VISIONE-Festivals auch aus, das Jahr für Jahr für solche Momente sorgt. Bin jetzt schon voller Vorfreude auf die nächstjährige Festivalausgabe, bei der es bestimmt auch wieder zuhauf seltene Filmperlen zu entdecken gibt. Doch zunächst steht im Oktober das Italo-Cinema-Festival an, das vom 23.10. - 26.10. im Nürnberger Komm-Kino über die Bühne geht.

PedraBri
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Re: Terza Visione - 11. Festival des italienischen Genrefilms (20.08. - 24.08.2025)

Beitrag von PedraBri »

Bin beim diesjährigen leider sehr kurzfristig krankheitsbedingt ausgefallen und werde mal sehen, dass ich die eine oder andere Lücke via DVD/BD schließen kann :roll:

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Richie Pistilli
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Re: Terza Visione - 11. Festival des italienischen Genrefilms (20.08. - 24.08.2025)

Beitrag von Richie Pistilli »

So etwas ist natürlich unerfreulich. Das tut mir echt leid. :(
In nächster Zeit finden noch zwei Events statt, bei denen ebenfalls italienische Filme (35mm-Kopien) gezeigt werden:

03.10. - 04.10.: Deliria över Düsseldorf, Part II

23.10. - 26.10.: Italo-Cinema-Festival (Nürnberg)
(Das Filmprogramm wird bald bekannt gegeben)

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Richie Pistilli
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Re: Terza Visione - 11. Festival des italienischen Genrefilms (20.08. - 24.08.2025)

Beitrag von Richie Pistilli »

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Festivalbericht von Frank Castenholz, Silvia Szymanski, Tilman Schumacher, Kamil Moll, Nicolai Bühnemann und Lukas Foerster:
https://www.critic.de/special/jeder-men ... 2025-4789/


Hörbeitrag: 11. Terza Visione – Festival des italienischen Genrefilms: Ein Gespräch mit Andreas Beilharz (Kino-Team, DFF)
https://www.podcast.de/episode/69290985 ... genrefilms

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Richie Pistilli
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Re: Terza Visione - 11. Festival des italienischen Genrefilms (20.08. - 24.08.2025)

Beitrag von Richie Pistilli »

Der vierte Tag wurde gleich mit einer regelrechten Filmgranate eröffnet, denn im Rahmen einer Sondervorführung, die bereits um 11:30 begann, stand das neue Werk von Hélène Cattet und Bruno Forzani auf dem Programm. Meine vorausgegangene Befürchtung, dass bei der diesjährigen Filmauswahl der persönliche "Wow-Effekt" ausbleiben würde, stellte sich bereits nach wenigen Minuten als völlig unbegründet heraus, denn REFLECTION IN A DEAD DIAMOND entpuppte sich als ein regelrechtes Brett, das mit seiner visuellen Wucht für einen neunzigminütigen "Dauer-Wow-Effekt" sorgte. Während bei den beiden abstrakten Erstlingen AMER und DER TOD WEINT ROTE TRÄNEN die vage Handlung nur erahnt werden konnte, gelang es den beiden Filmemachern mit LEICHEN UNTER BRENNENDER SONNE erstmals so etwas wie eine Handlung zu erkennen lassen. Bei REFLEKTION IN A DEAD DIAMOND wurde das Ganze sogar noch weiter perfektioniert, denn trotz der hypnotischen Bilderflut, die mich die gesamte Laufzeit über rettungslos in ihrem Bann hielt, konnte die Handlung dieses Mal sehr gut nachvollzogen werden. Im Film selbst sinniert Fabio Testi eindrucksvoll über seine Vergangenheit als Spion, die ihn zugleich in der Gegenwart einzuholen schien. Die Handlung spielt sich somit auf zwei Zeitebenen ab, wobei die gezeigten Rückblicke von ihrer Zeitabfolge nicht chronologisch ablaufen. Eine visuelle Glanzleistung, deren Eindruck immer noch nachwirkt. Freue mich jetzt schon darauf, den Film im Rahmen seiner BD-Veröffentlichung wiederzusehen.

Nachdem REFLECTION IN A DEAD DIAMOND gestern seinen bundesweiten Kinostart feierte, hätte ich mir diesen halluzinogenen Fiebertraum liebend gerne ein zweites Mal auf der Leinwand angesehen, aber leider wird der Film in meiner provinziellen Kultur-Metropole nicht gezeigt Die BD von Plaion erscheint erst am 29. Januar. Hebe mir jetzt zumindest für Sonntag ein Kino-Ticket für ONE BATTLE AFTER ANOTHER gegönnt, auf den ich auch schon sehr gespannt bin. Dennoch wurmt es mich gerade, dass REFLECTION IN A DEAD DIAMOND hier nicht aufgeführt wird. :x :(


Überdrehter Meta-Film: Reflection in a Dead Diamond - Bilder mit klaren Ansagen
https://taz.de/Ueberdrehter-Meta-Film-E ... /!6115506/

Neuer Film von Hélène Cattet und Bruno Forzani: Reflection in a Dead Diamond – Kritik
https://www.critic.de/film/reflection-i ... ond-18948/

Reflection in a Dead Diamond: Doppelter Boden unter doppeltem Boden
https://www.perlentaucher.de/im-kino/fi ... rzani.html

Interview: Hélène Cattet und Bruno Forzani zu »Reflection in a Dead Diamond«
https://www.epd-film.de/meldungen/2025/ ... ad-diamond

Reflection in a Dead Diamond: Bilder, die funkeln und bluten
https://www.kino-zeit.de/film-kritiken- ... amond-2025
https://www.nischenkino.de/reflet-dans- ... e-special/
https://www.moviepilot.de/news/ab-heute ... ht-1157752

TV: Reflection in a Dead Diamond - Interview mit Hélène Cattet und Bruno Forzani
https://www.arte.tv/de/videos/124032-01 ... o-forzani/

Video: Reflection In A Dead Diamond | Berlinale Talk 2025
https://www.youtube.com/watch?v=GEVrH_Df_5Q




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